Star Wars: Lexikon der Helden, Schurken und Drioden

„Star Wars: Lexikon der Helden, Schurken und Droiden – Mit über 200 Figuren des ‚Star Wars’-Universums“ – so lautet der volle Titel des bei Dorling Kindersley erschienenen Begleitbuchs zur vielleicht beliebtesten Science-Fiction-Saga aller Zeiten. Wer war eigentlich Saelt-Marae? Wie groß ist der Vizekönig der Handelsföderation Nute Gunray? Und wie sieht C-3POs Lebensweg aus? Wer solche oder andere Fragen hat, findet in diesem Buch einiges an Antworten.

von Frank Stein

Mutige Jedi-Ritter und grausame Sith-Lords, hilfreiche Droiden, Wookies (sic!), Ewoks und viele andere Lebewesen aus der ganzen Galaxis – dieses Buch versammelt alle Figuren der klassischen „Star Wars“-Saga und lässt keine Fragen offen. – So lautete der vollmundige Klappentext des vorliegenden Hardcoverbandes, der sich mit dem Personal von George Lucas’ Sternenreich beschäftigt.

Natürlich stimmt an dem Text einiges nicht: Wookiees schreibt man beispielsweise mit zwei „e“. Selbst 200 Figuren (wovon einige auch Tierrassen und typische Vertreter einer Spezies oder Berufsklasse sind, etwa der Colo-Klauenfisch, der Mustafarianer oder der X-Flügler-Pilot) genügen nicht, um das Personal der „Star Wars“-Saga komplett zu erfassen. So fehlen etwa bekannte Figuren wie die kaminoanische Wissenschaftlerin Taun We, die beliebten Rebellenpiloten Biggs Darklighter und Wedge Antilles sowie das dreiäugige Alien aus Jabbas Palast Ree-Yees. Da zudem nur Figuren aus den Filmen Eingang in das Werk gefunden haben, sucht man Berühmtheiten wie Mara Jade, Admiral Thrawn, Jacen und Jaina Solo oder Corran Horn ebenfalls vergeblich.

Davon, dass „keine Fragen offen“ bleiben, kann selbstverständlich auch keine Rede sein. Jede Figur erhält genau eine Seite in dem Buch. Dort wird sie in einem großen Ganzkörperporträt abgebildet, zwei zusätzliche kleinere Bilder bieten etwas visuellen Kontext zu der Figur. Dazu kommt ein Datenbankeintrag, der Zugehörigkeit, Heimatwelt, Spezies, Größe, Filmauftritt und verknüpfte Einträge listet. Drei kürzere Textkästen bieten nette, wenn auch sehr allgemeine Informationen zur Figur. Erschöpfend sind diese Einträge damit sicher nicht. Es handelt sich eher um kurze Einführungen in das Leben und Wirken der Figuren.

ABER – absichtlich groß geschrieben – auch wenn der Klappentext zu viel verspricht, darf man dem keinen zu großen Wert beimessen. Dieses Lexikon will gar nicht mehr sein, als ein tolles Bilderbuch mit ein paar knackigen Info-Happen. Die Zielgruppe ist klar: junge „Star Wars“-Fans, denen es egal ist, auf welchem Planeten Prinzessin Leia ihre Kinder zur Welt gebracht hat (die sowieso im „Leia“-Eintrag nicht erwähnt werden), und die stattdessen einfach nur lesen wollen, dass Energiedroiden auf Provinzplaneten in jedem Schrotthandel zu kaufen sind oder dass General Grievous’ Beine Quarzschaltkreise enthalten. (Wow, das wusste selbst ich nicht.)

Und genau das – großen und kleinen Fans ein knallbuntes Nachschlagwerk zu bieten –, macht das „Lexikon der Helden, Schurken und Droiden“ eigentlich sehr gut. Es bereitet durchaus Spaß, in dem mit knapp 13 Euro echt preisgünstigen Band zu stöbern, sich hier an einem Detail zu erfreuen oder dort eines zu belächeln. Und wenn der Nachwuchs dann in der Schule stolz mit dem Wissen prahlen kann, dass der schmierige Toydarianer-Händler Watto aber früher mal Soldat war, der erst nach einer Verwundung seinen Heimatplaneten verließ (was ich übrigens auch nicht wusste), so ist das Geld der Eltern doch gut angelegt gewesen.

Ein wenig schade ist, dass die Reihenfolge der US-Ausgabe komplett übernommen wurde, obwohl die alphabetische Ordnung, die dort vorherrschte, im Deutschen nicht mehr funktioniert. So folgt auf Clieg Lars der Klonpilot (Clone Pilot) und vor Han Solo steht der Feuerhageldroide (Hailfire Droid). Vermutlich ließ das Layout, in das nur der deutsche Texte eingesetzt wurde, keine Änderung der Reihenfolge zu. Schöner wäre es dennoch gewesen, im Deutschen die alphabetische Ordnung durch Umsortierung wieder herzustellen. Wenigstens existieren ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und ein guter Index, die ein Auffinden einer Figur auch so leicht machen.

Fazit: Für langjährige Fans mag das „Star Wars: Lexikon der Helden, Schurken und Drioden“ zu wenig harte Fakten bieten, zumal das gesamte Expanded Universe konsequent ignoriert wurde und nur die sechs Filme Berücksichtigung fanden. Für die Padawane unter uns bietet das Nachschlagewerk jedoch eine Fülle an tollen Bildern und gut verdaulichen Informationsschnipseln, sodass es sich als Einführungswerk in die Charaktervielfalt der Saga vortrefflich eignet.


Star Wars: Lexikon der Helden, Schurken und Drioden
Sachbuch
Simon Beecroft
Dorling Kindersley 2012
ISBN: 978-3-8310-2037-9
208 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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