Superman 3 – Familienprobleme (Dawn of DC)

Es ist die ewig wiederkehrende Geschichte. Fremde kommen als Flüchtlinge her, im vorliegenden Fall sogar Fremde mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und dem Willen, ihre neue Heimat zu bereichern, doch natürlich finden sich rasch Wutbürger, die „X den X“ schreien und die Reinheit der eigenen Rasse in Gefahr sehen. So auch in Metropolis, als Flüchtlinge von Warworld dort eintreffen. Doch nicht nur Blue-Earth-Fanatiker machen Superman und seiner Familie zu schaffen, auch ein alter Feind ist zurück und durchgeknallter denn je: Metallo!

von Kurt Wagner

Wenn man den Comic aufschlägt, erfolgt zunächst ein Moment der Verwirrung. Obwohl dieser Sammelband als Nummer 3 der Reihe „Dawn of DC“ in Deutschland präsentiert wird, handelt es sich nicht um eine direkte Fortsetzung von „Die Stadt der Geheimnisse“ und „Der Mann in Ketten“. So ist beispielsweise keine Rede davon, dass Lex seine Firma an Superman übertragen hätte. Auch scheint er hier nicht der ominöse, aber hilfreiche Anti-Held im Knast zu sein, sondern nach wie vor finstere Pläne zu verfolgen. Hintergrund könnte der sein, dass die hier gesammelten Hefte eben nicht zur „Superman (2023)“-Reihe gehörten, sondern dass hier „Action Comics #1051-1056“ aus der Feder von Phillip Kennedy Johnson enthalten sind. Zeitlich sind wir durchaus im gleichen Umfeld unterwegs, aber es gibt eben doch kleine erzählerische Brüche (und mehr als nur ein paar Verweise auf die früheren Warworld-Abenteuer, die man als Nicht-Kenner einfach hinnehmen muss).

Aber worum geht’s nun eigentlich? Superman ist – erneut – von Warworld nach Metropolis zurückgekehrt. Mit ihm kommen eine unklare Menge an Warworld-Flüchtlingen, die den Unmut einer lautstarken Minderheit in der Stadt auf sich ziehen. So kommt es zu Demos, und als mit dem Steelworks Tower ein neues Zentrum für Forschung und Technologie eröffnet werden soll, das Warworld-Errungenschaften auch Metropolis zugutekommen lassen will, wird ein Anschlag verübt, der den Tower fast zum Einsturz bringt. Nur der rasche Einsatz der Super-Familie verhindert die Katastrophe.

Wie sich zeigt, steckt ein alter Bekannter von Superman dahinter: Metallo. Der Kerl, John Corben, ist im Grunde ein traurige Gestalt. Einst gehörte er zu einem Supersoldatenprogramm, doch nach diversen tragischen Geschehnissen ist er heute mehr Maschine als Mensch und hängt außerdem der verrückten Vorstellung nach, Superman würde zulassen, dass seine – also Metallos – geliebte Schwester in einem unbekannten Gefängnis leiden muss. Wer ihm das einflüstert, bleibt lange unklar. Dass er manipuliert wird, hat man als Leser schnell verstanden, doch Metallo ist nicht mehr ganz bei Sinnen und merkt es entsprechend nicht, und so geht er auf einen brutalen Rachefeldzug, denn seine Schwester ist doch die einzige Familie, die er noch hat.

Um Familie geht es parallel im Heim der Kents. Denn seit Superman zwei junge Flüchtlinge von Warworld mitgebracht hat, die er und Lois adoptieren wollen, hängt der Haussegen schief. Supis leiblicher Sohn Jon ist irgendwie neidisch auf die zwei aufgeweckten Kids, die auf einmal so viel Aufmerksamkeit von seinen Eltern bekommen. Auch hier besteht also Schlichtungsbedarf, wobei die Superfamilie nicht viel Zeit hat, um sich zusammenzuraufen, denn der wahre Bösewicht wartet schon auf sie.

Wie gesagt lässt der Comic Leser, die bisher nur die „Dawn of DC“-Story kennen, gelegentlich ein wenig stolpern, weil die Handlung von „Familienprobleme“ eigentlich in einen deutlich größeren Rahmen, nämlich den der „Action Comics“ gehört. Allerdings holt einen die Panini Redaktion diesbezüglich vorbildlich ab, denn es gibt nicht nur eine einordnende Einleitung von Christian Heiß zu Beginn, sondern auch ein Nachwort, dass erhellende Hintergründe zu den großen Namen bietet, die hier erstmals auftauchen, beispielsweise Metallo oder die Blue-Earth-Bewegung. Wer mehr über den unmittelbaren Vorgänger-Handlungsbogen „Warworld“ wissen will, dem seien die „Superman Action-Comics“, Sammelband 1 bis 5 empfohlen, die von 2022 bis 2023 bei Panini erschienen sind.

Auch ansonsten weiß der Comic eigentlich rundum zu gefallen. Die doppelte Familienthematik ist elegant ausgeführt, und dass nicht soap-opera-mäßig ein unnötiges Drama daraus gemacht wird, sondern alle Zeichen auf positive Konfliktlösungen stehen, zeichnet die „Dawn of DC“-Reihe ja schon seit Band 1 erfreulich aus. Action gibt es natürlich trotzdem satt und Rafa Sandoval wie auch Max Raynor wissen das stellenweise wirklich krachend in Szene zu setzen. Die Bösewichte sind durchaus interessant, vor allem Metallo, der einen nicht unwesentlichen Teil der Handlung trägt.

Fazit: „Familienprobleme“ mag nicht der Comic sein, den man zunächst erwartet. Vor allem die – nach Band 1 und 2 – nicht ganz stimmige Interpretation von Lex sowie das anscheinende Fehlen von Supercorp irritieren. Doch dessen ungeachtet macht auch dieser Comic sehr viel Spaß. Die Handlung um Metallo hat eine schön tragische Komponente, die gegen Ende in einem spannenden Finale kulminiert. Die Superfamilie ist mir nach wie vor allerdings etwas zu groß. Als Nicht-Kenner der vorherigen „Action Comics“ kommt man schon mal durcheinander bei so vielen rot-blauen Helden. Außerdem sind viele von ihnen leider kaum mehr als Stichwortgeber. Die Bösewichte sind da deutlich interessanter.

Superman 3 – Familienprobleme (Dawn of DC)
Comic
Phillip Kennedy Johnson, Rafa Sandoval, Max Raynor, Matt Herms
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-4080-3
144 S., Softcover, deutsch
Preis: 19,00 EUR

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