Star Wars: Knight Errant III: Flucht

Die Abenteuer der fahrenden Jedi-Ritterin Kerra Holt, etwa 1000 Jahre vor der Schlacht um den ersten Todesstern, gehen weiter. Im dritten Band der Reihe von Autor John Jackson Miller dringt sie tief ins Reich des Sith-Lords Odion ein, um undercover seinem Treiben Einhalt zu gebieten. Doch womöglich hat sie sich diesmal mit einem Gegner angelegt, der eine Nummer zu groß für sie ist.

von Frank Stein

Immer wieder bereichern Kreative das „Star Wars“-Universum um neue Facetten, um neue Helden und Schurken, bereichern. Im Grunde ist das gut und löblich. Man kann schließlich nicht bis zum jüngsten Tag bloß den Abenteuern von Anakin Skywalker während der Klonkriege oder von Luke, Han und Leia, dreißig Jahre nachdem ihre beste Zeit hinter ihnen liegt, verfolgen. Leider klappt die Etablierung neuer Reihen mal besser, mal schlechter. Während „Star Wars – Knights of the Old Republic“ um den Jedi-Padawan Zayne Carrick von Autor John Jackson Miller, der eine Begeisterung für junge, noch ungeschliffene Jedi zu haben scheint, sehr positiv aufgenommen wurde, hat seine „Knight Errant“-Reihe um die junge Kerra Holt, die zwar schon Jedi-Ritterin ist, aber sehr ungeschliffen wirkt und alles andere als reif und weise daherkommt, noch etwas Anlaufschwierigkeiten in Figurenbildung und Erzählrhythmus – allerdings wird es von Band zu Band besser.

Im dritten Band der Reihe geht Kerra gleich ein doppeltes Risiko ein. Sie lässt sich von dem Sith-Lord Daiman, der sich selbst für den Schöpfer des Universums hält, dafür einspannend, dessen Bruder Odion zu stoppen. Zugegeben ist der das größere Übel, denn sein Ziel ist die Auslöschung allen Lebens, das er Dank einer Machtanomalie voller Schmerzen wahrnimmt. Nur im Tod anderer findet er Frieden. Deshalb sucht er nach einem uralten Kriegsartefakt, das ihm erlauben soll, die ganze Galaxis ins Chaos zu stürzen. Doch Kerras Undercovereinsatz als Adeptin des Bösen hat seine Tücken. So muss sie sich nicht nur ihrer Mitadepten erwehren, ihre Ziele werden auch auf die Probe gestellt, als sie herausfindet, dass ihre Eltern, die sie nach einem Angriff Odions für tot hielt, noch am Leben sind. Nicht eben einem Jedi angemessen, aber dafür durchaus verständlicherweise macht sie sich sofort auf die Suche nach ihnen – und riskiert dabei sogar, dass Odion den Sieg davonträgt.

Das Cover des Comic-Bands deutet reißerisch Kerras Wechsel zur Dunklen Seite der Macht an. Ganz so in Versuchung geführt, wie viel später Luke Skywalker im Comic „Dark Empire“ wird sie nicht. Tatsächlich sind Sith und Jedi in dieser Zeit 1000 Jahre vor Yavin IV vor allem „Magier“, die sich einer unerschöpflichen Kraft bedienen, um mehr oder minder große Wunder zu vollbringen. Die Macht selbst scheint nur ein Werkzeug zu sein, das keinen direkten Einfluss auf den Geisteszustand ihres Nutzers hat (also mal abgesehen davon, dass alle Sith als irre porträtiert werden). Obwohl sie für Odion arbeitet, scheint Kerra keine Minute wirklich davon bedroht, den Verlockungen der Dunklen Seite zu erliegen. So kann sie irgendwann einfach ihr rotes Lichtschwert wegwerfen und ihr grünes wieder auspacken, womit der Wandel zurück zur Hellen Seite vollzogen wäre. Damit wirkt sie trotz ihrer Jugend eher wie ein kontrolliert im Feindesland agierender Obi-Wan Kenobi während der Klonkriege, als wie ein Anakin Skywalker, der mit Kräften spielt, die ihn verzehren könnten. Hier bleibt die Geschichte unter ihrem Potenzial.

Interessanter liest sich das Schicksal von Yulan, dem General von Odion, der durch den Tod seiner Kinder gebrochen wurde und seitdem alles Leben für sinnlos hält, was ihn zum perfekten Diener des Odionats macht. Er ist der Anspielpartner für Kerra, eine Figur, die mehr Tiefgang hat als die schlicht machthungrigen, bösen Adepten um sie herum und deren Entwicklung im Laufe des Romans interessant zu verfolgen ist.

Zu Beginn schlingert die Handlung noch etwas – man fühlt sich an das holprige Erzählen der früheren Bände erinnert. Am Ende jedoch hat sich die Geschichte wunderbar gefangen und kulminiert in einem spannenden Finale, das in meinen Augen eindeutig das bisherige Highlight der ganzen „Knight Errant“-Reihe darstellt.

Visuell hat der Roman mit den Zeichnungen von Marco Castiello (unter Mithilfe von Andrea Chella) zu einem guten Standard gefunden, wie man ihn in vielen „Star Wars“-Comics vorfindet. Die Proportionen der Figuren lassen zwar gelegentlich zu wünschen übrig, aber Stimmungen werden gut vermittelt und alle Charaktere sind – nicht zuletzt Dank deutlich unterschiedlichem Erscheinungsbild – gut zu erkennen. Im großen Ganzen kann man damit gut leben.

Fazit: Der dritte Band der „Knight Errant“-Abenteuer ist der bislang beste der Reihe. Die fahrende Ritterin Kerra Holt stellt sich einem wahnsinnigen Widersacher und am Ende steht das Schicksal der Galaxis auf der Kippe. Kerras Ausflug auf die Dunkle Seite der Macht lässt sie selbst zwar leider kälter, als es das Cover suggeriert, aber dafür ist die gebrochene Gestalt des General Yulan umso interessanter. Kurzweilige „Star Wars“-Unterhaltung, die in einer bislang wenig erforschten Zeit spielt (auch wenn das Universum letzten Endes bei „Star Wars“ natürlich immer ziemlich gleich aussieht).


Star Wars: Knight Errant III: Flucht
Comic
John Jackson Miller, Marco Castiello
Panini Comics 2013
ISBN: 978-3-86201-563-4
124 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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