Der vorliegende Band enthält die Originalausgaben #14 bis #21 aus den Jahren 1978/79 sowie eine (farbige) Cover-Galerie und den ersten Teil eines exklusiven Interviews mit „The Warlord“-Schöpfer Mike Grell persönlich. Erneut wurden die Seiten als Schwarz-Weiß-Edition abgedruckt. Eine Tatsache, die so manchem Liebhaber der alten (damals in Farbe gedruckten) Hefte durchaus missfallen mag. Mir persönlich sagt eine derartige Optik, vor allem bei Klassikern, mittlerweile jedoch mehr zu. Als Vergleich kann man die farbige Cover-Galerie am Ende des Bandes heranziehen. Ich konnte mich mit den Farben der Comics aus den 70ern Jahren noch nie so wirklich anfreunden. Die Hautfarbe war meistens ein blasses oder zu sattes „Schweinchenrosa“ und die meisten Hintergründe waren einfach nur einfarbig und ohne Verlauf. Das hat zwar auch seinen Charme, wirkt aber in Anbetracht der heutigen Möglichkeiten einfach zu „altbacken“. Von daher begrüße ich die Entscheidung, den „Warlord“ in Schwarz-Weiß zu präsentieren, durchaus.

Erneut muss der „Warlord“ Travis Morgan die gefährliche Welt von Skartaris bereisen und zahlreichen Gefahren trotzen, um endlich wieder seine geliebte Königin Tara (siehe „The Warlord“ Band 1) in die Arme schließen zu können. An seiner Seite befindet sich wieder sein Waffenbruder Machiste sowie die ehemalige russische Archäologin Mariah, welche Travis Morgan seit den Ereignissen im ersten Band ebenfalls begleitet.

Erneut fährt Zeichner und Autor Mike Grell zwei Hauptmotive auf: Zum einen wäre da die ungezähmte und urzeitliche Welt von Skartaris, mit ihren lebensfeindlichen Landschaften, dampfenden Dschungeln, den Ruinen futuristischer Zivilisationen sowie rückständigen Kulturen. Zum anderen wäre da die Figur des „Warlord“ an sich: ein ganz gewöhnlicher Mann, der durch die Wildheit von Skartaris eine ungeahnte Seite an sich entdeckt. Es ist die Lust nach Kampf und Ruhm, das Fieber der Jagd und das berauschende Gefühl, lebendig zu sein im Angesicht tödlicher, aber auch zu meisternder Gefahren. Skartaris ist und bleibt damit ein brodelnder Schmelztiegel mit seinen eigenen Regeln und Geboten. Es ist schon erstaunlich, wie es Grell gelungen ist, damit sowohl das klassische „Sword & Sorcery“-Genre als auch Science-Fiction unter einen Hut zu bringen, ohne dabei auf das typische Endzeit-Thema (wie etwa bei „ANDRAX“) zurückzugreifen.

Im späteren Verlauf der Geschichte trennt sich der Warlord von seinen Gefährten und begibt sich gemeinsam mit seiner Königin Tara auf die Suche nach seinem alten Widersacher Deimos, welcher den gemeinsamen Sohn der beiden entführt hat. Neben dem Rachemotiv und der Gier nach Vergeltung, fährt Grell gegen Ende der Geschichte zahlreiche weitere Motive auf, die der Hauptfigur ordentlich zu schaffen machen. Zwar reflektiert Morgan sein Handeln nicht allzu sehr (denn er ist und bleibt der „Warlord“), doch vermeidet es der Autor auch geschickt, seiner Hauptfigur eine Wertung mit auf den Weg zu geben. Am Ende muss damit der Leser für sich selbst entscheiden, ob Travis Morgan weiterhin ein Sympathieträger ist oder doch einfach nur ein egoistischer und cholerischer (und nur allzu amerikanisch wirkender) Barbar.

Fazit: „The Warlord“ weiß erneut zu unterhalten. Die Geschichten lesen sich kurzweilig, sind actionreich und finden fast immer genau den richtigen Weg zwischen charmantem Witz und „pulpiger“ Abenteuer-Action. Mit den erwähnten Motiven kann man sich bewusst auseinandersetzen oder man lässt es sein und genießt einfach das Comic-Geschehen. Langweilig wird einem dabei auf alle Fälle nie. Der Hardcover-Band mit seinen 196 Seiten ist damit auf alle Fälle sein Geld wert. Cross Cult versteht es einfach, Comic-Juwelen für kommende Generationen oder auch nostalgische Sammler richtig aufzubereiten. Mag sich auch der ein oder andere an der Schwarz-Weiß-Edition stören, so ist und bleibt es doch ein wunderbarer Sammelband.