von Frank Stein
Wir befinden uns in einer Zeit lange vor den Kämpfen zwischen Luke Skywalker, Han Solo und Co gegen das böse Imperium – genau genommen etwa 3600 Jahre früher. In dieser Zeit tobt seit Jahrzehnten ein Krieg zwischen der Galaktischen Republik und dem Sith-Imperium. (Sith gegen Jedi … das scheint eine ewige Hassliebe zu sein.) Die Geschichte folgt dem jungen Sith Teneb Kel, der sich zunächst als Held der Schlacht um den Minenplaneten Begeren erweist, um nach seiner Rückkehr zur Hauptwelt der Sith Dromund Kaas plötzlich vor dem Dunklen Rat der Sith angeklagt zu werden. Sein Meister Calyphos hat Schuld auf sich geladen, und Kel muss nun einen Teil dieser Schuld abtragen, indem er eine abtrünnige Sith umbringt. Der Imperator selbst, eine eigenartig losgelöst vom Dunklen Rat existierende, höchste Instanz, gibt ihm den Befehl dazu, denn bei der Sith handelte es sich um Exal Kressh, seine einstige Schülerin. Diese weiß um ein Geheimnis, das den Weg der Sith verändern wird.
Im Vergleich zu seinem Vorgängerband, „Bedrohung des Friedens“, punktet dieser Comic auf mehreren Ebenen. Zum einen sind die Illustrationen von Dave Ross schon deutlich ansehnlicher als die von Alex Sanchez. Zwar erreicht auch dieser Comic nicht die visuelle Klasse eines Doug Wheatley oder eines Brian Ching, aber die Figuren wirken zumindest meistens ordentlich getroffen. Darüber hinaus verliert sich die Handlung nicht in ein kunterbuntes Durcheinander, sondern wird vergleichsweise stringent erzählt: Sith-Schüler fällt in Ungnade und muss sich durch Killerjob rehabilitieren, wobei er im Kontakt mit der Gejagten sich selbst und seinen zukünftigen Weg zu hinterfragen beginnt. Der Ursprung als stark episodischer Web-Comic, der in den USA anschließend als drei Einzelhefte starke Printausgabe und hierzulande im Sammelband erschienen ist, wird viel weniger spürbar, als in „Bedrohung des Friedens“. Spaß machen dem Fan zuletzt einige Querverweise auf andere Medien aus der Zeit der Alten Republik. So könnte Exal Kressh eine Nachfahrin des Sith Ludo Kressh aus dem etwa 1400 Jahre früher angesiedelten Comic „Jedi-Chroniken – Das goldene Zeitalter der Sith“ sein. Und der kurz als Gegenspieler Kels auftretende Jedi-Meister Jerbhens Hulis könnte ein entfernter Verwandter der Jedi-Seherin Krynda Draay (geb. Hulis) aus dem etwa 300 Jahre früher spielenden „Knights of the Old Republic – Stunde der Wahrheit“ sein.
Negativ ist anzumerken, dass einige Themen angeschnitten, aber irgendwie nicht aufgelöst werden. Was genau hat sich Kels Meister Lord Calypho nun eigentlich zuschulden kommen lassen? Was hat es mit den Plänen des Imperators wirklich auf sich? (Es werden zwei Dinge angedeutet, die aber so vage bleiben, dass man sich keinen rechten Reim darauf machen kann.) Und was treibt Exal Kressh letztendlich an? Enttäuschung? Rache? Vermutlich ist es dem vergleichsweise geringen Platz der Handlung, die mit 100 Seiten auskommen musste, geschuldet, dass einiges in der Hektik des Erzählens unklar bleiben muss. Möglicherweise hat Autor Alexander Freed auch selbst nicht so richtig gewusst, wo er eigentlich mit seiner Story hin will. Oder aber hier wurden nur Spuren gelegt, die später im MMORPG aufgegriffen werden. Angesichts der Natur des Comics als Begleitmedium zu dem Online-Game halte ich das nicht für ausgeschlossen.
Fazit: „Star Wars: The Old Republic 2: Blut des Imperiums“ ist deutlich runder als sein Vorgängerband und weiß seine kleine, feine Rache-und-Initiationsgeschichte mit einigen unterhaltsamen Momenten zu erzählen. Schön ist auch, einmal mehr in die Hallen der Sith eingeladen zu werden, statt immer nur die Jedi-Sicht der Dinge mitzuerleben. Allerdings bleibt der Comic dem Leser einige Fragen am Ende schuldig, und so ganz will sich einem der tatsächliche Knackpunkt, um den sich alles dreht, auch nicht erschließen. Möglicherweise konnte Autor Alexander Freed hier nicht ganz so wie er wollte – oder er durfte es nicht, weil die Handlung noch Thema des MMORPG sein wird, das schließlich das Herzstück des Multimedia-Projekts „The Old Republic“ darstellt. Unterm Strich ganz passabel, aber dennoch schwächer als die großartigen „Knights of the Old Republic“-Reihe.
Star Wars – The Old Republic 2: Blut des Imperiums
Comic
Alexander Freed, Dave Ross
Panini Comics 2011
ISBN: 978-3-86201-109-4
100 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95
bei amazon.de bestellen
