von Kurt Wagner
In den Klonkriegen war Jabiim für die Republik nicht mehr als ein weiterer hässlicher Kampfschauplatz. Er wurde aufgegeben, als es die strategische Lage erforderte und kaum ein Offizier dürfte darüber mehr als zwei schlaflose Nächte verbracht haben. Doch für die Bewohner von Jabiim, die für die Republik und gegen die Separatisten gekämpft hatten, änderte sich an diesem Tag alles. Mit der von Kommandant Anakin Skywalker angeordneten Evakuierung verloren sie ihre Welt, erst an die Separatisten, dann an das Imperium, das Jabiim seiner Rohstoffe wegen erbarmungslos ausquetschte. Heute ist die Welt ein verbrauchter Brocken Fels im All, doch noch immer kämpfen die Nachfahren der Widerständler von einst gegen die Okkupation, um ihre Freiheit zurückzuerlangen.
Prinzessin Leia begibt sich mit Luke Skywalker und einer kleinen Gruppe Rebellen nach Jabiim, um für die Sache der Allianz zu werben. Alleine droht jeder Welt die Niederlage gegen die Truppen des Imperiums. Nur gemeinsam ist man stark. Scheinen ihre diplomatischen Bemühungen anfangs von Erfolg gekrönt, entwickelt sich die Mission zu einem Desaster, als herauskommt, dass ein Skywalker einmal mehr die Planetenoberfläche betreten hat. Während sich Luke, Leia und die ihren sich mit hasserfüllten Ewiggestrigen herumschlagen müssen, taucht das Imperium auf, um alles militärische Material, die Minenausrüstung und alle arbeitsfähigen Sklaven abzuholen und dann dem Planeten auf persönlichen Wunsch von Darth Vader den Garaus zu machen...
„Im Schatten des Vaters“, das die US-Ausgaben Empire #29-30 und #32-34 umfasst, ist ein relativ gradliniges Planetenabenteuer, das sich allerdings nicht wirklich für seinen Rebellen-vs.-Imperiums-Plot interessiert. Das eigentliche Thema ist das Erbe, das eine nächste Generation antritt, die im Schatten von Vätern steht, die durch extreme Maßnahmen im Guten wie im Schlechten von sich reden gemacht hat. Das betrifft auf der einen Seite natürlich Luke Skywalker, der nicht begreifen kann, warum er als Sohn Anakin Skywalkers den Zorn der Bewohner von Jabiim auf sich zieht und irgendwie versucht, sein Bild von einem heldenhaften Anakin mit dem des Verräters von Jabiim in Einklang zu bringen.
Weil sich dieses Dilemma nicht im Detail ergründen lässt, ohne den Kanon zu gefährden – Luke darf ja nicht zu viel über seinen Vater erfahren und nachdenken –, folgt die Geschichte dem Widerstandsanführer Nolan, der als Sohn des in den Klonkriegen zum verbitterten Extremisten gewordenen Captain Gillmunn ein schweres Erbe antritt und versucht, mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. Damit ähnelt seine Situation der Lukes, nur dass er um die Fehler seines Vaters weiß. Geschickt verknüpft der Comic hierbei die aktuelle Geschichte mit der Klonkriegs-Episode, die in dem Comic „Star Wars – Klonkriege III: Das letzte Gefecht um Jabiim“ erzählt wird.
Diese Suchen und Schaffen von Bezügen zwischen den Epochen ist im Augenblick im Expanded Universe – wie gesagt – ganz groß in Mode. Einerseits soll damit die Geschlossenheit der gesamten Saga betont werden, auf der anderen Seite ist es natürlich ein reizvolles Spiel mit den Perspektiven, wenn man unwissende Rebellen in Situationen wirft, die dem Leser und Prequel-Kenner allzu vertraut sind. Dennoch ist diese Tendenz nicht ganz ungefährlich. Ständig schrammen die Autoren am Kanonbruch entlang, denn jeder Berührungspunkt zwischen den Klonkriegen und der Zeit der Rebellion bringt Wissen mit sich, das vor allem Luke und Leia nur in sehr begrenztem Maße erhalten dürfen, um nicht besser über die galaktische und ihre persönliche Vergangenheit informiert zu sein, als es in den Kinofilmen und früheren Romanen und Comics suggeriert wurde. Gerade der vorliegende Band zeugt von der Schwierigkeit solcher Brückenschläge, denn dass Luke seinen Vater nach all dem Hass der Jabiim unhinterfragt immer noch für einen Helden hält, baut auf etwas gedehnte psychologische Plausibilität auf. (Wie naiv soll der Farmerjunge von Tatooine sein?)
Graphisch ist der Comic leider ein wenig uneinheitlich. In manchen Panels, vor allem in Großaufnahmen, sehen die Schiffe und Charaktere wirklich sehr gut aus und sind bemerkenswert genau getroffen. Dann wiederum, vor allem in Totalen, sind die Gesten eckig, die Gesichter grob und die Dimensionen schepp und krumm. Das Ganze sieht immer noch gut aus, aber es gab schon besser gezeichnete Comics der Reihe.
Fazit: Alles in allem ist „Im Schatten des Vaters“ eine solide Episode aus der Imperiums-Ära. Verpackt in eine Rekrutierungsmission der Allianz müssen sich Luke Skywalker und der Jabiim-Widerständler Nolan der Vergangenheit und den Taten ihrer Väter stellen, was wiederum dem Autor Anlass zum Rückgriff auf die Klonkriege gibt. Im Direktvergleich mit den anderen „Imperium“- Sammelbänden vermag es der Comic jedoch nicht, „Darklighter“ von seinem Thron als dramaturgisch und visuell beste Geschichte der Reihe herunterzustoßen.
Star Wars Sonderband 28: Imperium: Im Schatten des Vaters
Comic
Thomas Andrews, Adriana Melo, Michel Lacombe
Dino 2005
ISBN: 3-8332-1228-4
120 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95
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