Ein fünfstrahliger Stern ziert den Einband des Buches und jeder Strahl steht für einen Watchtower, in dem ein angehender Magier zum Zeitpunkt seines Erwachens seinen Namen hinterlässt – als Zeichen der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Pfad. Jedem der fünf magischen Pfade widmet der insgesamt 160 Seiten umfassende Band ca. 30 Seiten. Der verbleibende Platz dient dem Prolog, der uns in Form einer Kurzgeschichte von fünf Adepten erzählt, die sich im Angesicht drohender Gefahr ihres Erwachsens erinnern, sowie der Einführung, die einen Überblick des Buchinhalts gibt und eine höchst interessante Tabelle mit den Pfaden korrespondierenden Symbolen und Gegenständen (Farbe, Edelstein, Tier, Planet etc.) enthält.

Zudem wird der neue Spielmechanismus der „Dedications“ erklärt, eine Form der Mana-Gewinnung ohne die Notwendigkeit von Hallow oder Prime Magic. Kurz gesagt sind Dedications Schwüre oder Verpflichtungen zu einer bestimmten Lebensweise. So kann sich ein Magier entscheiden, im Zölibat zu leben oder in Armut oder er schwört, niemals zu lügen. Wird solch ein Schwur eine Woche lang durchgehalten, gewinnt der Magier ein Mana, wird der Schwur gebrochen, verliert er ein Mana, kann aber in den nächsten sieben Tagen den Verlust durch Einhaltung der Dedication wieder wettmachen.

Fünf Pfade existieren, denen ein Erwachter folgen kann: Es gibt den „Path of Thistle“ gen Arcadia, dem die Acanthus folgen, von Feenmagie inspirierte Meister von Zeit und Schicksal. Die Mastigos gehen den „Path of Scourging“ in Richtung Pandemonium und fordern dabei als Hexer die Mächte der Abyss heraus. Der „Path of Doom“ nach Stygia ist den Moros bestimmt, den das Leben nach dem Tod studierenden Nekromanten unter den Magiern – auch wenn sie sich gegen die negativen Implikationen dieses Spitznamens mitunter heftig verwehren. Mit den „himmlischen Heerscharen“ sind die Obrimos im Bunde, die auf dem „Path of the Mighty“ gen Aether wandeln und als Theurgen und – manchmal auch – fanatische Eiferer bekannt sind. Der „Path of Ecstasy“ der Thyrsus führt zur Primal Wild und es liegt nahe, dass die den Geistern und dem Leben zugewandten Wanderer auf diesem Pfad auch Schamanen genannt werden.

Das „Tome of the Watchtowers“ stellt all diese fünf Pfade und ihre Anhänger genauer vor und erweitert damit das Grundwissen, das im Grundregelwerk angeboten wurde. Jedes Kapitel ist dabei gleich aufgebaut. Einem Überblick, der die treibenden Kräfte hinter einem bestimmten Pfad darlegt, folgt ein historischer Abriss, der das Wirken seiner Anhänger durch die Jahrtausende hindurch beschreibt. Danach erhalten wir eine Einführung in das Reich, in das ein spezifischer Pfad führt, etwa Arcadia oder Stygia. Dabei werden auch die vorherrschenden und die unbedeutenden Arcana benannt.

Das Unterkapitel „Correspondences“ befasst sich noch einmal ausführlicher mit den Symbolen und Dingen, die dem Pfad zugeordnet sind. „Glimpses of a Higher World“ widmet sich dann den Auswirkungen, die ein Pfad auf die Welt der Schläfer – uns normale Menschen – im Laufe der Jahrtausende hatte. Mythen und Geschichten, die unter dem Einfluss magischen Wirkens entstanden sein mögen, werden hier vorgestellt.

Danach kommt der „praktischere“ Teil der Ausführungen: Die Anhänger der einzelnen Pfade stehen ab jetzt im Mittelpunkt. Ihr Erscheinungsbild, ihr Nimbus, ihre Sanctums, Oblations und Dedications werden behandelt – jeweils mit zahlreichen Beispielen, die es leicht machen, dem Magier eines bestimmten Pfades seine ganz eigene Note zu geben (jenseits eingängiger Klischees). Wie sieht ein Pfad die jeweils anderen Pfade, welche Rolle können seine Anhänger in den verschiedenen Orden spielen und wie stehen sie zu den Schläfern? All das ist Teil der höchst informativen Ausführungen.

Den Abschluss bilden einige Beispielkonzepte für Anhänger des jeweiligen Pfades, dazu ein neues Legacy und schließlich drei typische Magier, wobei zwei nur beschrieben werden, einer jedoch dazu mit kompletten Spielwerten ausgestattet ist.

Fazit: Das „Tome of the Watchtowers“ bietet meines Erachtens einen hervorragend verdichteten Überblick der fünf Pfade, denen ein Erwachter in „Mage“ folgen kann. Leiden doch die „Order“-Bücher (respektive ihre Entsprechungen bei „Vampire“) mit ihren 200+ Seiten mitunter an einer gewissen Langatmigkeit, wird hier konzentriert und für das normale Rollenspiel völlig hinreichend alles Wissenswerte über Acanthus, Mastigos und Konsorten geboten. Ein großartiges Kompendium, das deutlich zum Verständnis der fünf magischen Pfade beiträgt.