von Frank Stein
Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #1-5 der Mini-Serie „Hidden Empire“. Diese ist das Finale des „Crimson Dawn“-Dreiteilers, der 2021 mit dem großen Comic-Cross-Over „Krieg der Kopfgeldjäger“ startete, 2022 mit dem schon etwas kleineren Comic-Cross-Over „Crimson Reign“ fortgesetzt wurde und nun – etwas antiklimaktisch – gar kein nennenswerter Cross-Over mehr ist. Die fünf hier gesammelten „Star Wars“-Comic-Hefte wurden ursprünglich zwischen November 2022 und April 2023 in den USA auf Englisch veröffentlicht. Dieser deutsche Sammelband folgte, zusammen mit der limitierten Hardcoverausgabe, dann im Oktober 2023. Geschrieben wurden die Comic-Ausgaben weiterhin von Charles Soule, illustriert wurden sie von Steven Cummings, die Kolorierung besorgte Guru-eFX.
Die Handlung wird erneut von der Archivarin, einer etwas ominösen Erforscherin der Macht erzählt, der zwei schattenhafte Gestalten lauschen. Und erzählt wird diesmal, da lässt der Comic schon auf Seite 1 keine Zweifel offen, vom Niedergang von Crimson Dawn. Es war ein fast zwangsläufiges Scheitern: Zum einen legt man sich nicht mit dem Imperator und Vader an, ohne einen kräftigen Sturm zu entfachen. Zum anderen musste Crimson Dawn auf der Meta-Ebene untergehen, denn zur Zeit des Kinofilms „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ spielt die Organisation ja offensichtlich keine Rolle mehr. So hatte die Organisation ihre Blütezeit unter Qi’ra in der kurzen Spanne zwischen „Episode V“ und „Episode VI“, womit eine hübsche Parallelität zu dem Prä-Disney-Kanon-Projekt „Shadows of the Empire“ besteht, denn dort war es die Schwarze Sonne (Black Sun) unter Prinz Xizor, die ganz kurz mal düster aufglühte, bevor auch sie untergehen musste.
Auch die Gründe für Qi’ras letztliches Scheitern werden direkt auf Seite 1 genannt. Hier übertreibt es Soule vielleicht ein wenig mit den Vorverweisen, aber offenbar will er eine unausweichliche Tragödie schaffen, in der alle schon vorher wissen, wie finster es endet, ohne von ihrem Pfad abweichen zu können oder zu wollen. Entsprechend besteht die ganze Handlung praktisch aus einem einzigen Rückzugsgefecht. Vader und ihm treue Soldaten merzen Stück für Stück Qi’ras Agentennetzwerk aus. Ihre Truppen werden verfolgt, sie muss ihr Hauptschiff opfern. Dennoch besteht bei all dem noch ein Rest Hoffnung: Denn Qi’ra will vor allem den Imperator und Vader, die zwei Sith, die der ganzen Galaxis die Freiheit rauben, erwischen und stellt ihnen eine perfide Falle. Aber wie so viele, die zu viel Macht angesammelt haben, erliegt auch sie gewissermaßen ihrem eigenen Hochmut. Denn sie glaubt, allein stark genug zu sein, um dem Imperium die Stirn bieten zu können – womit allein meint: nur mit den Ressourcen, die sie als Anführerin von Crimson Dawn angehäuft hat. Sie muss die Kontrolle behalten. Auf eine gleichberechtigte Partnerschaft – etwa mit den anderen Freiheitskämpfern in dieser Galaxis, der Rebellion – kann sie sich irgendwie nicht einlassen. Und so endet es eben, wie es enden muss …
Charles Soule legt ein dichtes, düsteres Finale hin, dass sich spannend liest und definitiv davon profitiert, nicht als Mega-Cross-Over über mehrere Comic-Reihen verteilt worden zu sein. Es gelingt ihm auch sehr gut, das nötige Ende mit einer Hintertür für mehr zu versehen und zugleich ein wenig Bittersüße hinzuzufügen. Ich will nicht spoilern, aber die letzte Seite ist ohne jeden Dialog einfach wunderbar gelungen.
In diesem Zusammenhang auch ein großes Lob an die „Bildermacher“ Steve Cummings, Victor Olazaba, Wayne Faucher und Guru-eFX (Zeichnungen, Tusche, Farben). Die Optik ist wirklich schick und erfreut durch klare Gesichtszüge, eine gute Körperanatomie, angenehme Detailfreude und atmosphärische Lichteffekte. Dramatische Halb- und Ganzseiter sorgen zusätzlich immer wieder für Knalleffekte. Besser wird es bei „Star Wars“ wirklich nur in Ausnahme-Comics, in denen Künstler mit besonderer Vision und Begabung am Werk sind.
Eine Cover-Galerie am Ende gibt es nicht, aber – und das finde ich in der Regel noch besser – dafür wurden die Cover der einzelnen Heftausgaben als Kapiteltrenner in den Text eingebunden. Am Ende findet sich nur ein kleines Abschiedsschmankerl mit einem Variant-Cover.
Fazit: „Star Wars – Hidden Empire: Krieg gegen das Imperium“ beendet dicht und stark, was mit „Krieg der Kopfgeldjäger“ leidlich chaotisch begonnen hat und mit „Crimson Reign“ in etwas breiten, distanzierten Zügen weitererzählt wurde. Ein würdiges Finale mit ein paar netten Wendungen, auch wenn der Untergang von Crimson Dawn praktisch von Seite 1 an feststeht.
Star Wars – Hidden Empire: Krieg gegen das Imperium
Comic
Charles Soule, Steven Cummings, Guru-eFX
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3568-7
136 S., Softcover, deutsch
Preis: 18,00 EUR
bei amazon.de bestellen