von Frank Stein
Wie schon in Band 1 folgt auch in „Die Rettung“ die Geschichte dem wechselhaften Schicksal der Königsfamilie Galfridian während der Yuuzhan-Vong-Invasion. Deren Heimatplanet Artorias ist in Band 1 von den Vong erobert worden, König Caled scheint tot zu sein, der Rest der Familie – Königin Nina, Prinzessin Kaye und Prinz Finn – musste fliehen. Während Nina und Kaye zunächst Gefangene der Vong waren, sich dann aber befreien und sogar ein ganzes Vong-Schiff erobern konnten, hatte der machtbegabte Finn seinen Weg in Luke Skywalkers Jedi-Akademie gefunden, um dort zusammen mit Jacen und Jaina Solo gegen die Vong anzutreten.
Im vorliegenden Band wird diese Zweigleisigkeit konsequent fortgesetzt. Auf der einen Seite versucht der Rebell Finn seinen Weg als Jedi zu finden, wobei er – wie weiland Luke Skywalker selbst – auch mal seine Ausbildung abbricht, um einer Warnung folgend zu seiner Heimatwelt zurückzufliegen und einen Verräter zu stellen. Dabei erfährt er einiges über die Vergangenheit seiner Familie. Die mit dem Vong-Schiff verschmolzene Königin und Prinzessin Kaye versuchen derweil, Flüchtlingen des Krieges zu helfen. Dabei erreichen sie die scheinbar tote Welt Dibrook, die doch ein grausiges Geheimnis birgt. Beide Galfridian-Kinder müssen sich auf ihre Weise Herausforderungen stellen, die ihren bisherigen Glauben erschüttern und sie zugleich reifen lassen.
Ich kann es nicht anders sagen: Bei „Invasion“ stimmt einfach alles. Schon seit einer Weile habe ich keine so spannende, dramatische, mitreißende, überzeugende „Star Wars“-Geschichte in Comic-Form gelesen. Kein Vergleich zu den Comics, die gerade als Begleitwerke von „The Old Republic“ erscheinen. Durch seine Beschränkung auf seine ganz eigene „Star Wars“-Sippe kann Autor Tom Taylor erzählerisch in die Vollen gehen und Charakterentwicklungen anstoßen sowie Wendepunkte einbauen, die nicht möglich wären, wenn er mit bekannteren Figuren arbeiten müsste. Natürlich könnte die Story dadurch auch eine gewisse Beliebigkeit erhalten, aber durch Luke Skywalker sowie Jacen und Jaina Solo gelingt Taylor der Kunstgriff, die Handlung mit dem größeren Geschehen zu verknüpfen.
Auch visuell weiß „Die Rettung“ zu gefallen. Der Zeichenstil von Colin Wilson mutet stellenweise zwar etwas fragmentarisch und skizzenhaft an, aber im Zusammenspiel mit den Farben von Wes Dzioba entstehen daraus Bilder, die äußerst stimmig aussehen und fast immer die richtige Atmosphäre transportieren. Sowohl die Proportionen der Figuren sind gut getroffen als auch deren Mimik und Gestik. Raumschiffe, Landschaftsszenerien, Schlachtengemälde – hier passt irgendwie alles. Und auch das ist leider bei den heutigen „Star Wars“-Comics nicht mehr ganz alltäglich, weswegen ich es lobend hervorheben möchte.
Fazit: Die Macht ist stark in diesem Comic! Klingt plakativ? Ist aber so. Mit der Rückbesinnung auf einen fast zehn Jahre alten Feind und einer gut durchdachten, in Action und Charakterdrama perfekt ausgewogenen Handlung gelingt es Autor Tom Taylor, ein Musterbeispiel dessen zu präsentieren, was „Star Wars“ jenseits von Klonkriegsgetümmel und „The Old Republic“-Hype sein kann. Für erwachsene Fans, die genug von allmächtigen Lichtschwertschwingern, weiß gepanzerten Klonsoldaten, tumben Droiden und ohnmächtigen Bösewichtern haben, ein absoluter Leckerbissen.
Star Wars Sonderband 62: Invasion 2: Die Rettung
Comic
Tom Taylor, Colin Wilson, Wes Dzioba
Panini Comics 2011
ISBN: 978-3-86201-110-0
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95
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