Zunächst einmal fällt auf, dass die Brettspielbox im Standard-FFG-Midsize-Format ziemlich leichtgewichtig ist. Und nach dem Öffnen zeigt sich dann auch, dass der Inhalt im Wesentlichen aus Luft besteht. Dennoch hätte man sie nicht viel kleiner machen können (höchstens flacher), da das Katakomben-Spielbrett einfach eine gewisse Größe hat. Neben besagtem Spielbrett, das unten links an das Brett aus dem Grundspiel angelegt wird, sodass man über ein „Ruinen“-Feld ins Innere gelangt, finden sich fünf neue Helden (Charakterkarte und Miniaturen), zehn neue Abenteuerkarten, 20 neue Zauberspruchkarten, zehn Schatzkarten, 128 Katakomben-Karten und natürlich ein Regelheft in dem Karton.

Das Erforschen der Katakomben ist ein rein optionales Spielelement. Charaktere, die auf dem „Ruinen“-Feld enden, das den Eingang zu den Katakomben markiert, können entscheiden, sich ins Innere zu begeben. Sie können sich dann durch ein 29 Felder langes Höhlensystem kämpfen, das sie unter anderem durch eine Bibliothek, einen Kerker, eine Monstergrube und eine Ritualhalle führt. Bewegungen dürfen dabei nur in Richtung der zum Ziel weisenden Pfeile oder in Richtung Ausgang durchgeführt werden. Ein „Springen“ von einer Gangebene zur nächsten ist nicht möglich. Am Ende der Katakomben erwartet den tapferen Höhlenforscher der Herr der Finsternis, ein übler Geselle mit Stärke 12 und Talent 12. Besiegt man ihn, darf man sich eine der zehn Schatzkarten aussuchen und kommt – je nach Höhe des Sieges – an einem anderen Ort auf dem Hauptspielbrett wieder heraus. Besonders erfolgreiche Recken können so direkt in die Kammer der „Krone der Herrschaft“ katapultiert werden!

Allerdings ist der Trip durch die Katakomben auch alles andere als Ferien auf dem Ponyhof. Das speziell in den Katakomben genutzte Deck aus Katakomben-Karten hält einige hässliche Überraschungen bereit, die einem unvorbereiteten Helden schneller den Garaus machen, als er „A Elbereth Gilthoniel“ ausrufen kann. Der Kampfkoloss mit Stärke 10, der Todesritter mit Talent 8, ein Vampirprinz, Goblinplünderer und viele weitere Monster warten im Dunkeln auf ihre Beute. Dabei sind etliche Karten doppelt und dreifach vorhanden, das heißt, man sollte sich nicht zu früh freuen, wenn man einen dicken Klops bezwungen hat. Er kommt sicher wieder! Auch Felder wie der Wachraum, die Zelle und die Folterkammer fordern ihren Tribut.

Die zum Lohn winkenden Schatzkarten sind dafür auch von besonderer Güte – zumindest überwiegend. So erlaubt die „Prophetenkugel“ bei Bedarf eine zusätzliche Abenteuerkarte zu ziehen und dann eine der soeben gezogenen abzulegen, der man nicht begegnen will. Der „Drachenfeuer-Stab“ wiederum erlaubt einem den Versuch eines tödlichen Angriffs, bevor es zu einem regulären Kampf mit einer Kreatur kommt. Und der Götterschild „Aegis“ verwandelt die Hälfte der fehlgeschlagenen Angriffe eines Charakters in ein Unentschieden.

Die fünf neuen Charaktere, die zehn Abenteuerkarten und die 20 Zaubersprüche erweitern derweil das Grundspiel. Als neue Helden kann man nun den kampfstarken Gladiatoren (kann Begleiter für den Kampf einsetzen), den übereifrigen Fechtmeister (kann einen zweiten Zug ausführen, wenn er im ersten einen Kampf gewonnen hat), die magisch höchst starke Zigeunerin (sie darf Zaubersprüche vom Ablagestapel nehmen, wenn es ihr Talentwert erlaubt), die vielseitige Philosophin (kann Karten und Zaubersprüche nach dem Ziehen ablegen und durch andere ersetzen) und die unverwüstliche Amazone (kann einen Kampf wiederholen, wenn sie ihn zunächst verloren hat) auswählen.

Die Charaktere und die Zaubersprüche sind auch ohne Erweiterung nur mit dem Grundspiel nutzbar. Für die Abenteuerkarten, die im Wesentlichen Zugänge zu den Katakomben schaffen, gilt das nur bedingt.

Die Aufmachung des Spielmaterials entspricht exakt der des Grundspiels. Die Illustrationen sind wieder sehr schön geraten, aber die Spielkarten viel zu klein, sodass die bunten Bildchen nur schlecht zu erkennen sind und der Text nur mit guten Augen lesbar ist. Die Verarbeitung ist gewohnt gut und dürfte auch wiederholtem Spielen ohne Blessuren standhalten. Das Regelbuch erhält neben ein paar simplen Aufbau- und Nutzungshinweisen zur Erweiterung ein paar optionale Regeln zum Spiel mit und in den Katakomben.

Fazit: „Die Katakomben“ bringt ein nettes zusätzliches Spielelement in eine „Talisman“-Runde. Wer bereit ist, noch ein wenig Extra-Spielzeit einzukalkulieren, kann hier ein paar schicke Schätze abgrasen und vielleicht sogar eine spektakuläre Abkürzung hin zum Spielsieg finden. Neue Charaktere und neue Schatzkarten sorgen für zusätzliche Abwechslung am Spieltisch. Neue Regeln muss man sich kaum merken. Eine empfehlenswerte Anschaffung für alle, die „Talisman“ häufiger aus dem Schrank hervorholen.