Troja 2 – Das Geheimnis des Talos

„Das Geheimnis des Talos“ ist der zweite Teil der „Troja“-Tetralogie aus der Feder von Nicolas Jarry (Text) und Erion Campanella Ardisha (Zeichnungen). Auch diesmal geht es heiß her, doch wiederum – so viel sei verraten – bekommt man Troja nicht zu sehen …

von Morgath

 

Ein Krieg braut sich zusammen und zwar zwischen niemand Geringerem als zwischen Zeus und seinem Vater Kronos. Der Krieg droht die gesamte bekannte Welt zu erfassen. Aus dem Osten rückt Kronos mit einer unheimliche Armee näher und verschluckt Stadt um Stadt. Noch ist der Krieg von den Griechen in weiter Ferne, aber Achilles, sein Ziehvater Charon und die geheimnisvoll Hekate sehen die Bedrohung voraus und suchen nach einer Möglichkeit, Kronos’ Armee zu besiegen. Als Kronos seinerzeit Krieg gegen seinen Vater Uranus führte, hatte er Unterstützung durch die Zyklopen. Nach seinem Sieg verbannte er diese aus Furcht, sie könnten ihm gefährlichen werden. Nunmehr hofft Achilles, dass die Zyklopen auf Rache sinnen und den Griechen im Kampf gegen Kronos beistehen. Doch nur Talos, selbst ein Zyklop und dank Hephaistos mehr Maschine als Lebewesen, kennt den Ort, wo sich die verbannten Zyklopen aufhalten. Daher macht sich Achilles auf dem Weg zu ihm nach Kreta. In Kreta herrscht jedoch Krieg. Minos, nunmehr eine Marionette von Kronos, und sein Sohn, der Minotaurus, sind aus der Hölle zurück und beanspruchen Kreta wieder für sich. Kein geeigneter Ort, um mal auf die Schnelle ein paar Informationen einzuholen …

Währenddessen stellt Helena fest, was für ein Scheusal ihr zukünftiger Gemahl Menelaos ist. Sie wendet sich daher Paris zu, nicht aus Liebe, sondern aus taktischem Kalkül: Wenn sie als Königin von Sparta verschwindet, dann kann Menelaos, solange er sie noch geehelicht hat, nicht an ihrer statt herrschen. Somit verhindert sie, dass Sparta vom Mykenischen Bund verschluckt wird, der unter der Führung von Menelaos älterem Bruder Agamemnon steht. Die Brüder werden toben und sie jagen, und nur die Mauern Trojas versprechen stark genug zu sein, um sie zu beschützen.

Auch im zweiten Teil geht der Autor eigene Wege. Man erkennt die klassische Troja-Sage nach Homer kaum wieder. Die bekannten Elemente (wie die Entführung Helenas) werden neu interpretiert, die unbekannten (wie  Talos) haben zwar einen Bezug zur griechischen Mythologie, standen bisher aber in keinem erkennbaren Zusammengang mit der Troja-Saga. Was davon zu halten ist, dazu wurde bereits in der Rezension zum ersten Band ausführlich Stellung genommen. Die Geschichte jedenfalls bleibt komplex und wird aus der Sicht von mehreren Figuren erzählt. So erfährt der Leser, was in Sparta, in Mykene, den östlichen Städten und auf Kreta passiert. Durch die Breite der Erzählung gewinnt die Geschichte an Tiefe, verliert gleichzeitig aber auch etwas an Dynamik. Die Zeichnungen halten das gute Niveau von Band 1. Die Aufmachung ist – wie üblich beim Splitter-Verlag – ausgezeichnet und lässt keine Wünsche offen

Fazit: „Das Geheimnis des Talos“ ist eine solide Fortsetzung, die die Troja-Saga aber nur wenig vorantreibt und teilweise auch ihre Längen hat. Auch lässt die Geschichte erahnen, dass der Leser auch im dritten Teil Troja nicht oder nur kaum zu Gesicht bekommen wird, denn Achilles macht sich zu dem Ort auf, zu dem sich die Zyklopen zurückgezogen haben. Somit bleibt nur noch der letzte Band übrig, um den Krieg vor den Mauern Trojas zu erzählen, was in meinen Augen deutlich zu kurz ist. Auf der anderen Seite hat Jarry bereits deutlich gezeigt, dass er keine Nacherzählung Homers beabsichtigt, und so darf man gespannt sein, womit er gegen Ende seine Leser überraschen wird.


Troja 2 – Das Geheimnis des Talos
Comic
Nicolas Jarry, Erion Campanella Ardisha
Splitter Verlag 2015
ISBN: 978-3-95839-061-4
48 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 13,80

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