Supergirl 2: Eine neue Welt

Supergirl Kara Zor-El von Krypton ist auf der Erde angekommen. Sie hat ihre ersten Schwierigkeiten mit dem irdischen Militär gehabt, ihre ersten Zusammenstöße mit ihrem „kleinen“ Cousin Kal-El alias Superman und am Ende hat sie sogar ihre ersten Heldentaten vollbracht, indem sie dem irren Industriellen Simon Tycho und den übermächtigen Weltenkillern widerstand. Angekommen ist sie also, aber heimisch fühlt sie sich deswegen nicht. Die Suche nach sich selbst geht auch in Band 2 weiter.

von Kurt Wagner

 

 

So will man sich der Welt echt nicht vorstellen: In den Trümmern eines New Yorker Straßenzugs stehend, nachdem man eine Schlacht gegen wahnwitzige Weltenkiller geschlagen hat, die genau genommen gar kein Problem für die Erde gewesen wären, gäbe es einen selbst nicht. Kara Zor-El, eine der letzten Überlebenden des untergegangenen Planeten Krypton, ist fertig. Sie kann nicht mehr. Und was machen die undankbaren irdischen Militärs? Richten natürlich ihre Waffen auf sie! Umso erstaunter und dankbarer ist Kara, als auf einmal eine junge Frau vortritt und für sie Partei ergreift. Und ihr Erstaunen nimmt noch zu, als ihre unangepasste Fürsprecherin sie plötzlich im reinsten Kryptonisch anspricht. Sioban heißt sie, kommt aus Irland und natürlich steckt deutlich mehr in ihr, als der erste Blick erahnen lässt.

Doch die „Supergirl“-Bände #8 bis #12 (plus die Ausgabe #0) aus der zweiten Jahreshälfte 2012, die in diesem zweiten Sammelband zusammengefasst sind, erzählen nicht nur vom Beginn einer wunderbaren Freundschaft, es wird auch wieder ziemlich knifflig für Kara Zor-El, als der Vater von Sioban auftaucht, der alles andere als ein netter Kerl ist. Fast zu nett ist dagegen Siobans Bruder, mit dem Kara einige Gefühlverwirrungen erlebt, die einen an selige „Buffy“-Zeiten erinnern. Später muss sie sich eines Irren in einer Nanobot-Schwarmrüstung erwehren – man könnte es auch „Kampf der Woche“ nennen –, wobei sie immerhin erstmals ihren Laserblick entdeckt. Zuletzt beginnt Kara, nach den Gründen für ihre Anwesenheit auf der Erde zu suchen und trifft dabei einen alten Feind wieder, während die #0-Ausgabe am Ende noch einmal die Zerstörung von Krypton, diesmal aus der Perspektive von Karas Eltern, beschreibt.

Es ist eine bunte Mischung aus Geschehnissen, die in diesem Sammelband präsentiert werden. Übergeordnetes Thema bleibt die Suche der Titelheldin nach sich selbst und ihrem Platz auf der Erde, wobei sie sich – in trotziger Teenagermanier – klar von ihrem Cousin Superman abzugrenzen versucht, der schon viel zu gut auf dem fremden Planeten angekommen zu sein scheint. Abwechslungsreich in Szene gesetzt sind einmal mehr die Duelle, die Supergirl gegen Gegner verschiedenster Art absolvieren muss, der Pflichtteil eines jeden Superheldencomics, wenn man so will. Dennoch würde man sich für die Zukunft etwas mehr Motivation als „Ich will dich vernichten/fangen“ bei den Angreifern wünschen.

Visuell ist der Comic gehobene Standardkost. Die Panels kommen detailreich und dynamisch daher, die Mimik der Helden wirkt stellenweise allerdings etwas verzerrt – wie so oft, wenn sich der Anspruch möglichst naturalistischer Bilder mit dem Zeitdruck schnell produzierter Comic-Hefte paart. Spektakulär sind die Lichteffekte, mit denen einige der Bösewichte auftreten. Ein merklich eigener Stil ist unterm Strich bei all dem nicht zu erkennen. Die Illustrationen entsprechen halt den Standards in der Comic-Heft-Industrie. Nett anzusehen, aber auch nicht aufregend.

Fazit: Auch der zweite „Supergirl“-Band setzt erfolgreich die Thematik des auf der Erde „ausgesetzten“ Teenagers von Krypton fort. Kara Zor-El findet erste Freunde, entdeckt im Kampf gegen ungewöhnliche Feinde ihre Kräfte und sucht weiter nach Antworten auf all ihre Fragen. Das liest sich kurzweilig und erinnert stellenweise (im positiven Sinne) an „Buffy – The Vampire Slayer“, nicht nur aufgrund der blonden, kampfstarken, aber in Gefühlsdingen unbeholfenen Heldin. Was der Comic-Reihe bis jetzt allerdings komplett abgeht, ist ein großer Spannungshandlungsbogen. Bislang sind die Herausforderungen eher episodischer Natur, das alles zusammenhaltende Element ist Supergirls Suche nach sich selbst.


Supergirl 2: Eine neue Welt
Comic
Michael Green, Mike Johnson, Mahmud Asrar
Panini Comics 2014
ISBN: 978-3-86201-902-1
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,99

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