von Bernd Perplies
Darman, Atin, Fi und Niner sind Kriegswaisen von Geonosis. Die Klonkommandosoldaten haben alle ihre Schwadronen, ihre Brüder, verloren und müssen nun im neu gebildeten Omega-Squad zueinander finden. Unter der Leitung von Sarge Niner führt sie ihre erste Mission auf den Planeten Qiilura, wo die Separatisten eine geheime Forschungsanlage betreiben, die einen Biokampfstoff gegen Klone entwickeln soll. Natürlich darf das Projekt keinen erfolgreichen Abschluss erleben, sonst wäre es um die Klonarmeen der Republik geschehen.
Also sollen die vier Besten der Besten die Chefwissenschaftlerin Dr. Uthan entführen und die Anlage in die Luft jagen. Doch bei der Landung kommt es zu einem Zwischenfall und die Soldaten werden getrennt. Während sich Atin, Fi und Niner auf einen Schleichmarsch von RV-Punkt zu RV-Punkt durch feindliches Gebiet begeben, sieht sich Darman ganz auf sich allein gestellt, bis er plötzlich auf die ebenfalls gestrandete Jedi-Schülerin Etain trifft. Gemeinsam versucht man, die Mission doch noch zu retten und die Republik vor einer militärischen Katastrophe ungeahnten Ausmaßes zu bewahren.
Kann eine Frau einen Roman über Klonkrieger schreiben, mag sich mancher fragen? Sie kann – und das nicht nur, weil die ehemalige Journalistin Karen Traviss sowohl für die Polizei als auch die Armee gearbeitet hat und somit ihr Vokabular beherrscht. Ihre Klonsoldaten wirken gleichzeitig glaubwürdig martialisch, die geborenen Soldaten, aber auch hinreichend menschlich, um sich als Charaktere zumindest grundlegend voneinander zu unterscheiden. Niner ist irgendwie der Boss, Fi der sarkastische Scherzkeks, der die Greuel des Krieges mit einem dummen Spruch abzutun versucht, Atin ist der in sich gekehrte, verschlossene Bastler und Waffennarr und Darman – na ja, wenn man so will, ist er der philosophischste unter den Vieren, denn ihm gilt die meiste Aufmerksamkeit der Autorin, wodurch wir zwangsläufig eine ganze Menge Einblicke in sein Innenleben erhalten – aus seiner eigenen Perspektive oder der von Etain, die den Klonsoldaten erst respektieren und dann sogar lieben lernt.
Einmal mehr wird in „Feindkontakt“ die Frage nach der Menschlichkeit der Klone gestellt – ein beliebtes Thema (oder Unterthema) der Klonkriegsromane. Schon in „Obi-Wan und die Biodroiden“ lernten wir einen Klon kennen, der zu sich selbst findet, hier ist es eher ein Mensch (Etain), der aufhört, die Klone als einheitliches, austauschbares Kanonenfutter zu betrachten, sondern ihren individuellen Wert zu erkennen beginnt.
Doch keine Sorge: Das macht den Roman nicht zum empfindsamen Rührstück voll tiefgründiger Grübeleien. Es wird zwar zwischendurch auch ein bisschen gedanken- und gefühlvoll (vor allem gegen Ende, als sich Darman und Etain für Herz oder Pflicht entscheiden müssen), aber nach wie vor steht die Mission und damit auch reichlich Action und Taktieren im Vordergrund. Mit dem mandalorianischen Krieger Hokan als Beschützer der Wachgarnison der Forschungsanlage steht dem Omega-Squad ein formidabler Gegner entgegen und natürlich gibt es hinreichend Alien-Schlägervisagen und Kampfdroiden, um immer wieder einen ordentlichen Feuerzauber aus dem Dienstende der Klonsoldatenblaster zu garantieren. (Im Übrigen interessant, wie selten mal ein Autor Feder und Partei ergreift für so manche Prügelalienrasse wie etwa Trandoshaner, Rodianer oder Weequay, die – zumindest dramaturgisch – eigentlichen Klone des Star-Wars-Universums.)
Im galaktischen Maßstab bewegt sich allerdings nicht besonders viel. Die große Abhandlung zum Verlauf der Klonkriege bleibt nach wie vor den Comics und der Zeichentrickserie vorbehalten. Auch „Feindkontakt“, wie bisher die meisten Klonkriegsromane, bleibt eine völlig eigenständige Episode, ein Planetenroman, der eine beispielhafte Facette der Klonkriege beleuchtet, dabei zwar eine universelle Gefahr andeutet (ähnlich wie auch in „Obi-Wan und die Biodroiden“), doch am Ende nur eine, personell zudem recht kleine Front von vielen ist, an der die Klonkriege geschlagen werden.
Fazit: „Star Wars - Republic Commando: Feindkontakt“ ist, für die Star-Wars-Timeline, vielleicht kein bedeutsamer Roman, aber auf jeden Fall ein wirklich kurzweiliges Klonkriegsabenteuer. Die Klonkommandos sind coole Profis, ohne indes langweilige Übermenschen zu sein, und die Jedi Etain unerfahren genug, um nicht zur gleichfalls langweiligen Alleskönnerin zu mutieren (ein Problem, das manchen Fans die Jedi ja in den Klonkriegen verleidet hat). Die Story ist gradlinig, aber frei von ärgerlichen Plotlöchern, und bietet eine gute Mischung aus Spannungsmomenten und Charakterszenen, die Freud und Leid im Leben eines Klonsoldaten beleuchten. Alles in allem ist das Buch, dessen Fortsetzung „Triple Zero“ auf englisch bereits in der Mache ist, eindeutig lesenswert, auch wenn kein einziger namhafter Star-Wars-Charakter darin auftaucht.
Star Wars - Republic Commando: Feindkontakt
Film/TV-Roman
Karen Traviss
Dino 2005
ISBN: 3-8332-1199-7
331 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95
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