The Warlord 3 – Odyssee

Nach dem dramatischen Ende von „Deimos“, dem zweiten Band der „The Warlord“-Reihe, zieht Travis Morgan wieder einmal alleine durch die Welt Skartaris. Als Söldner, Pirat, Heerführer und Dieb, begibt sich der Warlord auf eine Reise ohne Ziel, in der Hoffnung die Vergangenheit in sich lassen zu können.

von Dominik Cenia

 

Der dritte deutsche „The Warlord“-Sammelband enthält die US-Originalausgabe #22 bis #28 aus dem Jahr 1979, sowie zwei weiteres kurze Storys („Der Fluch der Kobra-Königin“ und „Magus Mungus“), eine Cover-Galerie und den zweiten Teil des Interviews mit Mike Grell. Erneut sind die eigentlichen Comic-Seiten in Schwarz-Weiß gedruckt, währen die Abbildungen der Cover-Galerie in ihren ursprünglichen Farben erstrahlen.

Nach den dramatischen Ereignissen im zweiten Band, zieht der Warlord ziel- und mutlos durch die Welt Skartaris, in der Hoffnung die Vergangenheit hin sich zu lassen oder einfach nur sein Ende zu finden. Beides wird ihm jedoch verwehrt und so stolpert Travis Morgan von einen Abenteuer ins Nächste und wird dabei immer wieder von seinen Erinnerungen eingeholt. In dem Dieb Ashir – der sein eigenes dunkles Geheimnis mit sich trägt – findet der Warlord für kurze Zeit einen Verbündeten, der ihm nicht unähnlich ist. Doch auch Deimos ist wieder mit von der Partie und sendet Travis Morgan seine neuste Schöpfung hinterher. Also ist fast wieder alles beim Alten.

Morgan durchlebt währenddessen, auf der Suche nach seinem Schicksal und bei den Versuch noch einmal von Vorne anzufangen, verschiedene Inkarnationen seiner selbst aus der Vergangenheit, bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem er mit seinem Kampfjet über dem Nordpol notlanden musste und damit in die Tiefen von Skartaris eintauchte.

Nur kurz begegnet der Leser ein paar weiteren alten Bekannten: Tara, Machiste und Mariah folgen in der Zwischenzeit ihrem eigenen Weg, zurück in die Stadt Shamballah, wo Tara noch immer als Königin regieren soll. Leider endet der Band abrupt mitten in dieser Geschichte, was zugegeben ein leicht unbefriedigendes Gefühl am Ende des Comics hinterlässt.

Entschädigt wird man jedoch im Anschluss durch das ausführliche Interview von Jochen Ecke mit „The Warlord“-Schöpfer Mike Grell. Denn der Mann hat wirklich was zu erzählen! Seine ausführlichen Antworten erstrecken sich auf über acht volle Seite. Er plaudert von seiner Zeit und seinem Abgang bei DC Comics, der Entstehung von „The Warlord“ und dem Unterschied der Comicindustrie in den 1970er Jahren zu Heute, dem großen Niedergang der Comics in den 1990er Jahren und wie sich die Industrie heute entsprechend verändert hat. Da wird ganz locker über Auflagenzahlen als auch die Arbeitsweise in einem größeren Verlag oder einem Indie-Label gesprochen. Wirklich interessant und aufschlussreich!

Betrachtet man die drei bisherigen Bände zusammen, so scheint der dritte „Warlord“ ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen. Travis Morgan erlebt hier eher kurze Episoden, die keiner durchgehenden Handlung mehr zu folgen scheinen. Das ist irgendwie schade, wurde doch in den ersten Ausgaben eine entsprechende Rahmenhandlung aufgebaut. Auch „verspielt“ sich der Warlord mehr und mehr seinen Charme beim Leser durch regelmäßige Fehlentscheidungen, teilweise faschistoide Äußerungen und Handlungen sowie durch sein ständiges Selbstmitleid. Travis „Flucht“ vor seinen Handlungen und den Ereignissen aus dem vorherigen Band machen aus ihm in gewisser Hinsicht einen feigen Egomanen, der zwar überall nach Lust und Laune interveniert, gerne aber das Weite sucht, sollten ihm die Konsequenzen zu bunt werden. Damit verliert der Warlord reichlich an Punkten gegenüber einem grimmigen Conan oder gewitzten Andrax. Mag die Figur dadurch vielleicht menschlicher als seine Comic-Kollegen erscheinen, wird er dadurch auch nicht gerade zum Sympathieträger.

Mit nur 144 Seiten ist der dritte Band übrigens nochmals deutlich kürzer als seine beiden Vorläufer (Band 1: ca. 220 Seiten, Band 2: ca. 196 Seiten). Dafür dann aber zum dritten mal in Folge die vollen 22,00 Euro zu verlangen, finde ich ehrlich gesagt etwas happig.

Fazit: Fans des „Sword & Sorcery“-Genres und pulpiger Abenteuergeschichten werden wieder auf ihre Kosten kommen. Dadurch, dass der Warlord aber die meiste Zeit über alleine unterwegs ist, fehlt es den Geschichten diesmal ein wenig an Witz. Auch die allgegenwärtige Melancholie der Hauptfigur wirkt sich ein wenig auf das Erzähltempo aus. Irgendwie habe ich diesmal die Leichtigkeit der vorherigen Abenteuer vermisst. Doch natürlich darf man auch, gerade bei einem Werk wie „The Warlord“, nicht allzu viel literarische Bedeutung beimessen. Demnach ist es schon in Ordnung, sich auch einfach nur daran zu erfreuen, wie der Warlord ein Abenteuer nach dem anderen absolviert und sich dabei stets am Ende mit einem grimmigen Lächeln davonmacht.


The Warlord 3 – Odyssee
Comic
Mike Grell
Cross Cult 2011
ISBN: 978-3-941248-89-2
144 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 22,00

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