Star Wars Essentials 9: Mara Jade – Die Hand des Imperators

Das „Star Wars“-Universum lebt von seinen charismatischen Helden und Schurken. Namen wie Luke Skywalker, Han Solo, Darth Vader und Boba Fett kennt praktisch jedes Kind. Doch auch jenseits der Leinwand entwickelten einzelne Figuren regelrechten Kultstatus – so etwa die rothaarige Agentin des Imperators Mara Jade, die in Timothy Zahns „Thrawn“-Trilogie Anfang der 1990er ihren ersten Auftritt hatte und seitdem eine steile Karriere bis hin zur Ehe mit Luke erleben durfte. Der vorliegende Comic wirft einen Blick auf ihre Vergangenheit.

von Kurt Wagner

 

 

Als Mara Jade uns in Timothy Zahns Romanen erstmals begegnete, war sie eine Söldnerin in den Diensten des Schurken Talon Karrde. Sie hasste Luke Skywalker und sie wäre beinahe dafür verantwortlich gewesen, dass sich die Episode in Jabbas Palast in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ völlig anders abgespielt hätte. Später wurde dann bekannt, dass es sich bei ihr um die ehemalige Hand des Imperators handelte, eine Top-Agentin, die ihren Lebensinhalt im Dienst an ihrem Meister gefunden hatte und diesen verlor, als Vader Palpatine in den Schacht des zweiten Todessterns warf. Diese Tage, in denen Mara Jade ihren letzten Auftrag für ihren Herrn ausführt und dann nach dessen Tod in einer Galaxis zurechtfinden muss, in der sich Palpatines Erben um die Kuchenstücke seines Imperiums streiten, sind Inhalt des vorliegenden Comics.

Nach einer kurzen Einführung der Figur und einer ebenso kurzen Visualisierung ihres Versagens auf Tatooine, wo sie Luke Skywalker töten sollte, wird Mara Jade vom Imperator nach Svivren geschickt, um das Aufkeimen einer Verbecherorganisation namens Schwarzer Nebel zu verhindern, die sich als Nachfolger der in dem Multimediaprojekt „Shadows of the Empire“ zerschmetterten Schwarzen Sonne um Prinz Xizor sieht. Doch obwohl sie zunächst glaubt, erfolgreich gewesen zu sein, scheint etwas nicht zu stimmen. Bevor sie Zeit hat, dem Verdacht nachzugehen, wird der Imperator getötet und Mara sieht sich auf der Abschussliste der grausamen Geheimdienstchefin Ysanne Isard. Sie muss von Coruscant fliehen und untertauchen. Doch ein normales Leben im Verborgenen ist einer imperialen Top-Agentin nicht vergönnt. Irgendwann holt einen die Vergangenheit immer ein.

Ich sage es ganz unumwunden: „Mara Jade – Die Hand des Imperators“ ist für mich das Musterbeispiel eines rundum gelungenen „Star Wars“-Comics. Die Story, die Illustrationen, der Grad an Verknüpfung mit dem Expanded Universe –hier stimmt einfach alles. Von ein oder zwei etwas holprigen Stellen abgesehen, in denen einem als Leser gewisse Informationen fehlen, liegt eine Geschichte vor, die sich einerseits viel Zeit für ihre attraktive Protagonistin lässt, aber auch andererseits nicht mit Action geizt. Dabei sind – der Erzählepoche geschuldet – erfreulich wenig Superhelden mit Lichtschwertern unterwegs. Stattdessen treffen wir auf schmierige Imperiale, gutmütige Barkeeper, schillernde Verbrecher und eine Heldin, die nach dem Verlust ihres Lebensinhalts zu sich selbst finden muss. Nun muss man natürlich sagen, dass der Comic von niemand Geringerem als dem Autoren-Duo Timothy Zahn und Michael A. Stackpole geschrieben wurde, die das EU in den 1990ern mit ihrer „Thrawn“-Trilogie und den „X-Wing“-Romanen praktisch neu gestartet haben. Dass die Erfinder von Mara Jade und Ysanne Isard Lesenswertes vorlegen, war fast zu erwarten.

Umso schöner, dass mit Carlos Ezquerra auch ein Zeichner gefunden wurde, der mit den Figuren umzugehen weiß. Bizarre Aliens, heruntergekommene Raumschiffe und schöne Frauen scheinen genau sein Metier zu sein, wobei der Pinselstrich des spanischen Künstlers erfreulich europäisch geprägt ist – eine willkommene Abwechslung zum oft überzogenen Zeichenstil amerikanischer Kollegen, die sich ihre Sporen im Superheldengenre verdient haben. Die Panelstruktur kommt sehr klassisch daher, nur von Ganzseitern am Anfang und am Ende einer Episode unterbrochen, aber das stört überhaupt nicht. Durch die Textlastigkeit der Geschichte, der man die Schreibfreude ihrer zwei Romanautoren sehr anmerkt, liest sich der Comic ohnehin eher wie eine Graphic Novel als wie ein Kioskheftchen, in denen visuelle Action nicht selten alles ist und Inhalt vernachlässigbar.

Fazit: Fans der Zeit rund um den Niedergang des Imperiums, als unsere Helden noch jung waren und die Kerle in den weißen Rüstungen zu den Bösen zählten, werden an diesem Comic aus der Feder der „Star Wars“-Veteranen Timothy Zahn und Michael A. Stackpole ihre helle Freude haben. Im Gegensatz zu vielen aktuelleren Abenteuern, die sich primär an die „Clone Wars“-Generation der „Star Wars“-Fans richten, wird hier eine Geschichte mit einer angenehm tiefgründigen Protagonistin, mit einem erfreulich zurückgenommenen Konflikt und relativ realistischen Kämpfen geboten. Wer die drei Einzelausgaben damals nicht schon gekauft hat, sollte sich diese Neuausgabe nicht entgehen lassen.


Star Wars Essentials 9: Mara Jade – Die Hand des Imperators
Comic
Timothy Zahn, Michael A. Stackpole, Carlos Ezquerra
Panini 2010
ISBN: 978-3866079762
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

bei amazon.de bestellen