von Ye Olde Jedi-Master
Natürlich wissen alle Fans von „Star Wars“, dass das dynamische Schmuggler-Duo so leicht nicht umzubringen ist. Dazu braucht es schon Yuuzhan Vong, die einem einen Mond auf den Kopf fallen lassen – oder einen missratenen Sohn mit Großvaterkomplex. Insofern wird sich Chewbacca natürlich aus der Klemme befreien, und für Solo gilt die alte Cthulhu-Weisheit: „Es ist nicht tot, was ewig liegt.“ Etwa am Strand eines abgelegenen Alien-Planeten.
In diesem Sinne mag der erste Teil des klassischen Abenteuers von „Han Solo & Chewbacca“ mit dem flotten Titel „Schnelles Geld“ zwar mit einem fiesen Cliffhanger geendet haben – okay, fies, wenn man tatsächlich bereit ist, für einen kurzen Moment alles zu vergessen, was man weiß, und glauben möchte, dass Han Solo echt tot sein könnte –, aber schon zu Beginn des zweiten Teils, der vielsagend „Tot oder lebendig“ heißt, sind die zwei schon wieder im Aufwind. So trifft Chewie zu seinem Glück auf die schurkische „Gruftie“ Phaedra sowie auf die scheinbar überall mitmischende Piratenkönigin Maz Kanata. Und Solo findet sich auf der beschaulich mediterranen Welt Escalan wieder, wo er von Greedo und anderen verärgerten Kriminellen abgeladen wurde und wo sich Geschwister von Abe Sapien (aus „Hellboy“) – will sagen: sanfte Amphibienmenschen – um ihn kümmern, bis er wieder auf die Beine kommt.
Unterdessen suchen die Kontrahenten der beiden – Greedo, Solos „Vater“ Corbus Tyra und weitere – unverändert nach der Urne, in der sich Asche (oder so) befinden soll, die Jabba dem Hutten eine Million Credits wert ist. Um die Jagd danach wird es dann auch den Rest des Comics gehen, wobei natürlich Han und Chewie zeitnah wieder mitmischen. Es geht zur galaktischen Hauptwelt Coruscant, wo uns ein bekanntes Gesicht erwartet, und zum Schmugglermond Nar Shaddaa, wo es zu einem Zusammenprall aller Parteien kommt, Raumschiff-Action und Blasterfeuer inklusive. Ach, und erwähnte ich es schon? Natürlich ist die Urne nicht ganz das, was sie sein sollte …
Der zweite Band „Han Solo & Chewbacca“ lässt sich wirklich nicht lumpen. Es geht rasant zur Sache, schnelle Orts- und Personalwechsel erfordern die Aufmerksamkeit des Lesers. Verrat, Gegenverrat, fragile Bündnisse, fliegende Fäuste, Schurkenstücke und gegen Ende doch ein bisschen Moral: Das alles bietet der Comic, was ihn zu einem höchst unterhaltsamen und höchst klassischen frühen Abenteuer der Schmugglerfreunde Han und Chewie macht. Soll heißen: Natürlich passiert eine Menge, die man sich zuvor ungefähr so hat denken können, aber die schwungvolle Erzählweise schafft es trotzdem, Langeweile zu verhindern. In der Tat kommt einem der Comic fast etwas zu kurz vor, obwohl er mit zusammengefassten fünf Comic-Heft-Ausgaben (#6-#10 der Reihe) ziemlich typische Länge hat.
Visuell bleibt alles wie gehabt, denn das bewährte Team um Autor Marc Guggenheim wurde komplett beibehalten. Phil Noto steuert schicke Cover bei, die das Erzählte jeweils an der Comic-Heft-Grenze trennen. David Messina illustriert weiterhin stilsicher und mit erfreulichem Ergebnis, diesmal allerdings unterstützt durch Paul Fry, der da qualitativ leider nicht ganz mithalten kann, sondern sichtlich gröber den Pinsel schwingt. Routiniert koloriert wurde das Abenteuer erneut von Alex Sinclair.
Fazit: „Tot oder lebendig“? Gute Frage. Die Geschichte bietet sehr typisches „Star Wars“ – Verfolgungsjagden, Blasterfeuer, dumme Sprüche, wir hatten es ja schon davon –, das ist Fluch uns Segen zugleich. Die einen mögen das wenig innovativ finden, die anderen können sich in das Bekannte wie in eine kuschelige Decke hüllen. Jedenfalls fühlt sich auch dieser zweite „Han Solo & Chewbacca“-Band sehr wie eine Han-Solo-&-Chewbacca-Geschichte an. Mir hat die flotte Urnenjagd mit ihren diversen Protagonisten gut gefallen, auch weil Marc Guggenheim darauf verzichtet, „Star Wars“ mit psychologischem Tiefgang oder einer politischen Agenda zu überfrachten. Wer sich selbst also als Wohnzimmer-Schurke der alten Schule begreift, der ist mit dieser Story perfekt bedient.
Star Wars: Han Solo & Chewbacca – Tot oder lebendig
Comic
Marc Guggenheim, David Messina u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3565-6
112 S., Softcover, deutsch
Preis: 15,00 EUR
bei amazon.de bestellen