Terror der Tentakel

Was tun, wenn einem langweilig ist? Alle Gegner des Universums sind schon vernichtet und das Wochenende noch nicht verplant. Also schafft man sich seinen eigenen Klon, um eine neue Herausforderung zu haben. Der Spielplatz ist die Erde und das Supergenie heißt Imperator Mollusk, seines Zeichen der ehemalige „Präsident der Welt“.

von Lars Jeske

A. Lee Martinez bietet auch mit „Terror der Tentakel“ gewohnt amüsante, kurzweilige Belletristik. Somit kann man getrost weiterhin zu seinen Büchern greifen – nicht nur, wenn nichts von Terry Pratchett zur Hand ist. Im Gegensatz zu Martinez’ lesenwertem Roman „Kompanie der Oger“, der Fantasy als Hauptthema hat, oder „Monsterkontrolle“, was in Richtung SciFi/Mystery geht, ist „Terror der Tentakel“ in der Zukunft angesiedelt.

Die Story wirkt am Anfang etwas überfrachtet, nicht zuletzt dadurch, dass der Leser nicht genau weiß, warum alles passiert. Dann klärt sich jedoch Vieles auf und die Geschichte wirkt im weiteren Verlauf wie ein Spin-Off zu „Per Anhalter durch die Galaxis“ mit dem Fokus auf einem geläuterten Zaphod Beeblebrox.

Bücher von Martinez funktionieren zumeist dadurch, dass mit einer abgefahrenen Prämisse gestartet wird, aus der dann so ziemlich alles entspringen kann. So gab es bisher etwa einem Partygott, einen unsterblichen Armeeangehörigen und ein Men-in-Black-Szenario. Bei „Terror der Tentakel“ geben der Superschurke Mollusk und sein Gegenspieler Brain ihren Einstand. Das Buch startet mit einem (unberechtigten) Festsetzungsversuch von Imperator Mollusk und einem missglücken Attentat. Kurzerhand nimmt Mollusk Zala, die Kommandantin der Streitkräfte, selbst gefangen.

Von nun an stolpern beide von einer haarsträubenden Episode in die nächste. Selbstverständlich hat Mollusk dabei, ähnlich wie der Ironman Tony Stark, unendlich viel Geld und nahezu sämtliche technische Spielereien, die es gab, gibt und geben wird. Es gibt immer einen nächsten Unterschlupf, keinen Gegner, den man nicht für Geld kaufen kann, und kein Gadget, was nicht zum Einsatz kommt. Es geht um Zeitreisen und Raumschiffe, Aliens und Größenwahn und davon, wie es ist, so alleine mit seiner Genialität zu sein, dass man sich schon langweilt, allen anderen mindesten acht Schritte voraus zu sein. Allein das während der umgeblätterten Seiten zerstörte Material reicht dem Leser, um ihm die Haare zu Berge stehen zu lassen. „Terror der Tentakel“ ist quasi Bombastkino, denn mehr ist hier mehr. Wirklich sehr viel mehr. Nebenbei entdeckt Zara und mit ihr der Leser immer wieder neue Ecken auf dem Planeten Erde und unentdeckte, exotische Lebensformen, die einen staunen lassen. Also wie immer langweiliges Zeug für Mollusk. Denn der überlegt noch, ob er aus sentimentalen Gründen etwas gegen den von Brain angedrohten Weltuntergang unternimmt oder ob es ihn einfach nicht mehr interessiert.

Der Teaser auf dem hinteren Buchdeckel ist leider etwas irreführend beziehungsweise man versteht diesen erst ab Seite 143. Da jetzt nur noch ca. 200 Seiten folgen, ist dieser Text nicht optimal. Aber damit hat ja der Autor nichts zu tun. Die Story per se ist gelungen. Schöne Wortgeplänkel, rasante, übertriebene Gefechte und jede Menge Popcornkino für die Gedankengänge des Lesers. Die Story ist dieses Mal so unvorhersehbar und beinahe absurd, dass man einfach gebannt im Sessel sitzt und sich immer neuer Eindrücke erwehrt. Bis zur letzten Seite ist man nicht vor Überraschungen gefeit. Der Autor tänzelt dabei mit der Story am Rande der Wahrscheinlichkeit, ohne ins Absurde zu brechen, wodurch die Geschichte immer noch ein Stück in die Realität reinragt. Der Adams’sche Unwahrscheinlichkeitsdrive ist quasi nicht ganz durchgezogen und das ist gut so.

Fazit: Wie so oft bei A. Lee Martinez, bietet auch „Terror der Tentakel“ kurzweilige Unterhaltung im Bereich der Phantastik. Herausgekommen ist eine absurde, aber nicht komplett unrealistische Geschichte, die nichts vorausahnen lässt. Einmal drauf eingelassen, wird der Leser bestens unterhalten und sympathisiert mitunter sogar mit dem Unterwerfer der Erde. – Na wenn das nichts ist. Eine schöne Lektüre für die Woche Urlaub zwischendurch.


Terror der Tentakel
Science-Fiction-Roman
A. Lee Martinez
Piper 2014
ISBN: 978-3-492-26943-8
360 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,99

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