Thunderstone: Die Wächter von Doomgate

Hinter den finsteren Klostermauern von Doomgate liegt die Heimat des Ordens der Wächter. Der Stein der Habgier ist seit Jahrhunderten deren Lebensquelle. – Zeit, auch diesen Donnerstein eurer Sammlung hinzuzufügen und alle Monster, die sich den wackeren Helden in den Weg stellen, zu verprügeln.

von Lars Jeske

 

„Die Wächter von Doomgate“ ist die zweite Erweiterung für das Deckbauspiel „Thunderstone“, der Alternative zu dem im Moment noch populäreren „Dominion“. Bei „Thunderstone“ wird wie bekannt das Fantasy-Setting bemüht, um die Spielkarten in einen Kontext zu betten und eine (dünne) Story drumherum zu konstruieren. Mission: Gehet her und findet den nächsten Donnerstein. Heuer hatten sich die Wächter von Doomgate einen mächtigen der zahlenmäßig unbekannten Donnersteine geschnappt und als gute Helden ist es an der Zeit diesen dem Bösen zu entreißen.

In dieser Erweiterung stehen dafür erneut 7 neue Helden, 13 weitere Dorfkarten und Dungeon-Merkmale zur Verfügung. Als Gegner gibt es 5 neue Monsterklassen und spezielle Krankheiten. Diese Krankheiten ergänzen beziehungsweise ersetzen die bisher üblichen mit „-1 Angriff“ durch zufällige andere Beeinträchtigungen und kosten im Extremfall bei Spielende 2 Siegpunkte. Neben den Standardtypen an Monstern ist „Der Schwarm“ wie „Die Horde“ aus der Erweiterung „Zorn der Elemente“ aufgebaut. Schwarm-Platzhalter werden eingemischt und entsprechend in der Auslage durch immer stärker werdende Monster ersetzt (4-13 Lebenspunkte). Ansonsten ist augenscheinlich, dass die Monster jetzt auch zusätzliche Lebenspunkte abhängig von den jeweils aufgedeckten Karten des Spielers erhalten können (Stufe der Helden, aufgedeckte andere Monster, etc.).

Erweitert wird das in „Zorn der Elemente“ vorgestellten Systems der Dungeon-Merkmale. Jetzt kommt jedoch keine neue Falle hinzu, sondern für die Helden positive Schatzkarten (2 Sorten mit je 6 Karten). Ähnlich wie die anderen Dungeon-Merkmale können diese Schätze über das Zufallsdeck der Monster in den Dungeon rotieren. Schätze verhalten sich dabei wie Fallen, das heißt wird beim Auffüllen des Dungeons ein Schatz aufgedeckt, bekommt diesen der noch immer aktive Spieler. Schatzkarten werden dann offen beim Spieler abgelegt (kommen also wie die Erfahrungspunkte nicht in dessen Kommandodeck) und können für einen einmaligen positiven Bonus zerstört werden.

Alle 5 neuen Dorfbewohner haben den Zusatz „Söldner“, was im Moment explizit dem Helden „Minen-Kämpfer“ hilft (+1 Angriff je ausgelegtem Söldner). Definitiv noch Potenzial für weitere Editionen.

Das Regelheft ist wiederum verständlich geschrieben, mitunter zu ausführlich, um keine Fragen offen zu lassen. Günstig ist hierbei das für „Thunderstone“ übliche Glossary, in welchem potenzielle Knackpunkte von Kartentexten schon einmal erläutert werden, um einen allzu umfangreichen FAQ vorzubeugen. Im Prinzip gibt es jedoch keine Regeln, die nicht schon durch das Basisspiel oder die 1. Erweiterung bekannt wären. Die Devise lautet somit: auspacken und losspielen. Das geht richtig gut. Da es einfach „nur“ alternative Karten sind, wird die bisherige moderate Spielzeit von 60 Minuten nicht signifikant erhöht.

Die neuen Karten harmonieren dabei sehr gut mit den bisherigen. Zudem ist, wie zu erwarten war, die Kombination der neuen mit allen bisherigen Karten möglich. Vor irgendwelchen Überkarten wird man verschont, und auch werden keine Karten bisheriger Sets entwertet. Die Illustrationen sind wie gewohnt überwiegend gut gelungen und dem Fantasy-Setting sowie der Spielstimmung zuträglich. Auch die Interaktion beziehungsweise das Ärgern der Mitspieler wird verstärkt betrieben. Dabei müssen die Mitspieler dann Handkarten abwerfen oder aus den obersten X Kommandodeckkarten einen bestimmten Typ abwerfen. Moderate Strafen.

Die „Ölflasche“ ist eine der stärksten neuen Karten, da sie sowohl Licht als auch Angriffspunkte beisteuern kann. Ansonsten haben vor allem die Dorfkarten mit variabler Stärke einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die „Klinge der Habgier“ addiert als Angriffsstärke die Hälfte des ausgelegten Goldes, „Explosion des Geistes“ dies analog für Erfahrungspunkte. Das „Seelengefäß“ hingegen addiert magischen Schaden in Höhe der Hälfte der Lebenspunkte eines ausgelegten (also schon besiegten) Monsters. Bei einer jeweils darauf ausgerichteten Deckbaustrategie können diese Karten erheblich zum Sieg beitragen.

Ein paar Kritikpunkte trüben den ansonsten überaus positiven Gesamteindruck. Zum einen ist erneut die Schachtelhöhe ein Problem, um die Kartentrenner bei der Spiellagerung sinnvoll einzusetzen. Beim alternativen Basis-Set „Thunderstone: Drachenturm“ ist dieses Problem dann jedoch endlich behoben. Zum anderen wurde die Qualität der Karten leider nicht verbessert, wodurch sich sehr schnell Abnutzungserscheiungen bemerkbar machen werden. Dieses generelle Problem bei Dauermischspielen kann man mit entsprechenden Kartenhüllen beseitigen. Günstigerweise haben die „Thunderstone“-Karten das gängige US-Kartenformat und können schon mit preiswerten Hüllen geschützt werden. („Dominion“ hingegen wird in Euro-Size gedruckt, wodurch die Hüllenkosten ca. viermal so hoch sind.)

Das Problem der Wächter-Karten, die es noch gar nicht in ausreichender Zahl gibt, wird weiter abgeschwächt. Den „Wächtern von Doomgate“ liegt der „Unheilige Wächter“ bei, welcher mit 14 Lebenspunkten der bisher stärkste der 5 erschienenen ist (inklusive der 2 aus „Thunderstone: Drachenturm“).

Fazit: „Die Wächter von Doomgate“-Eweiterung bringt frischen Wind in den „Thunderstone“-Dungeon, ohne das Spielkonzept des Deckbaus zu verändern. Im Prinzip sind es „nur neue Karten“, die vor allem für „Thunderstone“-Vielspieler gedacht sind, um neue Kombinationen auszuprobieren. Durch ein paar überaus interessante Karten (etwa Klinge der Habgier, Ölflasche, Seelengefäß) ist auch diese Erweiterung lohnenswert und ein echter Zugewinn bei der nächsten Monsterhatz durch den Dungeon. More of the Same, eine definitive Nice to Have Expansion.


Thunderstone: Die Wächter von Doomgate
Kartenspiel-Erweiterung
Mike Elliot, Jim Pinto, Jason Engle u.a.
AEG / Pegasus Spiele 2011
EAN: 4250231751042
346 Karten, Regeln / deutsch
Preis: EUR 24,95

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