The Adamantine Arrow

„The Adamantine Arrow“ ist der Orden der Fünf, deren Mitglieder sich dem Weg des Kriegers verschrieben haben und sich als Beschützer der übrigen Magi vor weltlichen und übernatürlichen Gefahren verstehen. Dementsprechend martialisch und hierarchisch sind die Strukturen der „Adamantine Arrows“, welche im gleichnamigen Quellenbuch detailliert dargelegt werden.

von Nicolas Hohmann

 

Die Ordensbücher zu „Mage: The Awakening“ kommen mit 220 Seiten recht umfangreich daher, so auch „The Adamantine Arrow“, welches im Januar 2008 erschienen ist. Wie beinahe alle Bücher der neuen „World of Darkness“ ist es ein Hardcoverbuch, und „Mage“-typisch ist das Frontcover mal wieder genial geworden, während die Innenabbildungen leider nur von mittelmäßiger Qualität sind. Erwähnenswert ist auch, dass das Buch nun wieder in Kanada und nicht mehr, wie vorhergehende Bände, in China gedruckt wurde.

Zum Inhalt: Die Gliederung gleicht den anderen Ordensbüchern. Zunächst gibt es zur Einstimmung die Kurzgeschichte „Why we fight“, in der der erfahrene Magus Michael gegen übernatürliches Wesen namens „der Mantikor“ kämpft und in der die Vielschichtigkeit eines solches übernatürlichen Konfliktes auf körperlicher, psychischer und magischer Ebene deutlich wird. Anschließend wieder die obligatorische Doppelseite Einführung, die uns erklärt, wie das Buch zu benutzen ist, und Quellen der Inspiration nennt.

„The Smoke from Distant Fires“ ist das erste Kapitel und befasst sich mit der Geschichte des Ordens, die selbstverständlich schon zu den Zeiten Atlantis begann. Damals nannte sich der Orden noch „Ungula Draconis“ und war die übernatürliche Armee der Atlantaner. Doch aus dieser Zeit ist natürlich nur wenig bekannt und die Spuren zerstreuen sich in der Antike. So wird zunächst auf die Rolle des Ordens in den Kriegertraditionen und -philosophien der alten Griechen, im antiken Indien sowie der Asiaten eingegangen.

Aufgrund ihrer Natur ist die Geschichte des Ordens sehr stark mit der Geschichte von Konflikten und Kriegen verwoben, sodass diese auch als Anhaltspunkte für die Geschichtsschreibung dienen. Zu den Zeiten des römischen Reiches, während der Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Muslime sowie die Reconquista waren die „Adamantine Arrows“ sehr aktiv sowie auch später auf dem europäischen Kontinent zu der Zeit der Aufklärung. Industrialisierung und Globalisierung haben das Gesicht des Krieges und damit die Strategien und die Rolle des Ordens stark verändert. Abschließend wird kurz Resumee über den heutigen Zustand der Welt und den Einsatz des Ordens in den verschiedenen Teilen und ihren individuellen Konflikten gezogen.

Kapitel 2 widmet sich dann dem Aufbau des Ordens, dem Ethos, dem die Ordensmitglieder folgen, besonderen Kampftechniken, die die arkanen Fertigkeiten der Magi berücksichtigen und miteinschließen, sowie dem Status und der Tradition des Ordens. Somit ist es zusammen mit Kapitel 3, das kann ich schon einmal vorwegnehmen, Kernstück des Quellenbuchs. Als die Krieger unter den traditionellen Orden von Atlantis folgen die „Adamantine Arrows“ einem besonderen Ethos, den sie in fünf Phalangen einteilen, und in dem Ehre und Eidtreue eine zentrale Rolle spielen. So finden sich in diesem Kapitel auch mehrere Möglichkeiten, Eide ritualisiert und magisch verstärkt zu schwören, und auf diese Weise, solange man dem Eid folgt, Vorteile zu erhalten.

Ritualisiert ist auch das Duell zwischen den einzelnen Mitgliedern des Ordens, denn als Kriegerorden sind „Freundschaftskämpfe“ untereinander durchaus häufig – wer jedoch wen herausfordern darf, das folgt einem besonderen Reglement. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Ethik des Ordens ist die Selbstvervollkommnung. Jedes Ordensmitglied ist angehalten so hart wie möglich an sich zu arbeiten, und zwar nicht nur an seinen Stärken, sondern insbesondere an seinen Schwächen. Der Universalist, der alles kann, perfekter Nahkämpfer und perfekter Stratege, ist das Leitbild des Ordens, denn innerhalb des Ordens räumt man dem Geist mehr Kampfeskraft ein als dem Körper, auch wenn es diesen dazu braucht.

„Among Warriors“ nennt sich das dritte Kapitel des Quellenbuchs und wie das Vorhergehende liefert es Hintergrundinformationen zum Leben als Ordensmitglied der „Adamantine Arrows“. Hier liegt jedoch der Fokus mehr auf die Laufbahn eines einzelnen Magus, der sich entscheidet beizutreten oder eben rekrutiert wird. Welche Stufen durchläuft er, wie findet die Initiation statt und wie ist das Verhältnis von Novizen, Famuli und Meistern zueinander? Die Rekrutierung gestaltet sich bei diesem Orden recht frei und ohne größere Einschränkungen. Im Laufe des Basistrainings, das aus fünf Etappen besteht, wird sich schon zeigen, ob der Neuankömmling das Zeug zum „Adamantine Arrow“ hat oder ob er scheitern wird. Dabei sind die Prüfungen eine Mischung aus körperlichem Kampftraining und meditativer Introspektion. Zauberei spielt zunächst keine Rolle, da im Orden die Vorstellung verbreitet ist, dass man Schwächen nicht durch Magie kompensieren sollte; man soll daran arbeiten, die Schwäche auszumerzen.

