„The Warlord“ stammt aus der Feder von Comic-Legende Mike Grell („John Sable Freelancer“, „Starslayer“, „Green Arrow“), der in den ersten Jahren der Serie sowohl den Posten des Zeichners als auch des Autors übernahm. Die Hintergrundgeschichte ist dabei so simpel wie auch genial: Bei einem Flug über den Nordpol muss der amerikanische Airforce-Pilot Travis Morgan den Schleudersitz betätigen und landet dabei – oh Wunder – durch ein Loch im Nordpol in einem Land im Inneren unserer Erde! Hier gibt es keine Nacht, denn es scheint eine ewige Sonne. Und auch die Zeit selbst erscheint hier relativ und vergeht, passend zu dem jeweiligen Umständen, mal langsamer und mal schneller. Skartaris heißt dieses merkwürdige Land, eine urzeitliche Welt, eine grüne Dschungelhölle voller Dinosaurier, aber auch mit mittelalterlich oder antik anmutenden menschlichen Zivlisationen. Es gibt jede Menge Ungeheuer, Schwertgeklirr, böse Schurken und eine gehören Portion Science-Fiction!

Gleicht der Hauptcharakter Travis Morgan zu Beginn noch sehr seinem Kollegen Michael Rush (beziehungsweise „Andrax“), löst sich dieser doch recht schnell von seinem „zivilisatorischem“ Denken und wird somit ganz zum „Warlord“, einem Krieger, der kein Erbarmen kennt und in seiner Wildheit allzeit in Skartaris als unübertroffen gilt. Während „Andrax“ seine Probleme eher auch mal mit dem Kopf gelöst hat, stürzt sich der Warlord mit fast schon cimmerianischer Wildheit in den Kampf, nur um ab und zu einmal inne zu halten und sich auf sein früheres Leben an der Erdoberfläche zu besinnen. „The Warlord“ ist daher durch und durch ein echtes „Sword & Sorcery“-Machwerk. Kesse Sprüche gibt es aber natürlich auch hier in mehr als ausreichender Anzahl.

Doch Obacht! Bei all der Leichtigkeit des Seins der damaligen Comic-Kultur des Genres, stellt Mike Grells Arbeit doch eine gewisse Ausnahme dar. Grell war in Vietnam, er ist begeisterter Sportschütze und Hobby-Jäger. Der Krieg und die Wildheit der Natur sind ihm durchaus ein Begriff. Daher verwundert es kaum, wenn der Warlord ab und zu sogar beginnt sein Handeln zu reflektieren. Während „Andrax“ ein moderner Mensch in einer urzeitlichen Welt und Conan der Cimmerianer ein „edler Wilder“ war, macht Travis Morgen sogar so etwas wie eine Entwicklung durch. Er liebt es, sich zum morbiden Krieger, Barbaren, Abenteurer und Helden zu erheben und doch stellt er sich immer wieder die Frage nach dem Sinn all seiner Kämpfe und Abenteuer.

„The Warlord“ zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Handlung auf der einen Seite zwar episodenhaft ist, aber auf der anderen Seite auch einen durchgehenden Faden aufweist. Immer wieder begegnet der Warlord alten Feinden und Freunden oder knüpft neue Bekanntschaften, die ihn auf seinem Weg begleitet. Zumeist wird er dabei von seinem Waffenbruder Machiste begleitet, einem Krieger, der nicht ganz den Charme eines Holernes („Andrax“) versprüht, durchaus aber eine passende Besetzung ist. Auch begegnet der Warlord natürlich der ein oder anderen schönen Frau. Interessanterweise ist unser Hauptcharakter aber dabei durchaus beständig was die Wahl der richtigen Partner angeht. Ein weiteres Novum der damaligen Zeit.

Fazit: Trotz aller Besonderheiten ist „The Warlord“ natürlich pure Comic-Unterhaltung der 1970er Jahre. Liebhaber von „Conan“, „Andrax“, „Maddrax“, aber auch „Dietrich von Bern“ werden hier ihre wahre Freude haben! Skartaris ist einfach eine absurd phantastische Welt mit eigenen Regeln. Das und die durchgehende Handlung machen auf alle Fälle Lust auf mehr! Und auch für Sammler hat der Band einiges zu bieten! Neben einem ausführlichen Nachwort und einer Cover-Galerie ist auch die erste Nummer aus dem Jahr 1975 enthalten (die Serie startete offiziell erst 1976). Der für meinen Geschmack durchaus passende Schwarz-Weiß-Druck und der edle Hardcover-Einband runden den guten Gesamteindruck ab. Die 22,00 Euro gehen bei über 200 Seiten und dem etwas größeren Buchformat dabei auch vollkommen in Ordnung. Vielen herzlichen Dank, liebes Team von Cross Cult, für die Wiederentdeckung dieses Klassikers!