von Frank Stein
Der 160 Seiten starke Sammelband „Schnelles Geld“ umfasst die US-Ausgaben „Han Solo & Chewbacca (2022)“ #1-5 sowie das Special „Star Wars: Live Day (2022)“ #1. Der „Han Solo“-Teil wurde von Marc Guggenheim getextet, von David Messina gezeichnet und von Alex Sinclair koloriert. Das „Live Day“-Special bietet gleich vier Kreativenteams auf, ist es doch in eine Rahmenhandlung und drei Binnenerzählungen unterteilt. Mit Cavan Scott, Justina Ireland und Jody Houser sind drei „Star Wars“-Veteranen mit als Autoren an Bord, unterstützt von Neuling Steve Orlando.
Han Solos Abenteuer beginnt absolut typisch. Er ist in diesen Tagen, zwei Jahre nach seinem Zusammenstoß mit Crimson Dawn (gezeigt im „Solo“-Film), gerade als Gauner-für-alles beim Hutten-Gangster Jabba in Diensten. Sein aktueller Job: Chewie und er sind als „Fluchtwagenfahrer“ für einen Raub auf dem Casinoplaneten Galator III engagiert worden. Aber als es hart auf hart kommt, macht der Falke natürlich Probleme, und alle Beteiligten entkommen nur um Haaresbreite – was Solo die nächsten Leute einhandelt, die ihm was heimzahlen wollen.
Jabba lassen so Fehden unter seinen Untergebenen kalt, weswegen er Solo gleich den nächsten Job zuschiebt. Er soll eine Urne stehlen, die dem Hutten ungewöhnlich viel Geld wert ist. Haken Nummer 1: Der Rodianer Greedo, dessen Ruf alles andere als gut ist, soll Solo begleiten. Dass die zwei keine Freunde werden, wissen wir aus der berühmten Cantina-Szene in „Star Wars“. Haken Nummer 2: Die Urne befindet sich auf Corellia, dem Planeten, auf den Han nie zurückkehren wollte (wieder ein Verweis auf den „Solo“-Film). Dennoch: Die Summe ist hoch genug, um den stets klammen Schmuggler zuschlagen zu lassen. Natürlich wird der Job ein reines Chaos, nicht zuletzt, weil mehr als nur ein paar andere Parteien auch noch mitmischen wollen.
Doch Comic zieht sehr gradlinig das durch, was er sein will: ein typisches Schurken-Abenteuer mit Han und Chewie, aus ihrer Zeit in Unterweltkreisen. Action, Gaunereien, ein bisschen Humor und diverse Cameos bilden eine unterhaltsame Mischung, die einen als Leser bei der Stange hält. Der Heist-Plot hat vielleicht nicht gerade „Ocean’s Eleven“-Niveau, eine interessante Täuschungsaktion wird eigentlich zu früh enthüllt und der Cliffhanger am Schluss ist auch eher albern (wenn auch eine lustige „Vorwegnahme unter umgekehrten Vorzeichen“) – aber das sind Schwächen, über die man hinwegsehen kann, zumindest wenn man ein Fan von Han Solos frühen Abenteuern ist.
Auch optisch kann sich der Comic sehen lassen. Die Figuren sind durch die Bank gut erkennbar, wenngleich mir Han ein wenig zu alt erscheint. Er erinnert eher an Harrison Ford aus „Das Imperium schlägt zurück“ als ein zehn Jahre jüngeres Ich. Aber die Mimik passt, die Hintergründe sich angenehm ausgestaltet und die Kolorierung mit ihren Licht- und Schatten-Effekten gelungen. Ein echter Hingucker ist immer wieder der Millennium Falke – vor allem wie er anfangs eingeführt wird, ist ein echt kinoreifer Auftritt.
Über das „Live Day“-Special kann ich nicht so viel Positives sagen. Han und Chewie landen irgendwann vor der Filmhandlung von „Das Erwachen der Macht“ am Lebenstag auf Batuu und haben dort Stress mit dem Kanjiklub. Zwischen einiger Herumballerei erinnert sich Han an eine Geschichte aus der Zeit der Alten Republik, an einen Zusammenstoß mit Trandoshanern und an eine Party im Rebellenkreis. Immer geht es dabei irgendwie um den Lebenstag, jenen Wookiee-Feiertag, der seinerzeit im berüchtigten „Star Wars Holiday TV Special“ etabliert wurde und offenbar auch den Disney-Kanon-Kahlschlag überstanden hat, weil er halt an Weihnachten erinnert und rührselig machen soll und zum Verkauf von passenden Produkten anregen darf. Die Geschichten sind hingeworfene Happen, teilweise arg rasant aufgelöst, teilweise etwas konfus. Just die von „Star Wars“-No-Name Steve Orlando weiß am ehesten zu überzeugen. Dazu kommt in keinem Fall eine Optik, die vollends begeistert. Ein netter „Nachtisch“ für den Han-Solo-Comic, aber ganz sicher kein Kaufgrund.
Eine Cover-Galerie gibt es keine, aber immerhin werden die einzelnen Heftausgaben jeweils durch ihr Cover eingeleitet, was dem Sammelband eine angenehme Kapitelstruktur verleiht.
Fazit: Wer Lust auf ein klassisches Gaunerstück aus Han Solos Frühzeit hat, der bekommt mit dem Comic genau das. Die Handlung mag keinen Innovationspreis gewinnen, aber sie liest sich kurzweilig und erfreut durch ein paar nette Cameos. Die Figurenkonstellation macht auch Spaß, vor allem Greedo aus der Versenkung zu holen, war eine clevere Idee. Das „Live Day“-Special ist dagegen eher banal und ein Produkt des Disney-Marketings – als Nachtisch nicht unbedingt ein Sahnehäubchen.
Star Wars: Han Solo & Chewbacca – Schnelles Geld
Comic
Marc Guggenheim, David Messina u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3348-5
160 S., Softcover, deutsch
Preis: 20,00 EUR
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