Weiterhin beschäftigt sich das Kapitel mit dem Verhältnis des Ordens zu anderen Magi, den gewöhnlichen Menschen und den anderen übernatürlichen Gestalten der „World of Darkness“. Die „Adamantine Arrows“ sehen sich als Beschützer anderer Magi, dies schließt Konflikte jedoch nicht kategorisch aus, und vor allen Dingen in den Regionen, in denen der Orden und das Konsilium nicht gut zueinander stehen, können sich heikle Situationen ergeben. Zu den Übernatürlichen, haben die Ordensmitglieder auch eine ambivalente Haltung. So können Werwölfe, Vampire oder auch Prometheans je nach Lage und Situation mal geschätzter Verbündeter und mal großer Feind sein.

„Factions and Legacies“ enthält genau das, was es verspricht. Ein Magierorden ist eine große Einheit, die sich selbstverständlich in weitere Strömungen und Gruppierungen einteilen lässt. Dieses Kapitel ist allerdings im Vergleich zu anderen Ordensbüchern nicht allzu umfangreich, lediglich die drei großen Strömungen der „Adamantine Arrows“ werden vorgestellt. Dabei handelt es sich um „The Black Tower“, Ordensmagier, die sich der Verteidigung der atlantischen Traditionen und der anderen Magi verschrieben haben und Opferbereitschaft sowie Edelmut über alles stellen. „The Council of Dragons“ sieht mehr den strategischen Aspekt der Kriegsführung im Vordergrund. Es handelt sich dabei meist um alte Magier und große Denker, die ihrer Natur entsprechend dann weniger rasch Entscheidungen treffen und recht wertekonservativ sind.

Diese beiden Strömungen arbeiten recht gut zusammen, während die Dritte „The Crucible“ eher abseits der beiden steht. Letztere Strömung sieht die Selbstvervollkommnung und die Steigerung persönlicher Fähigkeiten und Macht eher im Vordergrund, die gefallene Welt ist die Bewährungsprobe für die Magi. An neuen „Legacies“ gibt es auch nur drei Stück – was angesichts der Schwemme an bereits Vorhandenen aus anderen Quellbüchern durchaus positiv gewertet werden kann. Diese sind „The Awakening Gambit“, Strategen, die die Welt als Schachbrett verstehen, „The Brotherhood of the Demon Wind“, eine Gruppierung, die den widersprüchlichen Lehren eines alten asiatischen Kriegsherren und Philosophen folgen, sowie die düsteren „Devourers of the Flesh“, kannibalistische Magier, die es gelernt haben, Stärke aus dem Verzehr von Menschenfleisch zu ziehen und dem Fluch des Hungers (aus dem Quellbuch „Antagonisten“) zu entgehen.

Das letzte Kapitel nennt sich ganz einfach „Magic“ und enthält neue Sprüche und magische Gegenstände speziell für die „Adamantine Arrows“. Die meisten Zaubersprüche und Artefakte sind im Kampf recht nützlich. Hier findet man beispielsweise den „self-repairing Zombie“, einen Zauber, der Zombies erschafft, welche sich bei Schaden wieder regenerieren. Der Spruch „Gravitiy Shift“ verlagert den Schwerpunkt der Erdanziehungskraft für den Zaubernden, sodass er leicht Wände oder ähnliches erklimmen kann, während „Phantom Thoughts“ einem Gedanken lesenden, feindlichen Magier falsche Tatsachen vorspiegelt. An Artefakten möchte ich „Black Beauty“ nennen, ein verzaubertes Motorrad, mit dem es möglich ist, ins Schattenreich zu fahren, sowie „Bottled Aether“, ein Stück Äthersturm in der Flasche, mit dem man in der gefallenen Welt dann Wirbelstürme und Blitzschläge beschwören kann.

Im Anhang finden sich noch Spielwerte für diverse Charaktere, die im Quellbuch genannt wurden, sei es als Gegner oder als Verbündete.

Fazit: Insgesamt ist „The Adamantine Arrow“ ein recht solides Quellbuch, das den anderen Ordensbüchern in nichts nachsteht. Auf 220 Seiten können sehr ausführlich ein Magierorden und seine Besonderheiten ausgeführt werden, und ich frage mich manchmal, ob hier weniger nicht mehr gewesen wäre, denn streckenweise ist das Geschreibe der Weißen Wölfe doch recht langatmig. Während man also recht gut ohne Ordensbücher und nur mit dem Material als dem Grundbuch zu „Mage“ zurechtkommt, verleiht „The Adamantine Arrow“ einer Chronik mit Magiern dieses Ordens definitiv mehr Tiefe. Wer wirklich ins Setting eintauchen will, kann sich das Buch zulegen.


The Adamantine Arrow
Quellenbuch
J. Cassada, R. Chillot, S. DiPesa
White Wolf 2008
ISBN: 978-1588464361
224 S., Hardcover, englisch
Preis: $ 31,99

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