Ulldart 2: Flucht aus Rogogard

„Flucht aus Rogogard“ ist das zweite Spielbuch aus der „Ulldart“-Reihe von Markus Heitz. Diesmal schlüpft der Leser in die Rolle eines enttarnten Spions und muss sich durch die Wirrungen einer eroberten Stadt schlagen beziehungsweise aus selbiger flüchten.

von Reinhard Kotz

 

Ein dunkler Schatten liegt über dem Land Ulldart. Der mächtige Kriegsfürst Sinured ist zurückgekehrt und hat mit seinen Schergen weite Teile des Kontinents unterjocht. Ein Königreich fiel nach der anderen und auch das stolze Inselreich Rogogard mit seinen schier uneinnehmbaren Festen musste sich der Gewalt Sinureds beugen. In einer solchen Festung startet das Abenteuer. Ohne großes Vorspiel wird dem Leser sogleich gesagt, dass er als Spion des in Exil lebenden Königs Perdor aufgeflogen ist und nun in Kerker sitzt. Die Ziele sind daher klar:
1. Aus dem Kerker fliehen
2. Den Verräter finden und eliminieren
3. Herausfinden, was aus der eigenen Frau und dem kleinen Sohn geworden ist
4. Die Welt retten...

Die Flucht aus der Zelle geht schneller als denkt, doch dann muss man sich durch die dunklen Verliese der Burg schlagen. Zum Glück kann man schon bald eine attraktive Kapitänin namens Varla befreien, die einem nicht nur Gesellschaft, sondern in mancher Situation auch wertvolle Hilfe leistet. Die Möglichkeit, mit ihr durchzubrennen und Ziele 2 bis 4 zu ignorieren, wird einem allerdings leider nicht geboten...

Nach der Flucht aus der Festung sind einem die Schergen aber immer noch auf der Spur, sodass sich die Flucht in der Stadt fortsetzt. Erst im eigenen Haus kehrt etwas Ruhe ein, würde hier nicht der Verräter auf einen warten, der natürlich die eigenen Reichtümer in Besitz genommen hat. Hat man mit ihm erst die Dinge „geregelt“, kann man sich dem nächsten Ziel widmen: Flucht aus der Stadt. Dies ist nur mittels eines Bootes möglich, doch wie gut, dass man eine Kapitänin an seiner Seite hat. Sobald man ein Schiff gekapert oder anderweitig erworben hat, endet das Buch und lässt offen, wie das Schicksal des Lesers weitergeht. Da aber einige Hinweise für später gegeben werden, ist zu hoffen, dass das Spielbuch noch eine Fortsetzung findet.

Das Buch ist in einem lockeren Stil geschrieben, wodurch ich mich als Leser gut unterhalten fühlte. Auch der gelegentlich aufblitzende Humor und die amüsanten Seitenhiebe taten ihr Übriges, um keine Langeweile aufkommen lassen. (Kleines Beispiel: Varla spricht in der Kneipe einen Mann an. „Du zweifelst an Varlas Menschenkenntnis, mehr noch an der Wahl ihrer Männer.“).

Das Abenteuer selbst ist als kurzweilig einzustufen, obwohl das Buch über 400 Abschnitte hat. Das mag aber auch daran liegen, dass das Abenteuer – wie meine Figur – mehr in die Breite als in die Länge ausgelegt worden ist. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch die geringe Sterblichkeitsrate der Hauptfigur. Die meisten dürften das Abenteuer beim ersten Spielen gleich bis zum Ende schaffen. Dies ist einerseits erfreulich, weil bei den alten Spielbüchern von Jackson und Livingstone und Co. das häufige Scheitern (meist gab es nur einen Weg durch das Buch oder man musste an einer bestimmten Stelle viel Glück haben) auf Dauer doch sehr frustrierend war. Auf der anderen Seite fehlt es dadurch etwas an Herausforderung.

Inhaltlich ist das Abenteuer eher als unspektakulär einzustufen, da kaum Neues geboten wird. Ich weiß gar nicht mehr, aus wie vielen Kerkern ich im Laufe meines (Solo-)Rollenspiellebens schon ausgebrochen bin – vom dem ständigen Herumgerenne in Dungeons ganz abgesehen. Nett war lediglich das eine Rätsel zum Schluss des Buches. Ich habe erst einmal eine Nacht drüber schlafen müssen, bis ich es gelöst hatte.

Zudem hätte ich mir als Unkundiger von Ulldart die ein oder andere Information mehr über die Welt gewünscht. So bekommt man beispielsweise gar nicht so richtig mit, wer der König eigentlich ist, dem man dient. Ein längeres Vorwort mit der Erklärung der politischen Gesamtsituation wäre hier sinnvoll gewesen. Auch der im Buch abgedruckten Karte konnte ich keine Verwendung abgewinnen. Abgesehen davon, dass die Karte hässlich und unübersichtlich ist, habe ich auch Rogogard darauf nicht finden können.

Ansonsten ist das Buch aber übersichtlich aufgemacht und nichts weiter zu beanstanden. Besonders gut haben mir die
Bilder gefallen (etwa das Porträt der Kapitänin), die einzelne Szenen im Buch gut ergänzen.

Fazit:
„Flucht aus Rogogard“ ist ein typisches Buch der Kategorie „Kann man lesen, muss man aber nicht“. Wer es kauft, macht damit nichts falsch, da es kurzweilige Unterhaltung bietet, wer es nicht kauft, verpasst allerdings auch nicht viel, da hier streng genommen nichts Neues geboten wird. Als Sammler von Solo-Rollenspielbüchern bin ich aber froh, es in meinem Regal stehen zu haben.


Flucht aus Rogogard – Abenteuer-Spielbuch in Ulldart 2
Abenteuer-Spielbuch
Markus Heitz, Sonja Rüther
Pegasus Press 2007
ISBN: 393979435X
272 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 8,95

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