Star Wars – Imperium und Rebellen 1: Auf Messers Schneide

Wenn man an starke Frauen in Science-Fiction-Filmen denkt, kommen einem normalerweise spontan drei Namen in den Sinn: Ellen Ripley, Sarah Connor und Leia Organa. Die alderaanische Prinzessin war die erste der drei, eine unerschrockene Kämpferin und entschlossene Anführerin in einem unglaublich zierlichen Körper. In dem Roman „Auf Messers Schneide“ zeigt Leia einmal mehr, dass sie Krisen zu meistern weiß und vor allem die beiden Männer an ihrer Seite, Han Solo und Luke Skywalker, im Griff hat. Vorhang auf für eine Prinzessin in geheimer Mission.

von Frank Stein

„Auf Messers Schneide“ stammt aus der Feder von Martha Wells, die mit dem 414-seitigen Roman ihr „Star Wars“-Debüt gab. Ihr Job – so nehme ich an – lautete, eine Prinzessin-Leia-Story zu schreiben, die als Episode für sich stehen kann und dabei möglichst wenig Vorkenntnisse erfordert. Der Roman zählt zu den letzten vor der Übergabe von „Star Wars“ an Disney und wird daher heute unter dem „Legends“-Label gehandelt, wobei er wirklich so episodisch aufgebaut ist, dass mir keine Widersprüche zum neuen Kanon aufgefallen wären.

Bevor ich zum Inhalt komme, zwei Worte zum Cover. Die Farbpalette in Schwarz-Blau-Rot fällt angenehm düster und imperial aus, und auch die grimmig dreinblickende Leia, deren Kopf auf einen in Agentenschwarz gekleideten Körper gephotoshopt wurde, sieht schick aus – auch wenn ich mir Prinzessin Leia kaum mit schwarz lackierten Fingernägeln vorstellen kann. Dumm nur: Das ebenfalls ins Bild gephotoshopte Blastergewehr hält sie wie eine blutige Anfängerin, nämlich einfach in der Faust, ohne jeden Finger am oder neben dem Abzug. Das mag ein winziges Detail sein, aber es sind die Details, die eine ordentliche Arbeit von einer großartigen unterscheiden.

Aber man sollte Romane nach ihrem Inhalt bewerten, nicht nach ihrem Umschlag, also schauen wir mal, worum es geht.

Die Story spielt zwei Jahre nach der Schlacht um den ersten Todesstern. Die Rebellenallianz versucht verzweifelt, Material zu beschaffen, um sich einen neuen Stützpunkt auf dem Eisplaneten Hoth einzurichten. Doch ein Deal, den sie mit Händlern auf der Arnot-Station machen will, platzt, als Leias Schiff zunächst am Hyperraumaustrittspunkt von einer imperialen Korvette erwartet wird, nur um sich nach einer spektakulären Flucht direkt mit Piraten anzulegen, die ein Handelsschiff außerhalb der Arnot-Station angreifen. Diese Piraten um Captain Metara erweisen sich zu Leias Überraschung als Alderaaner, ehemalige Soldaten, die sich nach der Zerstörung ihrer Heimat mit ihrem Patrouillenschiff Aegis durchzuschlagen versuchen. Zu diesem Zweck haben sie ein Bündnis mit einer Piratenkönigin namens Viest geschlossen, die in dieser Raumregion von einer Asteroidenbasis alle Geschäfte führt.

Um ihre Leute aus den Klauen der Piratin zu befreien, begibt sich Leia auf eine gefährliche Mission in die Höhle des Löwen, nur begleitet von Han, Chewie, zwei Rebellen und der fragwürdigen Crew der Aegis. Zwischen Viest, einem imperialen Commander namens Degoren und einem unbekannten Verräter in den eigenen Reihen hat Leia alle Hände voll zu tun, um am Ende des Tages mit heiler Haut aus dieser Geschichte herauszukommen.

Seit den großen, oft die Galaxis umspannenden und bewegenden Epen der Jahre 1994 bis 2013 – von der „Thrawn“-Trilogie, über die „X-Wing“-Reihe, bis zu den gewaltigen Projekten „Das Erbe der Jedi-Ritter“, „Wächter der Macht“ und „Das Verhängnis der Jedi-Ritter“ hat sich die Art, wie „Star Wars“-Romane erzählen, merklich gewandelt. Kleine, isolierte Episoden stehen in den letzten Jahren im Fokus, meist auf ein paar wenige Protagonisten, einen Schauplatz und einen sehr kleinen Zeitraum beschränkt. Das war bei dem Darth-Maul-Roman „In Eisen“ so, bei dem Han-Solo-Vehikel „Glücksritter“ und hier steht nun Leia im Zentrum, die sich in einer Asteroidenbasis mit Piraten herumschlägt. Das ist keineswegs schlecht geschrieben. Es gibt Action, die witzigen Streitgespräche zwischen Han und Leia, bekannte Aliens wie Twi'leks oder Aqualishaner grüßen in die Kamera und die düstere Stimmung passt zur Zeit kurz vor „Das Imperium schlägt zurück“.

Trotzdem ist „Auf Messers Schneide“ kein großes Kino, sondern eher ein TV-Zweiteiler, wie man ihn bei „Rebels“ erwarten würde. Der Konflikt ist einfach zu klein, die Gegenspieler bleiben blass, der Schauplatz präsentiert sich mit seinen endlosen Tunneln und Gängen so verwirrend, dass man einfach keine Bilder im Kopf sieht, und auch viele der Nebenfiguren werden einfach nicht lebendig. Mir fiel es beispielsweise bis zum Ende schwer, die Rebellen von den Alderaanern zu unterscheiden. Sian Tesar, Alia Terae, Kifar Itran, Dannan Kelvan – einer wie der andere Menschen und ohne besondere Merkmale. Das mag realistisch sein, passt aber irgendwie nicht zu „Star Wars“. Hier hätte ich mir etwas mehr Exotik gewünscht, auch was die Schauplätze angeht. Am Ende kriegt der Roman noch ganz ordentlich die Kurve, aber gerade der Mittelteil vermag nur wenig mitzureißen.

Fazit: „Auf Messers Schneide“ liest sich wie ein TV-Zweiteiler der Serie „Rebels“ mit Leia im Fokus, die sich mit Piraten auf einer Asteroidenbasis herumschlagen muss. Gerade im Mittelteil gibt es leider viel hin und her und sowohl die Nebenfiguren als auch der Schauplatz bleiben eher farblos. Für den Fortlauf der galaktischen Saga ist der Roman sowieso völlig unwichtig, denn er präsentiert eine räumlich und inhaltlich abgeschlossene Episode im Kampf der Rebellion gegen das Imperium. Kann man lesen, aber man hat als Fan auch nicht viel verpasst, wenn man ihn überspringt. (Übrigens leider ein Problem, das viele der neueren Romane haben und das wohl vor allem der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass das alte Expanded Universe regelrecht auserzählt war und das neue Disney-Verse primär in Filmen und Comics fortgeführt wird, während sich die Romanautoren ihre Nische suchen müssen.)


Star Wars: Imperium und Rebellen 1: Auf Messers Schneide
Film/Serien-Roman
Martha Wells
Blanvalet 2015
ISBN: 978-3-442-26403-2
414 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 9,99

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