Tide of Iron: Normandy Expansion

We rushed down the ramp of the LCI into water about knee deep and ran up to the beach to re-assemble there. There were dead bodies floating in the water and many on the beach. Some tanks had been hit by artillery. The confusion on the beach made it impossible for me to get my bearings. Death and wreckage were everywhere. German mortar shells were still hitting the beach. The noise from the planes, boats, artillery explosions and gunfire was almost unbearable.

 

– Smith H. Shumway, 1st Infantry Division, 18th Infantry Regiment, Company B

von Kai Milke

 

Nach der Befreiung von Nordafrika in „Day of the Fox“, bringt uns die neue „Tide of Iron“-Erweiterung zur Normandie. In insgesamt acht Szenarios versuchen wir auch hier am D-Day und in den Tagen danach einen Brückenkopf zu etablieren oder die Alliierten von der Küste zu vertreiben. Die neue Erweiterung bringt uns allerdings nicht nur ein neues Szenario, sondern auch neue Sonderregeln.

Wetterkarten verändern zum Beispiel die Sichtweite oder verteuern den Kauf von bestimmten Strategiekarten. Anstatt die im Szenario vorgegebenen Strategiekartendecks zu benutzen, können sich die Spieler jetzt auch für einen General entscheiden, der ihre Truppen befehligt. Je nach Vorlieben unseres Truppenführers kann man dann aus verschiedenen Leadership-Decks wählen. So kann man das Spiel mehr auf seine eigene Spielweise anpassen.

Es gibt nur eine neue Spezialfähigkeit für die Squads: Das sind die „Demolition“-Squads. Diese können Sprengsätze ablegen und später zünden. Was ihren Einsatz ein wenig limitiert ist, dass der Gegner sehen kann, wo sich die Sprengsätze befinden und dass Bunker nur von innen heraus gesprengt werden können. Wer würde aber freiwillig in einen Bunker rennen, der eine Deckung von +8 gibt? Apropos gesprengt: Seit „Normandy“ sind Gebäude – je nach Szenario – auch zerstörbar.

Eine Neuerung, die mit einer eigenen Anleitung daherkommt, ist die Möglichkeit, eine Kampagne zu spielen. Diese Kampagne verfolgt die 29th Infantry Division von der Landung an Omaha Beach über die folgenden drei Schlachten. Mit jeder Schlacht gewinnen überlebende Einheiten an Erfahrung und werden so beispielsweise besser gegen Angriffe gewappnet.

Das Spielmaterial entspricht dem schönen Standard, den man von „Tide of Iron“ gewohnt ist. Das Einstecken der Soldaten in die Squad-Bases ist zwar immer noch fummelig und die Standfestigkeit einiger Soldaten in diesen Bases lässt nach wie vor zu wünschen übrig, viel Grund zum Beklagen gibt das Material nicht. Die auf der Packung versprochenen über 70 Figuren, sind allerdings fast alle altbekannt und ergänzen vor allem die britische Infanterie. Neu sind lediglich ein amerikanischer (M-10) und vier deutsche Panzer (StuG IIIG, Königstiger, Jagdpanzer), wovon der Panther allerdings schon in „Day of the Fox“ beilag, ohne in einem Szenario verwandt worden zu sein.

Die Anleitung ist verständlich geschrieben, der Umfang der FAQs zeigt allerdings, dass der Fehlersuche und der Qualitätsprüfung der Anleitung keine besondere Achtung geschenkt wurde. Eine Katastrophe, die bisher noch nicht durch FAQ behoben wurde, ist das Szenario „Picking up the Pieces“. Letztlich sind die Siegbedingungen und die Sonderregeln dieses Szenarios so widersprüchlich, dass ein sinnvolles Spielen nicht möglich ist. Dass wir in unseren Runden damit nicht allein sind, zeigt ein Blick in die Foren von Fantasy Flight Games.

Mit zunehmender Anzahl an Erweiterungen geht so langsam auch die Übersicht verloren. Um die Werte bestimmter Einheiten oder Geländefelder zu überprüfen, blättert man in der Originalanleitung, der „Normandy“-Anleitung oder verschiedensten Übersichten hin und her. Für mich macht es keinen Sinn, auf der Spielerhilfe der „Normandy“-Erweiterung die britische Infanterie, den neuen US-Panzer und die vier deutschen Panzer abzubilden. Wenn ich etwa die Deutschen spiele, will ich ein Übersichtsblatt über alle deutschen Truppen und nicht eins aus dem Originalspiel und eins aus der Erweiterung. Eine Gesamtübersicht über die verschiedenen Geländetypen wäre auch hilfreich.

Vermisst habe ich schon in den Vorgängerversionen eine nähere Erläuterung der „Operations Cards“, die zusätzliche Regeln ins Szenario bringen. Gerade die Kombination einiger Karten lässt Raum für Interpretationen und Streit am Spieltisch, der sich aber meist mit ein bisschen „Goodwill“ und gesunden Menschenverstand lösen lässt. Ziemlich unbrauchbar ist die Karte „Bombardement“, mit der uns die Schlachtschiffe vor der Küste unterstützen sollen. Um den Funkkontakt herstellen zu können, benötigen wir eine 6, die bisher noch in keiner unserer Runden gewürfelt wurde. Sollten wir es jemals erwürfeln, ist der Schaden sicher groß. Im Moment ist der Frust allerdings größer, wenn man mal wieder vorbei würfelt. Ein häufigeres Auftreten, bei vielleicht geringerem Schaden, hätte mir mehr Spaß gemacht.

Fazit: Fans von „Tide of Iron“ liegen auch diesmal mit der „Normandy“-Erweiterung richtig, bietet sie doch ein Szenario, auf das viele Fans schon lange gewartet haben. Was die Qualität und Fehlerfreiheit der Anleitung betrifft, ist „Normandy“ der bisher schwächste Teil der Serie. Trotzdem erfreuen wir uns nicht nur am neuen Szenario, sondern auch den sinnvollen Neuerungen, wie dem Wettersystem, den Generälen mit ihren Strategiedecks sowie den zerstörbaren Gebäuden. Ich freue mich schon auf das nächste Szenario, das hoffentlich mit fehlerfreien, ausgetesteten Regeln kommt. Unter Fans wird schon heiß diskutiert, welches Szenario als nächstes kommen wird. Die meisten sprechen sich für einen Russlandfeldzug aus, während ich das ebenfalls diskutierte Pazifikszenario für unverbrauchter halte. Jetzt geht’s aber wieder an den Spieltisch, denn meine Truppen liegen unter starkem Beschuss: „Incoming! Take cover, men!“


Tide of Iron: Normandy Expansion
Brettspiel-Erweiterung für 2 bis 4 Spieler
Robert A. Kouba, Kevin Childress, Brian Schomburg
Fantasy Flight Games/Heidelberger 2008
ISBN: 1589944976
Sprache: Englisch
Preis: $ 59,95

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