The Haunting House

Dieses schöne und unkomplizierte Brettspiel lässt die Spieler den labyrinthischen Weg durch ein verwunschenes Gruselhaus erleben. Nur mit dem großen Vorteil, diese Reise im heimischen Wohnzimmer erleben zu können.

von Michael Wilhelm

 

Wer hatte nicht schon einmal im Verlauf eines feuchtfröhlichen Abends den lustigen Einfall, noch zu später Stunde ein verlassenes, vielleicht sogar verfluchtes und von Geistern heimgesuchtes, Haus zu erkunden? Leider sind viele Mitmenschen für solche Vorhaben nur schwer zu gewinnen. Das hat sich seit 2003 geändert. Letztes Jahr erschien bei Twilight Creations Inc. ein wunderschönes Brettspiel zum Thema.

Auf den ersten Blick scheint der Inhalt der schicken Box recht spartanisch, doch ist er für wiederholten Spielspaß für zwei bis sechs Spieler ab 10 Jahren vollkommen ausreichend. Große Englischkenntnisse werden nicht benötigt, da das Regelwerk bloße drei Seiten umfasst. Das heißt aber nicht, dass das Spiel nichts taugen würde. Es besticht vielmehr durch einfache und schnelle Spielbarkeit.

Hat man also die sechs Plastikmännchen, 60 Spielkarten, 38 Bodenplättchen und den Startspielermarker aus der Box genommen und sich kurz mit den Regeln vertraut gemacht, kann es losgehen. Die Bodenplättchen werden gemischt und in einem sechs auf sechs Felder messenden Quadrat ausgelegt. An gegenüberliegende Enden werden nun Eingang und Ausgang unseres Gruselhauses gelegt. Jeder Spieler erhält die zehn Spielkarten seiner Farbe und der älteste (in Amerika scheinen ältere Spieler den Vortritt zu bekommen) zusätzlich den Startspielermarker. Die Spielsteine werden auf das Eingangsfeld gestellt.

Auf den Bodenplättchen sind verschiedene Räume und Gänge, Sackgassen, Kreuzungen und Kurven abgebildet, teilweise mit Falltüren im Boden, und stimmungsvoll angereichert um Illustrationen von Geistern und Fledermäusen. Jede Runde, nach der auch der Startspielermarker im Uhrzeigersinn weiterwandert, besteht aus zwei Kartenrunden. Für die erste Runde, die Zufallskartenrunde mischt jeder Spieler die ihm zugeteilten zehn Karten und es werden vier davon zufällig ausgewählt und vor sich auf den Tisch gelegt. Zunächst offenbart jeder Spieler die erste vor sich liegende Karte. Reihum führt jetzt jeder Spieler, beginnend mit dem aktuellen Startspieler, die auf der Karte geforderte Aktion, die ihn je nach Situation, näher zum Ausgang oder auch von dort wegführen kann. So kann die Karte eine Bewegung um ein oder zwei Felder, das Drehen einer Bodenplatte um 90 oder 180 Grad, den Austausch zweier benachbarter Bodenplättchen oder die Bewegung durch eine Wand mittels Geheimtür ermöglichen. Weitere Karten erlauben das Verlegen des Ausgangsfeldes an eine andere Ecke des Spielfeldes oder die Bewegung zur nächsten Falltüre. Nicht immer sind diese Aktionen von Vorteil, da eben auch der Ausgang wieder aktiv fortbewegt werden kann, selbst wenn ein Spieler kurz vorm Ziel ist. So besteht auch die Möglichkeit, mit Mitspielern in benachbarten Feldern den Platz wechseln zu müssen. Haben nun alle Mitspieler nacheinander ihre vier Karten offenbart und die geforderten Aktionen ausgeführt, werden diese wieder alle auf die Hand genommen. Für die Wahl-Kartenrunde wählt nun jeder Spieler vier Karten aus, von denen er sich den größten Vorteil verspricht. Entweder indem sie ihn näher zum Ausgang bringen oder die Mitspieler daran hindern, selbst diesem näher zu kommen. Für die Wahlkartenrunde stehen aber die Karten zum Bewegen des Ausgangs und zum Erreichen von Falltüren nicht zur Verfügung. Ansonsten verläuft diese Runde gleich der Zufallsrunde. Nacheinander führen die Spieler ihre Aktionen aus. Sieger ist, wer als erster das Ausgangsfeld erreicht.

Die bestechendste Eigenschaft des Spiels besteht in der wechselnde Abfolge von durch Zufall und Wahl bestimmten Kartenrunden. Alle großen Pläne, die einen näher zum rettenden Ausgang aus dem Spukhaus bringen sollen, helfen nichts, wenn plötzlich der Ausgang an eine andere Ecke wandert. Selbst wenn sich die Aktionen der Mitspieler in gewissem Maße vorhersagen lassen, immerhin wollen alle zum gleichen Ziel, kommt dadurch eine große Ungewissheit ins Spiel, die ständig für anhaltende Spannung sorgt. Sicher steigt der Spielspaß mit der Anzahl der Mitspieler, da dann jede Aktion gleich für mehrere Spieler Konsequenzen hat, gleichzeitig aber auch die Möglichkeiten individueller Einflussnahme auf das Spielgeschehen schwinden. Trotzdem reizt es auch schon bei zwei Spielern zu wiederholendem Spiel.

Fazit: Auch wenn im Verlauf des Spiels der eigentlich erwartete Spukhausaspekt ein wenig kurz kommt, handelt es sich hierbei trotzdem um ein schönes und keinesfalls eintöniges Spiel. Das Spielmaterial scheint zwar auf das Wesentliche reduziert, lenkt aber dadurch nicht vom schnellen und sympathisch chaotischen Spielgeschehen ab. Große Strategen sind hier absolut falsch, da das Zufallselement einfach zu sehr spielentscheidend ist, dadurch eignet sich das Spiel aber umso mehr für an Gesellschaftsspiele und gelegentliche Spielabende gewohnte Spieler. Also, zugreifen! Wagt euch hinein ins Spukhaus und genießt ein schönes, familienkompatibles Brettspiel.


The Haunting House
Brettspiel für 2 bis 6 Spieler
Kerry Breitenstein
Twilight Creations 2003
Sprache: Englisch
Preis: $ 22,99

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