Star Wars – The Clone Wars: Geschichten von Licht und Dunkelheit

Die Klonkriege sind eine Zeit, in der die ganze „Star Wars“-Galaxis brodelt. Von Coruscant im Herzen der Kernwelten bis Utapau im Äußeren Rand prügeln sich Klonsoldaten der Republik mit den Kampfdroiden der Separatistenbewegung. Sieben TV-Serienstaffeln lang konnten wir Geschichten, die von Licht und Dunkelheit erzählten, verfolgen. Weitere wurden in Comics und Romanen angeboten. Der vorliegende Band ist eine Kurzgeschichten-Anthologie. Gefundenes Fressen für die Fans?

von Ye Olde Jedi-Master

Ich muss gestehen: Es hat mir schon immer gefallen, wie gute „Star Wars“-Kurzgeschichten kleine erzählerische Lücken in den großen Kinofilmen gestopft haben. Oder wie sie Figuren, die nur eine Sekunde im Bild zu sehen waren, plötzlich zum Leben erweckten. Die Anthologien „Sturm über Tatooine“ und „Palast der Dunklen Sonnen“, die Ende der 1990er hierzulande erschienen sind und die Aliens der Mos-Eisley-Cantina sowie die in Jabbas Palast mit persönlichen Hintergrundgeschichten versehen, haben mir Riesenspaß gemacht. Entsprechend neugierig war ich auf diese „Clone Wars“-Anthologie, für die LucasBooks-Chefredakteurin Jennifer Heddle eine illustre Riege an bekannten „Star Wars“-Autor*innen (etwa Jason Fry, Tom Angleberger und Rebecca Roanhorse) und neuen Talenten versammelt hat.

„Dieser actiongeladene Sammelband präsentiert elf Clone Wars-Kurzgeschichten von Autorinnen und Autoren, die selbst ausgesprochene Fans der Serie sind“ verspricht der Text auf der Rückseite des Buchs. Und: „Neue fantastische Abenteuer mit Anakin Skywalker, Yoda, Obi-Wan Kenobi, Ahsoka Tano, Captain Rex, Darth Maul, Count Dooku und vielen mehr!“ Wenn das nicht die Vorfreude weckt! Auch das Cover, das einen Klonkrieger in Phase-II-Rüstung zeigt, in dessen Visier sich Flammen widerspiegeln, sieht sehr schick aus. Halten wir hier tatsächlich einen legitimen Nachfolger der großen Anthologien aus den 90ern in den Händen? Ein Buch, das erzählerische Lücken schließt, Nebenfiguren in den Fokus rückt und damit das Geschichtengeflecht der Klonkriege noch erweitert?

Leider nicht. Also, zum Teil schon. Aber unterm Strich doch nicht.

Zur Erklärung: Ich weiß nicht, ob Jennifer Heddle selbst die glorreiche Idee hatte oder jemand sonst im Dunstkreis von Disney, aber „Geschichten von Licht und Dunkelheit“ erzählt mitnichten „neue fantastische Abenteuer“. Stattdessen haben sich zehn von elf Autor*innen ausgewählte TV-Episoden vorgenommen und diese mit mehr oder weniger eigenem Ansatz nacherzählt! Richtig gelesen: Das ganze Buch besteht im Grund nur aus Nacherzählungen von Episoden, die man im Bestfall vor so langer Zeit geschaut hat, dass man sich nicht mehr richtig erinnert. Mit Pech hat man sie gerade erst vor ein paar Wochen wieder gesehen und blättert dann doch ziemlich gelangweilt durch die Seiten, weil man eh weiß, wie alles, was hier niedergeschrieben wurde, ausgeht. (Die einzige Ausnahme ist die letzte Geschichte, „Bug“, von E. Anne Convery, die nur von einer Episode inspiriert wurde, nicht darauf basiert.)

Manche Fälle sind besonders platt. Die erzählen wirklich nur die Handlung nach – und das womöglich auch noch verkürzt, weil nicht genug Seitenplatz vorherrschte, um etwa einen Mehrteiler komplett unterzubringen. In anderen Fällen wurde zumindest eine interessante Perspektive gewählt. So schlüpft Lou Anders, dessen Beitrag mit dem Titel „Die Ergreifung des Counts“ auf den beiden Episoden „Die Ergreifung des Counts“ (wow, sogar gleicher Titel) und „Der Freikauf“ basiert, in die Haut von Count Dooku und kommentiert das Geschehen, das der Count im Nachhinein seinem Meister schildert, auf wunderbar herablassende Art und Weise, sodass zumindest stilistisch für gute Unterhaltung gesorgt ist, auch wenn man den Inhalt schon kennt. Auch Cad Bane, Maul und ein Jedi-Padawan-Mädchen, das Ahsoka Tano anhimmelt, kommen zu Wort. Das sind nette Blicke von außen auf unsere bekannten Helden Anakin Skywalker, Obi-Wan Kenobi und Co, die in der TV-Serie in der Regel im Mittelpunkt standen.

Dennoch täuscht es nicht darüber hinweg, dass sich diese Anthologie anfühlt, als habe jemand ein Buch herausbringen wollen (vielleicht zur Talentsuche), ohne dabei zu viel Mühe zu investieren. Denn, klar, wenn nur TV-Episoden nacherzählt werden, müssen sich die Hüter des Wissens bei Disney wenig Mühe machen, damit alles kanonisch bleibt. Es wäre viel aufwändiger gewesen, neue Lebensgeschichten etwa von Klonkriegern oder Separatisten auf Fallstricke und Widersprüche abzuklopfen. Aber zugleich auch viel spannender! Cad Bane oder Hondo Ohnaka, Captain Rex oder Commander Gree, Wat Tambor oder Passel Argente: Es hätte so viele Charaktere gegeben, die es wert gewesen wären, das man eine weitere Geschichte über sie erzählt. Eine neue Geschichte. Diese Chance wurde nicht genutzt.

Fazit: „Star Wars – The Clone Wars: Geschichten von Licht und Dunkelheit“ ist eine Sammlung aus elf Kurzgeschichten, von denen zehn mehr oder weniger TV-Episoden nacherzählen. In einigen Storys wird immerhin eine interessante Perspektive eingenommen, einige fassen lediglich zusammen, was sich spannender am Fernseher erleben lässt. Unterm Strich ein hübsch anzusehendes Buch, dessen Unterhaltungswert (für mich) aber nur im Mittelfeld liegt. Hätte Herausgeberin Jennifer Heddle mal einen Blick in die eigene Franchise-Vergangenheit gewagt, dann hätte sie gesehen, was eine wirklich gute Anthologie ausmacht.

Star Wars – The Clone Wars: Geschichten von Licht und Dunkelheit
Film/Serien-Roman
Jennifer Heddle (Hrsg.)
Panini Books 2021
ISBN: 978-3-8332-4014,0
388 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 15,00

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