Tiere und Tiergefährten

Wie der Hund der beste Freund des Menschen sein soll, begegnen uns immer wieder Charaktere in Rollenspielen, die von treuen Tieren begleitet werden: Ritter, Paladine, Hexen, Zauberer und nicht zuletzt Druiden. Um die Optionen im Bezug auf Tiere und Tiergefährten in „Pathfinder“ auszuweiten, präsentiert Ulisses die Übersetzung des entsprechenden Handbuchs. Mal sehen, ob es darin so tierisch zugeht, wie der Titel vermuten lässt ...

von Tobias Dworschak

 

Das wieder 36 Seite lange PDF beginnt mit einem Titelbild gemalt von Emily Fiegenschuh, das die ikonische Druidin Lini im Kampf gegen einen Troll zeigt. Die Gnomin erhält dabei Unterstützung von zahlreichen Tieren des Waldes: Insofern ist das Thema des Heftes schon vorgezeichnet, obwohl mir der Stil des Coverbildes nicht gefällt. Ich bin bei einem Blick auf das Autorenteam kurz erschrocken: Bis auf Christina Stiles (deren Arbeiten ich schätze) finde ich keine bekannten Namen. Doch das muss nicht viel heißen. Eine kurze Recherche zeigt, dass die Autoren schon an diversen anderen Handbüchern oder Büchern zum Kampagnen-Setting mitgewirkt haben. Schade, dass immer nur ein paar „große“ Namen hängen bleiben.

Die Aufmachung entspricht in der Form und der Qualität dem, was ich von Ulisses und Paizo inzwischen gewohnt bin, und damit bin ich zufrieden. An die Platzverschwendung in den Handbüchern habe ich mich gewöhnt (Inhaltsverzeichnis plus „Für Deinen Charakter“, also ein anders formuliertes Inhaltsverzeichnis, plus eine Übersicht anderer Zauber und Gegenstände, die für Charaktere, die etwas mit Tieren zu tun haben, nützlich sein können). Die drei Seiten kann man nach wie vor sinnvoller füllen. Ebenfalls gewöhnt habe ich mich an die zwei Seiten langen Kapitel und die Flut neuer Optionen für Charaktere – oder in diesem Fall Tiere.

Denn das Thema dieses Handbuches ist klar. Es geht um Tiere und insbesondere Tiergefährten. Nach einer kurzen aber belanglosen Einführung und einer Übersicht, welche Völker welche Tiere für welchen Zweck bevorzugt einsetzen (zum Beispiel Zwerge Löwen als Kriegstiere), präsentiert das Heft drei neue Archetypen (Barbaren, Ritter und Schurken). Der Barbar tauscht seine Kampfrauschfähigkeiten gegen einen Tiergefährten, der Schurke verschlechtert der Progression des Hinterhältigen Angriffs und verzichtet für einen Vertrauten auf Schurkentalente und der Ritter setzt gleich ganze Rudel von Tieren ein.

Thematisch spannend finde ich die ersten beiden Archetypen. Barbaren mit Tiergefährten kann ich mir sehr gut vorstellen, zumal die Fähigkeiten das barbarische Thema nach wie vor gut unterstreichen und genug Abgrenzung zum Waldläufer erlauben. Der Schurke leidet deutlich unter der Verschiebung des hinterhältigen Angriffs, allerdings ist das Thema der Archetypen auch nicht für besonders kampflastige Abenteuer entwickelt.

Auf zwei Seiten folgen neue Tricks, die ein Charakter einem Tier beibringen kann. Darunter sind ein paar Dinge, die bisher offenbar gefehlt haben (Helfen, Drohen) und damit Sinn machen. Natürlich fehlen auch neue Ausbildungen (also Sammlungen von Tricks) nicht.

Eine Tabelle fasst die bisher veröffentlichten Vertrauten zusammen. Ein kurzer Text erläutert die Erschaffung eigener Vertrauter, wobei hier der wesentliche Tipp ist: Orientiere dich an einem existierenden Vertrauten. Das hätte man auch kürzer sagen können.

Ausrüstung für Tiere darf natürlich auch nicht fehlen, ebenso gibt es Preislisten für den Erwerb ganz unterschiedlicher Tiere. Beide Kapitel sind gemischt hilfreich. Immerhin weiß ich jetzt, dass für einen Blauwal mindestens 12.500 Goldstücke zu entrichten sind. Nur – wann und warum sollte ich einen kaufen? Bin ich Aqua-Man? Die Ausrüstung für die Tiere findet dagegen noch Abnehmer und ergänzt das tierische Thema gut. Die Doppelseite in der Heftmitte stellt besondere Tiere der Inneren See vor.

Es folgen neue Talente, sowohl für Tiere als auch ihre Herrchen und Frauchen. Die Archetypen für Tiere überraschen mich dann doch. Wie von den Archetypen für die Klassen bekannt, werden hier bestimmte Fähigkeiten der Tiergefährten oder Vertrauten durch andere ersetzt, um sie zum Beispiel zu Leibwächtern oder einem Totemtier zu machen. Diese originelle Idee gefällt mir.

Zwei weitere Seiten behandeln die Frage, welche Auswirkungen es hat, einem Tier mittels des Zaubers Erwecken Intelligenz zu verleihen. Etwas irritiert bin ich bei der Einleitung, dass damit die Beziehung zwischen Charakter und Tier verkompliziert wird. Diese Beziehung ist in der Regel kompliziert genug, insbesondere bezüglich der zusätzlichen „Buchhaltung“ für den Tiergefährten.

Abgerundet wird das Heft durch neue Zauber und magische Gegenstände, die dem Thema treu bleiben, sowie neue Tiergefährten (z.B. das Walross) und Vertraute (endlich Eichhörnchen). Die Innenseiten des Umschlags führt Listen auf, mit welchen Tieren die Götter Golarions in Verbindung gebracht werden und welche Ausrüstungsplätze Tiergefährten und Vertraute haben, um daran magische Gegenstände zu tragen.

Fazit: „Tiere und Tiergefährten“ ist eine bunte Mischung vieler teils sehr origineller Ideen rund um tierische Begleiter für Abenteurer. Ich halte zwar einige Seiten für Platzverschwendung (Inhaltsverzeichnisse, die Preislisten oder die Tipps zum Erschaffen eigener Vertrauter). Insgesamt jedoch überzeugen mich die vielen Kleinigkeiten, die es dem Spieler erlauben, sein Tier zu individualisieren. Und da hier vieles neu ist (Archetypen für Tiergefährten und Vertraute), wirkt es auch nicht als ein zu viel an Optionen. Leider wirkt das Heft mehr wie eine Zusammenstellung aller Ideen und Regeln, die im Hause Paizo für Tiere existieren und weniger „aus einem Guss“. Das habe ich auch in der Reihe der Handbücher schon besser gelesen. Insgesamt geht der Daumen hier aber nach oben.


Tiere und Tiergfährten
Quellenbuch
Amanda Hamon, Philip Minchin, Jason Nelson, Christina Stiles u.a.
Ulisses Spiele 2015
ISBN: 978-3-95752-054-8
32 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

bei amazon.de bestellen