von Frank Stein
Der Comic-Band versammelt die US-Heftausgaben „US-Star Wars – Darth Vader #20-25“, die zwischen Mai und Oktober 2016 in sechs Teilen den vierten Handlungsbogen „End of Games“ der „Darth Vader“-Comic-Serie präsentierten und auch einen Schlusspunkt setzten. Auf Deutsch sind diese Geschichten im Sommer 2017 in den „Star Wars“-Heften #24-26 bei Panini erschienen und dann im März 2018 als Softcover- beziehungsweise limitierter Hardcover-Sammelband. Neben der Hauptstory enthält der vorliegende Band aber auch die drei Bonusgeschichten „Die Missgeschickte von Triple-Zero und Beetee“ (Mai 2016), „Coda“ (Oktober 2016) und „Sondendroidenproblem“ (Februar 2017). Die ersten beiden erschienen damals begleitend zur „Darth Vader“-Reihe, die dritte stammt aus „Star Wars: Darth Maul 1“.
Von der Handlung her schließt der Comic unmittelbar an seinen Vorgänger „Der Shu-Torun-Krieg“ (SWMCK 11) an, außerdem an „Das Gefängnis der Rebellen“ (SWMCK 13). Insofern lässt sich schon vorab sagen, dass es wenig Sinn ergibt, den Comic für sich zu lesen. Er ist ein fester Teil der „Darth Vader“-Serie und verbindet ohne große Erklärungen alle offenen Handlungsstränge aller vorherigen Episoden (SWMCK 3, 6, 9 und 11). So taucht zum Beispiel der Ermittler Thanoth erneut auf, der Vader und seiner Intrige, sich ein eigenes Standbein im Imperium aufzubauen, in der Vergangenheit gefährlich dicht auf der Spur war. Außerdem klärt sich die Beziehung zwischen Doktor Aphra und Vader. Zu guter Letzt kommt es zum dramatischen Showdown mit dem Verräter und genialen Wissenschaftler Doktor Cylo.
Der Sammelband ist ein schöner und starker Abschluss für eine wirklich lesenswerte Reihe, die zwischen den Kinofilmen „Eine neue Hoffnung“ und „Das Imperium schlägt zurück“ angesiedelt ist und auch kurz vor letzterem Film endet. Wir wissen natürlich, wer von den Kontrahenten am Ende noch stehen wird, insofern stellt sich weniger die Frage, ob Darth Vader den Sieg davonträgt, sondern wie und welche Opfer er dafür gegebenenfalls bringen muss. In diesem Zusammenhang gibt es eine sehr nette Sequenz, die das tatsächliche Ende von Anakin in Vader suggeriert, während dieser die Macht der Dunklen Seite beschwört, um sich gegen seine Gegner durchzusetzen.
Visuell wird sehr ordentliche Kost geboten. Raumschiffe und gesichtslose Figuren wie Vader liegen Illustrator Salvador Larroca dabei mehr als die menschliche Physiognomie, die er mit feinen Linien zeichnet, aber nicht selten doch etwas verzerrt. Edgar Delgado verleiht den Panels derweil mit feurigen Rot- und kühlen Blautönen eine komplett düstere Grundstimmung, die perfekt zum Setting passt. Visuell wirkt der Comic wie aus einem Guss, was positiv hervorzuheben ist. Hier macht sich die konsequente Teamarbeit zwischen Gillen, Larroca und Delgado bezahlt.
Die Bonusstory „Die Missgeschickte von Triple-Zero und Beetee“ passt sich nahtlos in den größeren Rahmen ein (und wird auch einfach zwischendrin eingeschoben) und erzählt von der Jagd der düsteren Spiegelbilder des berühmten Droidenpaars C-3PO und R2-D2 nach Doktor Aphra. Es mag moralisch nicht korrekt sein, aber der sadistische Folterdroide mit dem Gehabe eines britischen Butlers und der Explosionen liebende Kampfzwerg im Astromechformat sind einfach eine grandiose Idee dieser Reihe gewesen, und es ist immer wieder eine Freude, sie bei ihren Gemeinheiten zu beobachten.
„Coda“ dagegen kommt komplett ohne Worte aus und wirkt beinahe experimentell, während es davon erzählt, wie sich ein Tuskenstamm nach den Wutausbrüchen, die Anakin Skywalker und später Vader auf Tatooine hatten, zur Gründung eines unheiligen Götzenkults gezwungen fühlt. Diese Geschichte hätte es nicht unbedingt gebraucht, aber ab und zu leistet sich „Star Wars“ halt auch mal erzählerische Spielereien.
„Sondendroidenproblem“ schließlich fällt ganz aus dem Rahmen, weil es nicht nur recht kinderbuchartig gezeichnet ist, sondern auch eine eher humorvolle, herzerwärmende Kurzgeschichte über eine Freundschaft unter Droiden erzählt – so als wolle man diesen düsteren Comic-Band mit einem versöhnlichen Moment beschließen. Mehr als ein kleiner Snack zum Nachtisch ist die Geschichte aber wirklich nicht.
Die Ausstattung des Comics ist typisch für die „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“. Er kommt als schicker Hardcover-Band daher, der auf dem Buchrücken das durchgehende Bildmotiv um ein klein wenig IG-88 und Yoda erweitert. Die Einleitung ist diesmal leider im Grunde bloß ein „Was bisher geschah“ und dient vor allem der Gedächtnisauffrischung. Das gezeigte Variant Cover stammt diesmal immerhin aus „Darth Vader 1“, passt also ganz gut zum Thema, obwohl man sich erneut fragt, ob der vorliegende Comic nicht auch wenigstens eine Variante gehabt hätte. (Hatte er natürlich, sogar eine ganze Reihe!) Erfreulich dagegen die Cover-Galerie am Schluss, die angenehm komplett ist.
Fazit: Wer die vorherigen „Darth Vader“-Ausgaben der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“ gelesen hat, der braucht natürlich auch den Abschlussband. Wer sie noch nicht kennt, aber auf Intrigen im Imperium steht, sollte sich die Bände unbedingt zulegen, denn diese in vier (fünf mit „Vader Down“) Sammelbänden erzählte Story über Darth Vader, der seine Macht im Imperium festigt, lohnt sich wirklich. Als Einzelwerk ist der Comic allerdings nicht sinnvoll zu genießen. Zu viel Vorwissen fehlt, um der Handlung gut folgen zu können.
Star Wars Marvel Comics-Kollektion 15: Zeit der Entscheidung
Comic
Kieron Gillen, Salvador Larroca, Edgar Delgado u.a.
Panini Comics 2021
ISBN: 978-3-7416-2512-1
178 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 14,99
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