von Karen Brigitta Götz
Anlässlich der Verfilmung (soso, mit Robert de Niro und Michelle Pfeiffer...) nun also eine deutsche Neuauflage des vielleicht manchem schon in Englisch bekannten Buches von Neil Gaiman. Wenn man sich mal nicht vom Schatten Hollywoods ablenken lässt, findet man neben dem Roman im Anhang noch sehr interessante Kleinigkeiten vom Autor selbst (Biographie, das Präludium zum ersten Kapitel – bisher nicht veröffentlicht – und ein Vorwort zum Präludium).
Der Roman selbst gemahnt an Alice im Wunderland. Es geht um die Reise in eine andere und phantastische Welt, Abenteuer werden bestanden und die Rückreise ist mehr oder weniger eine Reflexion über die Wahrheit in uns selbst und über das, was uns definiert, die Herkunft, die Abstammung und die verborgenen Dinge, die uns ausmachen.
Aber zur Geschichte: Das kleine und abgelegene englische Dorf Wall ist, wie sein Name sehr treffend sagt, durch eine Mauer von einer harmlos erscheinenden Wiese mit angrenzendem Wald getrennt; Wachposten achten darauf, dass niemand aus Wall durch die einzige Toröffnung schlüpft. Nur alle neun Jahre ist Markt auf dieser Wiese. Dann kommen Wesen von jenseits des Waldes und bauen ihre Buden und Zelte auf und die Menschen aus Wall sowie der restlichen Welt dürfen durch die Mauer auf den Markt. Das ist der einzige Kontakt zwischen der Feenwelt und unserer Welt.
Irgendwann einmal tritt ein junger Mann auf diesen Markt und durch seinen Einkauf eines sehr besonderen Gegenstandes löst er Ereignisse aus, die dazu führen werden, dass sein Sohn (in jener Nacht des Marktes gezeugt und später als „Findelkind“ durch die Maueröffnung geschoben) 18 Jahre später in die Feenwelt aufbrechen wird, um dort sein Glück in Form eines gefallenen Sterns zu suchen.
Dieser Junge nun wird getrieben durch ein Versprechen, das er dem Mädchen gab, in welches er sich verliebt hatte. Schon seit Jahren wies sie ihn immer wieder ab und schließlich stellte sie ihm, um endlich seinem ständigen Werben zu entgehen, die Aufgabe, einen Stern zu bringen, den sie beide vom Himmel hatten fallen sehen. Dann würde sie ihn heiraten. Also zieht er los, durch den verbotenen Eingang ins Feenreich, um den Stern zu suchen.
Leider ist er nicht der Einzige, der den Stern begehrt. Weitere Anwärter sind eine Hexenkönigin, mehrere meuchelmordende Thronanwärter (ihre Zahl dezimiert sich regelmäßig) und der „Stern“ hat eigene Pläne für seine Zukunft... Doch begegnet der Junge glücklicherweise auch „Personen“, denen entweder er oder sein Vater einmal einen Gefallen getan hatten. Er rettet ein berühmtes Fabelwesen und erhält durch diese Taten Hilfe aus teilweise höchster Not.
Am Ende seiner Reise erkennt er dann den Unterschied zwischen Liebe und dem, was er dafür hielt, woher er kommt und wohin er gehört und wie man unangenehme/langweilige Dinge erfolgreich deligiert und damit sogar noch jemanden glücklich macht.
Fazit: Insgesamt ist „Sternwanderer“ ein wie immer mit viel feinem Humor von einem der Meister des Absurden verfasster Roman, der viel zu schnell vorbeigeht – aber das sind wir ja schon von „Neverwhere“ („Niemalsland“) und „Good Omens“ (mit Terry Pratchett zusammen) gewöhnt.
Sternwanderer
Fantasy-Roman
Neil Gaiman
Heyne 2007
ISBN: 987-3-453-50141-6
235 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95
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