Star Wars: Knight Errant: In Flammen

Wir befinden uns tausend Jahre bevor Obi-Wan Kenobi dem jungen Anakin Skywalker auf Tatooine begegnete und eine Generation vor der legendären Schlacht um Ruusan, bei der alle Sith – bis auf zwei – ausgelöscht wurden und in deren Folge eine tausendjährige Epoche des Friedens begann. Von Frieden kann die junge Jedi-Ritterin Kerra Holt nur träumen. Sie befindet sich mitten im schon ewig andauernden Kampf der Jedi gegen die Sith, genau genommen gerät sie sogar zwischen die Fronten zweier rivalisierender Sith-Brüder. Allein hinter feindlichen Linien muss sie retten, was noch zu retten ist.

von Frank Stein

Nachdem man bei Dark Horse in den letzten Jahren mit „Knights of the Old Republic“ und „Legacy“ vor allem Geschichten aus der Zeit etwa 4000 Jahre vor der Zerstörung des ersten Todessterns und 130 Jahre danach zu lesen bekam, widmet sich Stammautor John Jackson Miller nun dem „Mittelalter“ der „Star Wars“-Universums, der Zeit, in der es um die Republik schlecht bestellt ist und die Sith beinahe ungehindert ihr Unwesen treiben. Den Jedi-Rittern bleibt nicht mehr zu tun, als Überraschungsangriffe gegen einzelne Sith-Diktatoren zu führen und vielleicht eine Welt oder ein paar Tausend Sklaven zu retten.

Bei einer dieser Missionen ist Kerra Holt dabei. Sie ist die jüngst zur Ritterin erhobene Ex-Schülerin von Jedi-Ritter Vannar Treece, der schon viele solche Nadelstiche gegen die Sith geführt hat. Diesmal jedoch geht alles schief. Bei einer Rettungsaktion auf Chelloa, einer Minenwelt des selbstherrlichen Lord Daiman, werden die Jedi durch die Ankunft von Daimans brutalem Bruder Lord Odion gestört, der Daimons Ressourcenwelt vernichten will. Das Schlimmste vermögen die Jedi zwar zu verhindern, doch dabei kommen alle außer Kerra Holt zu Tode. Ohne Führung und Unterstützung muss die junge Ritterin selbst entscheiden, was ihre neue Mission ist. Sie entschließt sich, den Kampf gegen die beiden Sith-Lords aufzunehmen.

Es heißt also mal wieder Jedi versus Sith. Man kennt das aus allen „Star Wars“-Epochen. Mal nennt sich der Held Cay Qel-Droma, mal Zayne Carrick, mal Cade Skywalker. Die Bösen kennt man als Exar Kun, Darth Malak oder Darth Krayt. Wie man es von einem solchen Konflikt erwartet, wird in „Knight Errant“ (dt. „wandernder Ritter“) extrem viel gekämpft. Sowohl der eitle Schönling Lord Daiman, der sich selbst für den Schöpfer des Universums hält, als auch sein gepanzerter Bruder Lord Odion, dessen einziger Wunsch es ist, Tod zu bringen, stellen prachtvolle Abziehbilder von Bösewichten dar, mit denen Kerra Holt mehr als einmal die Klinge kreuzt. Dazwischen muss sie sich die Frage stellen, was im Leben wirklich wichtig ist: die Bösen zu bekämpfen oder die Unschuldigen zu retten.

Das Ganze wird in hohem Tempo erzählt, um Kerras erstes Abenteuer, das auf Englisch in fünf Comic-Heften erschien, nach 124 Seiten auch beendet zu haben. Denn obwohl „Knight Errant“ spürbar der Auftakt einer Reihe ist, scheint die Tendenz bei Dark Horse nach den epischen Reihen der näheren Vergangenheit jetzt eher zu episodischen Abenteuern zu gehen. Interessant dabei ist, dass Kerras zweites Abenteuer, das etwa fünf bis sechs Wochen später angesiedelt ist, in Romanform beim US-Verlag Del Rey erschienen ist. Auch hier ist John Jackson Miller der Autor, für eine gute Kontinuität dürfte also gesorgt sein. Die fünfteilige Comic-Fortsetzung „Deluge“ ist derweil im August dann wieder bei Dark Horse gestartet. Hier haben wir ein multimediales Erzählen von der ersten Minute an.

Die Zeichnungen von Federico Dallocchio und Ivan Rodriguez können sich durch die Bank sehen lassen. Von einigen anatomischen Ausreißern abgesehen, liefern sie sehenswerte Arbeit ab. Abgesehen von Lichtschwertern und dem ein oder anderen Alien muss man das „Star Wars“-Design jedoch suchen. Die Raumschiffe wirken sehr massiv und erinnern eher an das „Alien“-Franchise. Und die Posen der Bösewichte, gerade die des zornigen Lord Odion, erinnern sehr an Marvel-Superhelden-Comics. Das kann man positiv werten (schließlich unterliegt ein Universum in Tausend Jahren auch einem optischen Wandel). Andererseits ist es schade, wenn das „Star Wars“-Universum sowohl visuell als auch inhaltlich irgendwie nur noch durch Lichtschwertschwinger zusammengehalten wird.

Fazit: Mit „Knight Errant“ wird eine neue Handlungsschiene im „Star Wars“-Universum eingeleitet. Eine neue Heldin, neue Schurken und eine bisher kaum beackerte Epoche 1032 Jahre vor der Zerstörung des ersten Todessterns zeichnen das Ganze aus. „In Flammen“ ist flott erzählt und weiß optisch zu gefallen. Es stört allerdings ein wenig die grundsätzliche Einfallslosigkeit von John Jackson Millers neuem Projekt. Es heißt schon wieder Jedi versus Sith. Was ist aus den guten alten Kampfpilotenabenteuern der „X-Wing“-Reihe oder den Schmugglergeschichten um Männer wie Han Solo oder Lando Calrissian geworden? Einst gehörten sie gleichberechtigt zu „Star Wars“ dazu. Heute sind die Nicht-Machtanwender leider meist nur noch Staffage.


Star Wars: Knight Errant: In Flammen
Comic
John Jackson Miller, Federico Dallocchio, Ivan Rodriguez
Panini Comics 2011
ISBN: 978-3-86201-111-7
124 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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