Straßenmagie

Kurz vor dem Erscheinen des überarbeiteten deutschen „Shadowrun 4.0“-Grundregelwerks bei Pegasus Press erschien auch eine Neuauflage von „Straßenmagie“ bei Pegasus. Dabei ist der Name Programm: „Straßenmagie“ enthält alles, was man braucht, um die Magie bei „Shadowrun“ zu erweitern.

von Shawn Neal

Einmal die harten Fakten des Buches: „Straßenmagie“ ist ein Hardcover-Buch mit 232 Schwarz-Weiß-Seiten und einem schönen roten Lesebändchen. Es gibt elf Kapitel, einen Tabellenanhang und einen Index. Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Szene aus dem „Shadowrun“-Alltag, die jeweils auf das entsprechende Kapitel einstimmen soll.

Nun zum Inhalt: Das Buch beginnt mit einem Überblick über Magie in der erwachten Welt. Hier wird über Magie im täglichen Leben und die verbreiteten Vorstellungen/Vorurteile über Magie berichtet. Zudem wird über das Aufwachsen als magisch begabtes Kind, Magie und Religion, Gesetz, Konzerne und die Schatten geschrieben. Dabei sind die Texte aus der Sicht von Bewohnern der erwachten Welt verfasst und bringen entsprechend natürlich den passenden Umgangston und die entsprechende Objektivität (beziehungsweise im Falle von Vorurteilen gerade keine Objektivität) mit.

Im Kapitel „Der erwachte Charakter“ geht es dann richtig zur Sache. Zwei neue erwachte Fertigkeiten, vier neue erwachte Gaben, vier neue erwachte Handicaps und erweiterte Magieregeln finden sich in diesem Kapitel. Zudem gibt es Hilfestellung in Bezug auf die Auswahl von Metatyp, Attributen, Fertigkeiten und Gaben/Handicaps erwachter Charaktere. Eine kurze Abhandlung über Magie und Technologie darf natürlich auch nicht fehlen. Danach werden in „Die Pfade der Magie“ neben 21 neuen Magietraditionen und fünf neuen Wegen des Adepten auch magische Seltsamkeiten behandelt. Zu guter Letzt gibt es noch Regeln für das Erschaffen eigener magischer Traditionen in vier Schritten.

„Initiation und Metamagie“ heißt das folgende Kapitel. In diesem werden die Regeln für Initiation aus dem Grundregelwerk erweitert. So wird etwas über den Initiationsritus geschrieben, und verschiedene Initiationsprüfungen (Askese, Astralqueste, Geas, Leiden, Meditation, Opfer etc.) werden beleuchtet (jeweils mit Regeln, wo nötig). Danach wird Metamagie erweitert. Schön ist dabei, dass die Liste der metamagischen Techniken auch die Techniken aus dem Grundregelwerk enthält, sodass ein Blättern in zwei Büchern entfällt.

Die Erstellung von magischen Gruppen im Detail ist das Thema des nächsten Kapitels. Hier wird ausführlich erklärt, was eine magische Gruppe ausmacht. Zweck, Bräuche, Bestimmungen, Gruppenverbindung, Vorteile, Ressourcen, Gönner –all dies wird erklärt, und es gibt entsprechende Hilfestellung bei der Erstellung einer eigenen Gruppe. Im Anschluss werden 16 Beispielgruppen beschrieben, sodass man sehen kann, wie die Ergebnisse der Gruppenerstellung aussehen können.

Um magische Güter aller Art geht es in Kapitel Sieben. Den Anfang des Kapitels bilden In-Charakter-Beschreibungen über Taliskrämerei, einen Einkaufsbummel und das Labor des Alchemisten. Dann folgen die regeltechnischen Informationen. Zuerst wird im „Einmaleins der Verzauberung“ beschrieben, dass eine Verzauberung immer ein schrittweiser Prozess ist. Diese vier Schritte werden danach ausführlich behandelt. Von der Beschaffung der Zutaten für die Verzauberung, über praktische Alchimie, bis hin zur Beurteilung magischer Güter und Fokuserstellung ist alles Erdenkliche zu magischen Gütern in diesem Kapitel untergebracht. Natürlich fehlen auch Beispiele für Geistergefäße und Regeln zu einzigartigen Verzauberungen nicht.

Das Kapitel „Geister der sechsten Welt“ enthält neue Geisterregeln und natürlich neue Geister. Dabei handelt es sich um vier neue Kategorien von Geistern. Zu den schon aus dem Grundregelwerk bekannten Kategorien von Erd-, Feuer-, Luft-, Menschen-, Tier- und Wassergeistern gesellen sich nun noch Helfergeister, Pflanzengeister, Ratgebergeister und Schutzgeister. Bei so vielen neuen Geistern werden natürlich auch neue Geisterkräfte nötig (16 an der Zahl). Im Weiteren geht das Kapitel noch auf Verbündete (also Geister, die von Initiaten als Diener oder magischer Gefährte beschworen werden), Freie Geister und Wilde Geister ein.

Der Astralraum und die Metaebenen (Kapitel Acht) beschreibt die Spiegelwelt. Sowohl astrale Topographie als auch die lebendige Erde und Astrale Phänomene werden recht ausführlich beschrieben. Sechs Seiten des Kapitels sind der Natur des Mana gewidmet und geben tiefere Einblicke in Phänomene wie Manablasen, Domänen und Manaverzerrungen. Auch astrale Sicherheit wird auf viereinhalb Seiten ausführlich abgehandelt. Verschiedene Hüter (eine Art astrale Mauer) werden beschrieben, und verschiedenes anderes astrales Handwerkszeug, wie Astralpatrouillen oder Glühmoos, bekommt auch jeweils einen Absatz. Den letzten Teil des Kapitels bilden die Metaebenen und entsprechende Regeln für Reisen zu den Metaebenen, Metaplanare Physik, Astralquesten und dergleichen.

Magische Bedrohungen in allen Formen bilden das nächste Kapitel. Über dunkle Pfade der Magie, verzerrte Adepten, Blutmagie und toxische Magie ist alles wirklich Hässliche enthalten. Natürlich gibt es auch noch ein nettes Bestiarium mit toxischen Geistern, Schattengeistern, Insektengeistern und Shedim (Leichen raubenden Geistern) zu bewundern. Im Anschluss an dieses Kapitel folgt dann ein 47 Seiten starkes Grimoire und danach der Tabellenanhang und der Index.

Fazit: Erweiterte Magieregeln tun vielen Rollenspielen gut. So ist es auch bei „Shadowrun“. „Straßenmagie“ bringt eine größere Vielfalt und mehr Tiefe in die Welt des Erwachten (sei er nun Adept oder Zauberer). Viele neue und erweiterte Regeln fügen sich gut den Regeln des Grundregelwerks hinzu und durch das Hinzunehmen des „Digital Grimoire“ in das Buch findet der Leser auch eine Unmenge an neuen Zaubersprüchen. Für mich stellt „Straßenmagie“ eine große Bereicherung des „Shadowrun“-Rollenspiels dar, und Spielleiter und Spieler erwachter Charaktere werden das Buch als wertvolle Ressource nicht missen wollen.


Strassenmagie
Quellenbuch
Lars Blumenstein, Rob Boyle, Robert Derie
Pegasus Press 2009
ISBN: 978-3-939794-92-9
232 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 29,95

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