Star Wars: Wächter der Macht 8: Enthüllungen

Der achte Band der „Wächter der Macht“-Reihe ist die Abschiedsvorstellung von Karen Traviss aus der neunbändigen Serie. Wie zu erwarten, liegt der Schwerpunkt ihres Romans einmal mehr auf den Militärs, auf Ben Skywalker und den Mandalorianern. Während Darth Caedus alias Jacen Solo versucht, die Imperialen Restwelten unter dem alten Admiral Pellaeon auf seine Seite zu ziehen, ist Ben damit beschäftigt, den Mord an seiner Mutter aufzuklären. Und Jaina Solo reist zu Boba Fett, um sich vom alten Feind der Jedi beibringen zu lassen, wie man einen Sith umbringt.

von Frank Stein

Und der Kampf um die Galaxis geht weiter. Nach wie vor versucht Darth Caedus, der Sith, der von sich glaubt, zum Wohle der Galaxis zu handeln, der Galaktischen Allianz zu Frieden und Ordnung zu verhelfen. Dabei allerdings schwimmen ihm langsam die Felle weg. Seine Mit-Staatschefin, die Mon Calamari Niathal, ist zunehmend entsetzt von seinen Handlungen und sucht heimlich Kontakt zum Jedi-Rat im Exil, um an Caedus’ Sturz zu arbeiten. Außerdem hat er das Hapes-Konsortium als Verbündete verloren, und auch sonst dünnen sich seine Streitkräfte aus. In seiner Not nimmt er Kontakt zu den Imperialen Restwelten auf, die von dem alten Großadmiral Gilad Pellaeon und einem Rat der Moffs geleitet werden. Die Moffs wittern ihre Chance und drängen Pellaeon zur Zustimmung. Doch dieser holt sich einen längst vergessenen Joker zur Seite.

Unterdessen sind auch die anderen Mitglieder der jungen Generation nicht untätig. Ben Skywalker macht sich zusammen mit seinem Mentor und Freund Lon Shevu daran, endlich den Mord an Mara Jade-Skywalker zu klären. Zwar glaubt er, dass Jacen der Schuldige ist, aber er will ihn objektiv überführen. Gleichzeitig nähert sich Jaina ihrem Zwillingsbruder von der anderen Seite, indem sie nach Mandalore fliegt, um sich beim Berüchtigtsten aller Profikiller, Boba Fett, dazu ausbilden zu lassen, ihren Bruder zu besiegen.

„Enthüllungen“ ist vor allem dies: politisches Geplänkel, persönliches Hadern und viel, viel bewundernde Beschwörung der mandalorianischen Kultur. Das politische Geplänkel weiß dabei ganz gut zu gefallen. Gerne beobachtet man, wie sich Niathal von Caedus entfernt, wie Caedus Pellaeon umwirbt und wie dieser sein eigenes Spiel treibt. Das fühlt sich zwar weiß Gott nicht so gradlinig an, wie man „Star Wars“ einst kennengelernt hat, aber als Military-Science-Fiction (man fühlt sich ein wenig an die Ränkespiele der Häuser in „BattleTech“ erinnert) ist das vollkommen in Ordnung. Über Fondor findet dieser Handlungsstrang dann schließlich noch zu einem prachtvollen Finale, wenngleich die Schlacht selbst einige Mängel hat, denn obwohl sie episch beschrieben wird, fehlt es fast völlig an den Altcharakteren der „Star Wars“-Saga.

Das persönliche Hadern nimmt leider zu viel Raum ein, ein Grund wohl, warum „Enthüllungen“ 560 Seiten hat. Zum einen ist es schön und gut, dass die Figuren psychologisch durchleuchtet werden und Traviss ihnen in etlichen gedankenvollen Passagen Gelegenheit gibt, ihre Motivationen zu hinterfragen. Zum anderen zieht sich das einfach immer wieder, und auch wenn „Star Wars“ schon lange den naiven Charme verloren hat, der besagt, dass ein Bauernlümmel einen Todesstern in die Luft jagen kann, ohne danach moralische Bedenken zu haben, fragt man sich doch, ob so viel Zweifel und Hinterfragen der Dinge, die geschehen sind und noch geschehen müssen, notwendig gewesen wäre.

Den gefühlt meisten Raum nehmen jedoch Traviss’ persönliche Babys – die Mandalorianer – ein. Was in den ersten beiden Beiträgen der Autorin zur „Wächter der Macht“-Reihe noch sehr an den Haaren herbeigezogen wirkte, findet hier, durch Jainas Entscheidung, mit Boba Fett zu arbeiten, zumindest einen ordentlichen Anschluss an die Hauptgeschichte. Dennoch merkt man leider in jeder Zeile, dass Traviss’ die Mandalorianer liebt, dass diese in ihren Augen als edle Kriegergesellschaft, die raue Umgangsformen und zärtliche Familienbande hegt, die einzig wahren Helden des „Star Wars“-Universums sind. Mandalorianer können alles! Sie haben die besten Raumschiffe, die coolsten Rüstungen und sie hauen sogar einem Sith-Lord aufs Maul, wenn es sein muss. Hier übertreibt die Autorin ihre persönlichen Sympathien stellenweise.

Ansonsten leidet der Roman – wie einige seiner Vorgänger – an dem völlig fehlenden Anschluss an den die Werke von Traviss’ Kollegen Troy Denning und Aaron Allston. Han und Leia spielen gar keine Rolle, Luke taucht nur am Rand auf und verhält sich zum Teil sehr seltsam (etwa in der Schlacht um Fondor, wo er mit Dutzenden von Jedi vor Ort sein soll und einfach nichts tut). Zekk und Jag sitzen nur ein paar Mal im Raum herum, die verdienten Haudegen Wedge Antilles und Tycho Celchu sucht man völlig vergebens. Auch von den Hapanern ist keine Spur zu sehen. Selbst die Flotten der Separatisten glänzen durch Abwesenheit! So fehlt einmal mehr das Gefühl eines geschlossenen Ganzen. Von dem Krieg, der immer mal wieder erwähnt wird, ist nichts zu spüren. Wir folgen hier alleine den privaten Schicksalen von Darth Caedus, Ben Skywalker und Boba Fett. Für 560 Seiten ist mir das zu wenig.

Fazit: Im Grunde könnte „Enthüllungen“ ein sehr guter Roman sein. Karen Traviss ist sehr nah an ihren Figuren dran, verleiht ihnen Tiefgang und erforscht ihre Motivationen. Leider verliert sie sich dabei im Privaten (vor allem im Handlungsstrang um die Mandalorianer, der sich einmal mehr fast wie eine Soap Opera liest). Es fehlt der Blick auf den Kampf der GGA gegen die Separatisten, der irgendwann mal der Kern dieser Reihe war. Von einem Geplänkel auf Fondor abgesehen, ist von diesem Krieg nichts zu spüren. Es tritt kein einziger separatistischer Charakter auf. Auch viele alte Helden glänzen durch Abwesenheit. Immerhin bringt die Autoren das Imperium mal wieder ins Spiel – und sie holt eine Figur aus der Versenkung, von der man gerne in Zukunft mehr lesen wird. Alles in allem ein stilistisch gut erzähltes Abenteuer (vor allem für Mando-Fans), dem es jedoch in Inhaltsfragen an redaktioneller Führungshand fehlt.


Star Wars: Wächter der Macht 8: Enthüllungen
Film/Serien-Roman
Karen Traviss
Blanvalet 2010
ISBN: 978-3-442-26684-5
560 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95

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