Star Wars – The Force Unleashed II

Die cross-mediale Auswertung eines Kapitels der „Star Wars“-Saga ist in diesem Franchise nichts Neues. „Shadows of the Empire“ wurde als PC-Spiel, Buch und Comic erzählt, „The Clone Wars“ läuft als TV-Serie, in Comic- und in Buchform und das MMORPG „The Old Republic“ hat schon vor seiner Veröffentlichung Begleiter in Wort und Comic-Bild. Daher war es auch kaum verwunderlich, dass auch „The Force Unleashed II“ sich nicht allein mit dem Kernstück des Videogames begnügen würde. Ein Comic soll eine weitere Perspektive ins Spiel bringen.

von Kurt Wagner

 

Wir erinnern uns: 2008 kam mit „The Force Unleashed“ ein Action-Adventure auf den Markt, dass in die Fußstapfen von Spieleperlen wie „Dark Forces“ oder „Jedi Knight“ treten sollte. Gemeinhin wurde das Projekt um einen geheimen Schüler von Darth Vader namens Starkiller, der für diesen zum Attentäter wird, aber durch die Liebe (und das Erkennen von Vaders Niedertracht) letztendlich den Weg zur hellen Seite der Macht findet, von den Spielern gefeiert, auch wenn manchem „Star Wars“-Fan die mit der Story einhergehenden Kontinuitätsprobleme Magengeschwüre verursachten.

2010 kam es dann zur sehnlichst erwarteten Fortsetzung, die jedoch von vielen als viel zu kurz kritisiert wurde (eine Wertung, der ich mich in Ermangelung des Spiels nicht anschließen kann und möchte). In dem Spiel geht es um einen Klon Starkillers, der zu sich selbst finden muss, und dabei mit den üblichen Verdächtigen aus dem ersten Spiel (Jedi-Meister Rahm Kota, Pilotin Juno Eclipse, Kopfgeldjäger Boba Fett und natürlich Darth Vader) konfrontiert wird. Während das Spiel sich ganz auf Starkiller als Alter Ego des Spielers konzentriert, erzählt der Comic nun die Handlung aus der Sicht Boba Fetts.

Der berühmteste Kopfgeldjäger des „Star Wars“-Universums befindet sich gerade auf dem Schmugglermond Nar Shaddaa, als er von Darth Vader den Auftrag bekommt, nach Cato Neimodia zu reisen, um dort einen Schüler Vaders einzufangen, der außer Kontrolle geraten ist. Doch als Fett und seine zeitweilige Geliebte Xasha dort eintreffen, finden sie nur noch Trümmer vor – Starkiller ist bereits weitergereist. Die Suche nach ihm führt Fett zunächst zu einem geheimen Treffpunkt der Rebellen im All und anschließend nach Kamino, wo es zum Showdown kommt.

Positiv hervorzuheben sind die sehr gelungenen Zeichnungen von Omar Francia. Sowohl die Figuren als auch die Raumschiffe sind in Detail und Proportionen erfreulich gut getroffen. Doch damit wäre der große Pluspunkt des Comics leider auch schon genannt. Die Handlung an sich ist leider eher unübersichtlich, was offensichtlich der Natur des Comics als Begleitprodukt zum Videospiel geschuldet ist. Während man dem Abenteuer von Fett anfangs noch ganz gut folgen kann (Thema ist offensichtlich Fetts Unfähigkeit zur Liebe), zeigt sich in der zweiten Hälfte sehr stark, dass man als Leser nur eine Außenperspektive auf die Haupthandlung hat. Figuren wie Starkiller tauchen nur in einzelnen Panels auf, und man bekommt Fragmente von dem parallel verlaufenden Plot des Videogames mit, ohne dass diese erklärt werden. Wir das Videospiel nicht kennt, muss sich hier einiges zusammenreimen.

Die eigenständigen Teile der Handlung, darunter ein weiteres Kamino-Klon-Kapitel, werden ebenfalls leider sehr gehetzt erzählt, was wohl daran liegt, dass sich Bobas Geschichte die knapp 100 Seiten Raum, die der Comic umfasst, mit dem Schicksal von Starkiller teilen muss. Als Episode aus Boba Fetts ereignisreichem Leben hätte man das Ganze fast lieber gelesen. Irgendwo zwischen unnötig und ärgerlich rangieren die zwanghaft immer cooleren Sturmtruppen-Untergattungen (hier: die Terrorsoldaten) und die TIE-Bomber-Interceptor-Hybriden, die eine fortschrittliche Technik suggerieren, von der ein Jahr später beim Kampf um den Todesstern nichts mehr zu sehen ist. Hier prallt der Zwang moderner Action-Unterhaltung zum ständigen „Größer, Schneller, Weiter“ auf die Kultvorgaben einer dreißig Jahre alten Filmreihe.

Das Ende schließlich geht gar nicht – auch wenn es vermutlich von dem Videospiel so vorgegeben wurde –, denn es ist völlig offen und steht im Widerspruch zu fast allem, was man aus „Star Wars: Episode IV“ so kennt. Ich möchte nicht zu viel sagen, aber die Verstrickungen zwischen Vader, Starkiller, Prinzessin Leia und Boba Fett sind deutlich zu engmaschig für die spätere Filmtrilogie. Hier gehen die „The Force Unleashed“-Macher fröhlich den Weg der nicht-kanonischen „Infinities“-Comics – ohne das allerdings offen zuzugeben.

Fazit: Als Abenteuer der Woche für den Kopfgeldjäger Boba Fett wäre der Comic wirklich unterhaltsam gewesen. Durch seine Einbindung in das Großprojekt „The Force Unleashed“ schleicht sich jedoch vielfach ein fragmentarisches Erzählen ein, dass den Comic im Grunde nur als Begleitprodukt nach dem Zocken des Videospiels lesbar macht (als weitere Perspektive auf die Handlung). Dieser Umstand ist im Grunde neutral zu bewerten, da er einfach Teil des Konzepts ist. Arglose Käufer mögen jedoch hiermit gewarnt sein. Negativer fällt der Hang zum technischen Zuviel-des-Guten auf sowie das offene Ende, das für Fans, die auf den Kanon achten, ein Graus ist – wobei man diese beiden Fehler dem Projekt „The Force Unleashed“ an sich und nicht dem Comic anlasten muss. Positiv fallen die Illustrationen ins Auge.


Star Wars – The Force Unleashed II
Comic
Haden Blackman, Omar Francia, Manuel M. Silva
Panini Comics 2010
ISBN: 978-3866079724
100 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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