Trollblut

Das neuste Abenteuer-Spielbuch aus dem Hause Pegasus entführt den Leser in die Welt der Trolle, wo der Leser ein Geheimnis mit weitreichenden Folgen aufdecken kann ...

von Morgath

Hintergrund

Das Reich Wlachkis ist lange Zeit von den Masriden unterjocht worden. Erst vor einem Jahr ist es den freiheitsliebenden Wlachaken gelungen, den Feind in einer gewaltigen Schlacht zu besiegen und große Teile des Landes zu befreien. Der Schlüssel zum Sieg waren die Trolle – Furcht einflößende Drei-Meter-Riesen, die unter der Erde leben, weil sie das Sonnenlicht nicht ertragen können. Diese kamen aus ihrem unterirdischen Reich hervor und haben sich auf die Seite der Wlachkaken geschlagen. Doch nun sind sie in ihr Reich zurückgekehrt. Seitdem hat sich die Situation in Wlachkis einigermaßen normalisiert und es herrscht sogar Waffenstillstand zwischen den erbitterten Feinden (manche sprechen gar von einem Frieden). Doch der Hass auf die einstigen Besatzer ist noch längst nicht verflogen. In diesen Zeiten spielt nachfolgendes Abenteuer.

Das Abenteuer

In diesem Spielbuch schlüpft der Leser in die Rolle eines Wlachaken, der an der großen Schlacht vor einem Jahr teilgenommen hat und nunmehr wieder ein bescheidenes Leben als Bauer führt. Doch eines Tages (eigentlich ist es nachts) stehen drei Trolle vor ihm und bitten ihn um Hilfe. Die Trolle werden von den „Anderen“ verfolgt und müssen schleunigst in ihr Reich unter der Erde zurück. Die Zeit ist knapp, da das Tageslicht die Trolle lähmen und schutzlos ihren Feinden ausliefern würde. Kurz entschlossen führt er daher die Trolle zu einem Eingang in das Unterreich. Doch die Feinde sind der Gruppe dicht auf den Versen und schneiden ihr den Rückweg ab, sodass der Leser den Trollen unter die Erde folgen muss, wo zahlreiche spannende Begegnungen auf ihn warten...

Im Laufe des Abenteuers kann der Leser dann langsam mehr über die „Anderen“ erfahren und muss gar feststellen, dass diese auch für die Menschen eine Gefahr darstellen. Das Buch endet schließlich damit, dass es dem Abenteurer gelingt, an die Oberfläche zu kommen und dort die Menschen über die neue Bedrohung zu warnen. Welche Gefahren dann den Menschen drohen, wird vermutlich Gegenstand der nächsten Spielbücher dieser Reihe sein.

Die Regeln

Regeltechnisch geht das Buch überraschenderweise neue Wege. Das bisherige (von mir bereits in anderen Rezensionen kritisierte) Regelwerk findet hier keine Anwendung, sondern muss einem gänzlich neuen weichen. Es gibt insgesamt 4 Attribute: Stärke, Geschicklichkeit, Gewitztheit und Charisma. Jedes Attribut hat einen Mindestwert von 3, wobei einem noch 6 Punkte zur Verfügung stehen, die man nach Belieben verteilen kann.

Bei Proben muss ein bestimmter Schwierigkeitsgrad (meist 8) erreicht werden, wobei mit 1W6 gewürfelt und der Attributswert addiert wird.

Kämpfe funktionieren ähnlich, wobei hier mit 2W6 gewürfelt wird und ein feststehenden Verteidigungswert (meist 10) übertroffen werden muss. Bei einem Treffer wird dann der Schaden von gewöhnlich 1W6 + Stärke ausgewürfelt. Diverse Ausrüstungsgegenstände können die Proben natürlich positiv beeinflussen.

Außerdem gibt es noch Lebenspunkte (Start: 2W6+10) sowie Glückspunkte (3). Glückpunkte sind dabei extrem wertvoll, da damit zum Beispiel Treffer abgewendet werden können. Da manche Gegner teilweise einen Schaden von 1W6 + 7 machen, kann der Einsatz eines Glückspunktes oft über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Die Regeln sind einfach gehalten, leicht verständlich und daher sehr zweckdienlich. Zu kritisieren gibt es nur zwei Punkte:

Bei den Kampfregeln missfällt mir, dass der Verteidigungswert nicht von den Attributen beeinflusst wird, sondern starr feststeht. Die in den Spielbüchern bisher übliche Lösung, dass im Kampf beide Kontrahenten gegeneinander würfeln und der mit dem höheren Wurf gewinnt, gefällt mir zudem besser.

Außerdem wäre eine einheitliche Lösung bei den Attributsproben (Probe erfolgt mit 1W6) und den Kampfproben (hier wird mit 2W6 gewürfelt) vorzuziehen gewesen. Mir selber ist dies zunächst gar nicht aufgefallen, sodass ich beim ersten Spielen alle Attributsproben mit 2W6 durchgeführt habe und mich dann wunderte, warum alle Proben so leicht sind...

Insgesamt ist das Regelwerk aber eine (deutliche) Verbesserung zu den anderen Spielbüchern von Pegasus, und es bleibt zu wünschen, dass die zukünftigen Spielbücher sich an den vorliegen Regeln orientieren.

Eindruck

Das Buch ist spannend geschrieben und schlägt den Leser vom ersten Abschnitt an in seinen Bann. Die Spannung wird auch gut durch das neue Regelwerk unterstützt, da hier ein angenehmes Spannungsverhältnis zwischen Erfolg und Misserfolg besteht. Die Handlung ist sehr linear und besteht im Wesentlich aus einer Andernanderreihung von Begegnungen. Diese sind aber interessant ausgebaut und lassen dem Spieler weitgehend den gewünschten Freiraum, um sich adäquat entscheiden zu können. Besonders gefallen hat mir ein Rätsel, das scheinbar gegen jede Logik verstößt, aber dann doch eine ausgefallene Lösung bietet.

Das Highlight des Spielbuches ist aber die gelungene Darstellung der Trolle, mit denen der Abenteurer – wie der Titel schon vermuten lässt – doch das ein oder andere mal zu tun bekommt. Ihre Kultur und ihre Sitten werden zwar oft nur angeschnitten, doch lässt sich bereits daran erkennen, dass sich die Autoren tiefgründige Gedanken über ihre Kreaturen gemacht haben. Persönlich habe ich an ihnen großen Gefallen gefunden und mehr Appetit auf Trollgeschichten bekommen.

Zu bemängeln ist jedoch das nur schwach ausgebaute Gesamtziel des Abenteuers (erst Trolle in das Untereich rein führen, dann einen Weg raus finden). Als Leser weiß man nicht so recht, wo das Ganze hinführen soll. Man hat das Gefühl, von einer Begegnung zur nächsten zu stolpern, ohne dass man sonderlich vorankommt. Erst zum Schluss können wertvolle Informationen über die „Anderen“ gesammelt und die Brisanz des Ganzen eingeordnet werden.

Trotz dieser Kritikpunkte ist „Trollblut“ ein schönes Spielbuch, das dem Leser einen spannenden und unterhaltsamen Abend bietet.

Fazit: Aufgrund des neuen Regelwerkes sowie der faszinierenden Darstellung der Trolle ist „Trollblut“ eines der bisher besten Spielbücher aus dem Hause Pegasus. Einer Anschaffung steht daher nichts im Wege.


Trollblut
Abenteuer-Spielbuch
Christoph Hardenbusch, Casjen Klosterhuis
Pegasus Press 2008
ISBN: 978-3-939794-09-7
256 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 8,95

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