Star Wars: Wächter der Macht 9: Sieg

Acht Bände lang haben uns die drei Autoren Aaron Allston, Karen Traviss und Troy Denning mit der „Wächter der Macht“-Reihe auf eine Reise in eine zerrüttete „Star Wars“-Galaxis mitgenommen. Es ging um unzufriedene Welten, die sich von der Galaktischen Allianz getrennt haben, und um den jungen Jacen Solo, der glaubte, die Galaxis wieder einen zu können, wenn er sich nur dem Weg der Sith ergebe. Mit „Sieg“ setzt Denning nun den letzten Paukenschlag. Die Jedi-Ritter blasen zur Jagd auf Darth Caedus.

von Frank Stein

Mit der Schlacht um Fondor am Schluss von Band acht schien das Finale der Romanreihe eigentlich schon gekommen. Doch letzten Endes konnte Darth Caedus alias Jacen Solo nicht besiegt werden. Ihn umzubringen, hat sich Band neun nun zur Aufgabe gemacht. Nach langem Hin und Her entscheiden sich die Jedi-Ritter, die sich auf einem Planeten in den Vergänglichen Nebeln am Rand des Hapes-Sternhaufens verstecken, endlich konsequent Jagd auf Caedus zu machen, um seiner Terrorherrschaft ein Ende zu setzen. Denn nur so kann wieder Frieden in der Galaxis eingekehren – glaubt man.

Also machen sich Han, Leia, Jaina Solo und Ben Skywalker nach Coruscant auf, um Caedus’ Aufenthaltsort herauszufinden. Dabei werden sie von dessen Schülerin Tahiri, einst eine junge Jedi, gestört und Ben gerät in Gefangenschaft. Parallel dazu muss Caedus sich mit den Moffs der Imperialen Restwelten herumschlagen, die er ins Boot geholt hat, um seine ausgedünnten Streitkräfte zu verstärken, und nun nicht wieder los wird. Natürlich haben die Moffs ihre eigenen Vorstellungen davon, wie die Galaxis am Ende dieses Bürgerkrieges aussehen sollte.

Irgendwann finden sich die beiden Parteien dann zur finalen Schlacht in den Vergänglichen Nebeln. Caedus glaubt, damit die Jedi-Störenfriede, die sich immer wieder in seine Politik eingemischt haben, ein für alle Mal ausschalten zu können. Die wiederum wollen ihm den Todesstoß versetzen. Es entbrennt ein Kampf Bruder gegen Schwester.

In „Sieg“ stand Troy Denning vor der undankbaren Aufgabe, einer neunbändigen Reihe, die sich durch Handlungssprünge und -brüche auszeichnete, ein rundes Ende zu verpassen. Darin ist er leider gescheitert. Auf rund 440 Seiten konzentriert er sich ganz auf die bereits im letzten Band angedeutete Konfrontation zwischen Jacen Solo alias Darth Caedus und seiner Zwillingsschwester Jaina. Den eigentlichen Bürgerkrieg zwischen Coruscant und den von Corellia angeführten Separatisten verliert er dabei völlig aus den Augen. Die zu Beginn der Romanreihe galaktische Bühne wird zum persönlichen Kampf, wobei auf der einen Seite Luke Skywalker und seine Jedi stehen (begleitet von Han, Leia und Jagged Fel) und auf der anderen Caedus, seine Schülerin Tahiri und die imperialen Moffs. Hier und da dürfen ein paar Mandalorianer durchs Bild springen.

Es stimmt schon: Der Krieg der Sterne war immer primär eine Familiengeschichte. Doch selbst in „Die Rache der Sith“ wurde der Kampf zwischen Anakin und Obi-Wan, der übrigens deutlich spektakulärer daherkam als das hier gebotene, durch die Geschehnisse rund um Order 66 in einen größeren Rahmen eingefügt. Man konnte das Ende der Kämpfe galaxisweit miterleben. Hier wird letztlich alles in einem Nebel draußen im All entschieden, was eher unspektakulär wirkt. Selbst der Einsatz der Megador, des Supersternzerstörers und Flaggschiffs der Imperialen verpufft als Effekt im Nichts. Und das Zustandekommen des Friedens wird dann sogar zwischen letztem Kapitel und Epilog übersprungen. Wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt – Tatsachen, die nur mit viel Liebe als plausibel bezeichnet werden können.

Ich weiß, es gibt Bücher, die am Ende zu lange brauchen, die hundert Seiten „Epilog“ nach der letzten Schlacht bieten, um alle Fäden aufzudröseln, allen Figuren noch einen letzten Auftritt zu gönnen. Das ist natürlich auch zu viel. Doch etwas mehr Zeit hätte Troy Denning sich schon gönnen sollen. Immerhin handelte es sich bei „Sieg“ um das Ende einer über viertausend Romanseiten erzählten Geschichte. Da hätte es eines angemessenen und nicht so hektischen Finales durchaus bedurft.

Fazit: Ich vermisse Wedge Antilles und seine Piloten. Ich vermisse Lando Calrissian und seine Schurken. Ich vermisse Admiral Daala, die am Ende von Band acht plötzlich auftauchte. Ich vermisse die Corellianer, die Bothaner und andere wichtige Parteien der „Wächter der Macht“-Reihe. Und diese seltsame Sith-Truppe, die in einem der Romane auftauchte. – Alles in allem muss ich sagen, dass Troy Denning mit „Sieg“ leider keinen überzeugenden Abschluss der neunbändigen Geschichte um Jacen Solos Fall und den jüngsten Bürgerkrieg der „Star Wars“-Galaxis hingelegt hat. Zu sehr konzentriert sich die Handlung auf das Duell der Solo-Zwillinge. Das ist natürlich dramatisch und auch irgendwie ziemlich tragisch. Was die Autoren hier erreichen wollten, kann man durchaus erkennen. Doch die beinahe vollständige Ausblendung des zu Beginn so mühevoll aufgebauten galaktischen Konflikts lässt das Ende leider dennoch banal und allzu überhastet wirken. Einmal mehr hätte ich mir, wie schon in einigen Vorgängerbänden, eine intensivere redaktionelle Einmischung gewünscht. Denn ohne einen alles überblickenden Redakteur kann man einfach keine viertausend Seiten langen Geschichten erzählen.


Star Wars: Wächter der Macht 9: Sieg
Film/Serien-Roman
Troy Denning
Blanvalet 2010
ISBN: 978-3-442-26685-2
445 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95

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