Steam Park

Im verqualmten Städtchen Roboburg findet bald wieder einmal das große Roboterfest statt. Blechkameraden von Nah und Fern knattern in den Ort, und an allen Ecken schießen Vergnügungsparks wie stählerne Pilze aus dem staubigen Boden. Mit ihren kohlekraftbetriebenen Attraktionen möchten die Spieler als Betreiber der Parks möglichst viele vergnügungshungrige Roboter anlocken und am Ende zum König aller Steam Parks ausgerufen werden.

von Oliver Adam

Das Brettspiel „Steam Park“ von „Cranio Creations“ – in Deutschland verlegt vom Heidelberger Spieleverlag – ist ein schräg-skurriles Vierpersonenspiel, bei dem die Spieler Bosse von Vergnügungsparks für erlebnishungrige und zahlungskräftige Roboter darstellen, die möglichst schnell den großen Reibach machen wollen. Nach und nach entstehen über sechs Runden beeindruckende Freizeitparks mit allerhand Attraktionen, Ständen und blechernen Besuchern. Wer am Ende des Spiels die meisten Denari (die Roboterwährung) gescheffelt hat, ist der König aller Steam Parks und somit der Sieger des Spiels.

Absolut überzeugend ist das farbenfrohe und liebevoll illustrierte Spielmaterial. Die 18 dreidimensionalen Attraktionen in drei verschiedenen Größen (ein Feld, zwei Felder und drei Felder) und in sechs Farben müssen vor dem ersten Spiel aus dem Stanzbogen herausgelöst und zusammengebaut werden. Das ist nicht sonderlich schwierig – „auch Doppel-Linkshänder und Grobmotoriker sollten das eigentlich bewältigen können“, sagt hierzu das Regelheft –, aber diese Zeit sollte man vor der ersten Runde einplanen. Darüber hinaus gibt es 20 Stände, ebenfalls als Aufsteller, sowie zahlreiche Marker, Karten, Geldscheine, Würfel, 42 Besucherbots (in sechs Farben) und einen schwarzen Beutel. Insgesamt tadelloses Spielmaterial!

Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler sechs Würfel mit speziellen Symbolen (hierzu gleich mehr, bei der Beschreibung der Aktionsphase), ein Start-Gelände und ein Pappschwein. Zudem werden den Spielern sechs Bonuskarten ausgeteilt, von denen drei verdeckt ausgesucht werden. Diese Bonuskarten können im späteren Spielverlauf für Bonuspunkte ausgespielt werden.

Eine Partie „Steam Park“ besteht aus sechs Runden, wobei jede Runde in vier Phasen unterteilt ist.

In der Würfelphase geht es erstmal turbulent zu, da diese in Echtzeit abläuft. Jeder Spieler nimmt seine sechs Würfel und auf ein Kommando beginnen alle gleichzeitig mit dem Würfeln. Würfeln kann man so oft man möchte, und jeder wählt die Würfelergebnisse, die ihm am besten gefallen (so schnell er kann) und legt diese auf das vor dem Spieler liegende Papp-Schwein. Nach einem Wurf kann ein Spieler beliebig viele seiner Würfel auf das Schwein legen und die restlichen Würfel noch einmal werfen. Sobald alle Würfel eines Spielers fest stehen, nimmt er sich den obersten Reihenfolgemarker in der Mitte des Tisches. Dieser Phase kommt eine hohe Bedeutung zu, da die Symbole auf den Würfeln ganz unterschiedliche Handlungen in der späteren Aktionsphase zulassen. Daher kommt hier eine wunderbare Hektik auf, wenn man schnell nochmal würfeln möchte, aber der Nebensitzer wohl auch gleich fertig sein könnte. Schließlich möchte man zum einen die idealen Würfelsymbole erwürfeln, zum anderen aber auch einen der oberen Reihenfolgemarker ergattern, da diese oftmals Boni verschaffen (oder bei Markern für zu spätes Beenden des Würfelns empfindliche Einschränkungen).

