Torchwood 1: Ein anderes Leben

„Torchwood“ bezeichnet eine fiktive Einrichtung zur Überwachung und Bekämpfung außerirdischer Lebensformen auf der Erde. „Torchwood“, das ist eine britische Fernsehserie, ein Ableger der erfolgreichen TV-Abenteuer von „Doctor Who“. Das Franchise zieht weite Kreise. So gibt es auch „Torchwood“-Romane. In deutscher Übersetzung trägt der erste den Titel „Ein anderes Leben“. Verlegt wird er von Cross Cult.

von Simon Ofenloch

 

Strömender Regen geht über der walisischen Hauptstadt Cardiff nieder. Mit dem Dauerniederschlag kollabiert die Kanalisation der Metropole. In der Zwischenzeit werden Obdachlose umgebracht und die grauenhaft verstümmelten Leichen auf den nassen Straßen in der Nähe einer städtischen Nuklearanlage abgelegt. Die Ermittlungen des ortsansässigen Torchwood-Teams mit dem mysteriösen Chef Captain Jack Harkness, Owen Harper, Toshiko Sato, Ianto Jones und Neuzugang Gwen Cooper führen bald auf die Spur des Mörders. Als dieser gestellt und in die Enge getrieben wird, stürzt er sich kurzerhand aus einem Haus in den Tod. Doch die Morde hören damit nicht auf. Gibt es mehr als einen Täter? Oder kann es sein, dass der Verantwortliche unterschiedliche Identitäten annehmen kann? Weitere Recherchen führen zu einem Monster in einem Badezimmer, enthüllen das Geheimnis einer Militärbasis und bringen verschwundene nukleare Brennstäbe ins gefährliche Spiel.

Daneben müssen Polizistin Gwen Cooper und Mediziner Owen Harper noch mit ganz eigenen, privaten Problemen fertig werden. Gwens Beziehung leidet unter dem neuen, rätselhaften Job. Und Owen vernachlässigt seine beruflichen Pflichten zugunsten eines virtuellen Spiels namens „Second Reality“. Damit kommt er in Kontakt zu einer Exfreundin und versucht diese auf eigene Faust für „Torchwood“ zu rekrutieren. Seine virtuelle Eskapaden gefährden unterdessen die Sicherheit der Zentrale.

„Torchwood“, das sind die „Men in Black“ von Großbritannien, mit ganz eigenem britischen Charme. Eine unabhängig von Regierung und Polizei agierende Kontrollbehörde zum Schutz vor außerirdischen Invasionen, angeführt vom unverhohlen bisexuellen Jack Harkness. Mit dem Roman „Ein anderes Leben“ gelingt es Autor Peter Anghelides, die zentralen Elemente der BBC-Science-Fiction-Serie auf Papier zu bringen: Action, Stil und ein hintergründiger, gar subversiver Humor. Die erzählte Episode ist keine TV-Folge, sondern ein originäres Abenteuer aus dem Torchwood-Alltag.

In der ersten Hälfte des Buches nimmt sich Anghelides Zeit, die unterschiedlichen Hauptcharaktere gebührend einzuführen. Für den Anfangsroman einer Reihe macht das freilich Sinn, die Handlung nimmt dadurch allerdings erst im zweiten Teil richtig Fahrt auf. Der Showdown gestaltet sich dann aber höchst actionreich und dramatisch.

Besonders originell ist der Handlungsinhalt nicht, auch das bedrückende Szenario mit Dauerregen kennt man zu genüge, beispielsweise aus David Finchers bösem Thrillermeisterwerk „Sieben“. Interessant ist jedoch die Interaktion der einzelnen Charaktere, ihre Gruppendynamik, vor allem die geschilderten persönlichen Probleme in und außerhalb des Teams. Die Figuren werden dadurch erstaunlich plastisch und authentisch.

Durch Perspektivwechsel in der Erzählhaltung und eine zunächst irritierende Beschreibung der virtuellen Welt von „Second Reality“ macht es Anghelides dem Leser mitunter nicht leicht, einzusteigen und dranzubleiben. Doch wenn man die textlichen Kniffe erst einmal durchschaut hat, macht es umso mehr Spaß, einen derart unkonventionell verfassten Text zu lesen. Da hat sich der Autor wahrlich was getraut, das im Rahmen von Begleitromanen eher untypisch ist.  

Das fiktive Online-Spiel „Second Reality“ spielt natürlich auf die virtuelle Welt von „Second Life“ an, wo Menschen als Avatare unzählige Handlungs- und Kommunikationsmöglichkeiten nutzen können. Eine originelle Storybereicherung.

Am Ende des Buches findet sich ein spannendes, aufschlussreiches Interview mit dem Romanschreiber, in dem er über seine Beziehung zu „Doctor Who“ und „Torchwood“ spricht und von seinem Besuch am Filmset berichtet.

Fazit: Hinreichend spannende und unterhaltsame, originäre Episode aus dem „Torchwood“-Universum, die mit einigen erzählerischen Besonderheiten auftrumpft – oder abschreckt, je nachdem wie viel Mühe man sich mit einem Begleitroman machen will.


Torchwood 1: Ein anderes Leben
Film/Serien-Roman
Peter Anghelides
Cross Cult 2011
ISBN: 978-3-941248-58-8
384 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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