Tide of Iron – Designer Series

Die Idee hinter dem 22 Szenarios umfassenden Buch ist schlicht als grandios zu bezeichnen: Die Autoren von „Tide of Iron“ (ToI) baten 19 Autoren anderer großer Wargames, ein beliebiges Szenario für ToI zu entwerfen. Das vorliegende Ergebnis kann sich sehen lassen.

von Kai Milke

 

Unter den Autoren waren bekannte und weniger bekannte Autoren, wie zum Beispiel Mike Benninghof (Panzer General 2), Richard Berg, Frank Chadwick (Command Decision), Don Greenwood (Up Front, The Napoleonic Wars) oder John Hill (Squad Leader).

Nach einem kurzen Vorwort und einer kurzen Übersicht über die Szenarien, findet der Leser das bekannte Layout der Szenarien von „Tide of Iron“ vor. Neben den bekannten Abschnitten Hintergrund, Missionsziel, Aufbau und Szenariodetails, war im 96 Seiten starken Buch auch Platz für Anmerkungen des jeweiligen Autors zu „Tide of Iron“ und zum jeweiligen Szenario. Eine interessante Lektüre.

So unterschiedlich die Autoren, so unterschiedlich sind auch die Szenarien. Sieben Szenarien befassen sich mit der Afrika-Erweiterung „Day of the Fox“, die restlichen Szenarien hauptsächlich mit Gefechten in den Tagen der Normandie-Invasion oder dem weiteren Vormarsch der Alliierten in den Ardennen bis nach Deutschland hinein. Da zum Erscheinen des Buches die „Normandy“-Erweiterung noch nicht erschienen war, finden Regelergänzungen oder neue Geländefelder wie die typischen Hecken der Normandie keine Berücksichtigung oder werden durch Hausregeln gelöst.

Die Missionsziele sind ebenfalls abwechslungsreich gestaltet. Nur selten lautet das Ziel: angreifen oder stur verteidigen. In „Rat Patrol“ heißt es etwa, einen Konvoi sicher durch Afrika geleiten, in „Dash to the Wire“ sind britische Panzer auf der Flucht vor herannahenden Deutschen. In einem anderen Szenario sind die Deutschen und Amerikaner so übers Spielfeld verteilt, dass man ständig einen Zwei-Fronten-Krieg führen muss. In „Fire and Brimstone“ sind die Spieler sogar auf zwei unterschiedlichen Spielfeldern gleichzeitig unterwegs.

Wahrscheinlich durch die anderen Wargames inspiriert, hat jeder Autor andere Ideen und zeigt, wie vielseitig das „Tide of Iron“-Universum sein kann, wenn man genug Phantasie und Kreativität besitzt.

Ärgerlich sind, wie schon in den anderen Teilen der „Tide of Iron“-Welt, die vielen Fehler oder Unstimmigkeiten, die nicht alle in den FAQ gelöst sind. Dazu gehören überflüssige Fehler wie vergessene Kommandomarker in den Abbildungen oder Verwechslungen zwischen tiefen und flachen Flüssen. Hilfen findet man interessanterweise weniger durch Fantasy Flight Games selbst, als durch die Foren-Mitglieder von Boardgamegeek.com oder FFG.

Ob alle Szenarien ausgewogen sind und für jede Partei die gleichen Chancen bieten, ist wie immer eine Frage, die nur schwer zu beantworten ist. Viel zu oft macht man während einer Partie den einen oder anderen „Flüchtigkeitsfehler“, übersieht „die Chance, den Sack zu zumachen“ oder hat einfach Würfelpech. Trotzdem bleibt bei manchen Szenarien der schale Beigeschmack weniger vom Gegner, als vom Szenario geschlagen worden zu sein.

Fazit: Fans von „Tide of Iron“, die sich schon durch die Original-Szenarios, „Day of the Fox“ oder „Normandy“ durchgekämpft haben, finden in diesem Buch frische, unverbrauchte Szenarien mit neuen, innovativen Ideen. Spaß machen die Szenarien in jedem Fall. Die Fehler und Regellücken lassen sich zwar mit gesundem Menschenverstand und Suche in Foren und FAQs lösen, ärgerlich sind sie trotzdem und werfen erneut kein gutes Licht auf das Playtesting von FFG. Fans sollten aber daran gewöhnt sein und sich nicht abschrecken lassen. Das Buch trägt den Untertitel „Volume One“: Auch wenn der Support von „Tide of Iron“ durch FFG in der letzten Zeit stark zu wünschen übrig ließ – man vergleiche etwa mit „Memoir 44“ –, lässt der Untertitel doch auf eine Fortsetzung hoffen.


Tide of Iron – Designer Series
Szenarienbuch für 2 bis 4 Spieler
Dana Lombardy (Hrsg.)
Fantasy Flight Games 2008
ISBN: 978-1589945-02-9
Sprache: Englisch
Preis: $ 29,95