Es folgt die Schmutzphase, bei der die Verschmutzung der Parks überprüft wird. Die Stadtverwaltung von Roboburg hat nämlich strenge Umweltauflagen erlassen, und jeder Boss eines Robo-Vergnügungsparks muss sehr darauf achten, dass Unsauberkeiten durch kohlekraftbetriebene Attraktionen oder allzu begeisterte Roboter (Ölflecken) auf ein Minimum reduziert werden. Andernfalls hagelt es hohe Geldstrafen bei der Endabrechnung des Spiels, die unter Umständen zwischen Sieg und Niederlage entscheiden. Für jedes Schmutzsymbol auf den Würfeln und für jeden Besucherbot erhält der Spieler einen Schmutzmarker. Zusätzlich werden die Boni/Mali aus den Reihenfolgemarker verrechnet.

Die Aktionsphase ist der Kern des Spiels. Entsprechend der in der Würfelphase erhaltenen Symbole können die Spieler nun sechs Aktionen durchführen. Die gewürfelten Symbole geben dabei die möglichen Aktionen vor. Der Spieler kann entsprechend bestimmter Bauregeln „Attraktionen bauen“, die auf seiner Gelände-Platte aufgestellt werden. Diese bieten Platz für einen, zwei oder drei Roboter. Man kann „Stände bauen“, die jeweils eine andere Funktion erfüllen: So unterstützen Toiletten bei Säuberungsaktionen, Werbeagenturen locken zusätzlich Roboter in den Park und das Casino lässt den Spieler Würfelsymbole abändern. Stehen die Attraktionen bereit, muss der Park auch mit Besuchern gefüllt werden. Für jedes Würfelsymbol „Besucherbots anlocken“ nimmt man eine Roboterfigur in der Farbe der Wahl und wirft diese in den schwarzen Beutel. Nun zieht man eine Figur aus dem Beutel und überprüft, ob bei den Attraktionen noch ein Besucherplatz für diese Farbe vorhanden ist (man erinnere sich, die Attraktionen gibt es in sechs Farben und jeweils in drei Größen). In weiteren möglichen Aktionen kann man „Sauber machen“ und Schmutzmarker abbauen, „Bonuskarten spielen“ und damit zusätzliche Siegpunkte ergattern oder den „Park erweitern“, indem man zusätzlich Platz für Bauten anlegt.

Die Einkommensphase schließt eine Runde ab, und jeder Spieler bekommt drei Dinari pro Besucherbot im Park.
Das Spiel verläuft über sechs derartige Runden, und am Ende des Spiels wird – nach dem Auszählen alle Dinari, abzüglich der Strafen für verunreinigte Parks – der König der Steam Parks gekürt.

In allen Probespielen konnte „Steam Park“ vollständig überzeugen. Sowohl Denker-Typen als auch Spaß-Spieler fanden schnell Gefallen an dem schrägen Spielkonzept. Die hektischen Würfelorgien zu Beginn einer Runde rissen die Spieler schnell mit, zudem macht es großen Spaß, den liebevoll illustrierten Robo-Vergnügungspark langsam wachsen zu sehen. Dabei sind die Regeln schnell erlernt, und die Dauer einer Runde ist mit rund 1,5 Stunden überschaubar, sodass zu keiner Zeit Längen aufkamen. Wunderschön ist die Form der Integration der Spielkomponenten in die Spielmechanismen und Thematik. Da werden dreidimensionale Attraktionen aufgestellt, und die Würfel werden zu Aktionssymbolen für die folgenden Phasen.

Fazit: „Steam Park“ ist ein erfrischendes, verrücktes und humorvolles Spielerlebnis, das vollkommen überzeugen kann. Dabei wurde das hervorragend gestaltete Spielmaterial perfekt mit den Mechanismen und der Thematik des Spiels verknüpft. Der einfach erlernbare Ablauf und die überschaubare Dauer einer Spielrunde lassen zu keinem Zeitpunkt Längen aufkommen. Dieses skurrile Aufbauspiel mit Glücksfaktor und eingestreuten Hektikeinlagen ist sehr empfehlenswert.


Steam Park
Brettspiel für 2 bis 6 Spieler
Aureliano Buonfino, Lorenzo Silva, Lorenzo Tucci Sorrentino
Heidelberger Spieleverlag 2013
EAN: 4015566032767
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 34,95

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