von Kurt Wagner
Der Kampf um die junge Neue Republik spitzt sich zu. Großadmiral Thrawn hat die legendäre Katana-Flotte, eine Dreadnaught-Flotte, die als verschollen galt, unter seine Kontrolle bekommen. Außerdem verfügt er über eine geheime Klonanlage, in der er Besatzungen für seine Schiffe klonen will. Die Republik sieht sich plötzlich in der Defensive, zumal Thrawn immer neue Tricks aus dem Ärmel zaubert, um Planetensysteme gefügig zu machen, und es nach wie vor ein Informationsleck im Regierungspalast gibt, das niemand zu stopfen vermag. Und dann sind da noch der verrückte Jedi-Meister C’baoth, der – nachdem er Luke erfolglos zu bekehren versuchte – zur Jagd auf Leia und ihre neu geborenen Zwillinge Jacen und Jaina bläst, die ehemalige imperiale Killerin Mara Jade, die nicht weiß, wo ihre Loyalitäten liegen sollten und der Schmuggler Talon Karrde, der einen gefährlichen Balanceakt zwischen Neuer Republik und den Interessen seiner geldgierigen Kollegen zu meistern versucht. Viel Handlung also, die auf knapp 150 Seiten erzählt werden will.
Entsprechend aufpassen muss man als Leser. Timothy Zahn, der sich mit dieser Trilogie einen Ruf als einer der besten Autoren des „Expanded Universe“ erarbeitete, hat hier eine derart dichte Vorlage geschaffen, dass Autor Mike Barron sie regelrecht atemlos adaptieren musste, um sie halbwegs im gegebenen Seitenrahmen erzählt zu bekommen. Mehrere, komplex verwobene Handlungsstränge, eine Vielzahl an Protagonisten und ständige Ortswechsel fordern einen als Leser manchmal regelrecht heraus. Im Buch ist all dem sicher aus Platzgründen besser zu folgen, hier kommt man sich stellenweise leicht gehetzt vor.
Auf der Habenseite lässt sich zufrieden sagen, dass an der Geschichte praktisch nichts banal ist – ganz im Gegensatz zu manch moderner „Clone Wars“-Storyline. C’baoths Versuche, sich als neuer Imperator aufzuführen, sind ebenso interessant zu beobachten, wie Thrawns Vorstellung eines neuen, modernen Imperiums, das statt auf brutale Unterwerfung auf die tadelnde Hand eines strengen Vaters setzt. Maras Bemühungen, in der Neuen Republik auch ein inneres Zuhause zu finden sind nicht weniger interessant. Die einstige Hand des Imperators muss sich von ihren Dämonen lösen und den Wechsel zurück zur „hellen Seite“ schaffen. Neben all den Charakterskizzen kommt trotzdem die Action nicht zu kurz. Zwar verliert sich der Comic nicht in seitenlangen Kämpfen, wie manch andere Bildergeschichte, aber dafür glänzt er durch interessante Kampftaktiken, die über ein einfaches Rein-Schießen-Raus hinausgehen.
Die graphische Umsetzung wirkt aus heutiger Sicht etwas simpler, als man sie beispielsweise bei modernen Serien wie „Legacy“ zu sehen bekommt. Das liegt vor allem an der traditionellen Form der Kolorierung, die eben noch nicht auf Photoshop-Lichteffekte und komplexe Licht-Schatten-Verläufe setzt. Trotzdem weiß die Optik zu gefallen, denn die etwas „klarere“ Linie, auch in den Zeichnungen von Edvin Biukovic, sorgt dafür, dass die Bilder kein Übergewicht bekommen, sondern den reichhaltigen und selten unwichtigen Text stützen.
Fazit: Wer die beiden Vorgängerbände „Erben des Imperiums“ und „Die Dunkle Seite der Macht“ gelesen hat, kommt um diesen letzten Band ohnehin nicht herum. Und wer „Star Wars“ und „Comics“ liebt, wird hier auch auf 150 Seiten prächtig unterhalten. Einzig der Umstand, dass die Komplexität der von Zahn ersonnenen Geschichte in einem 500-Seiten-Buch (zum halben Preis) noch besser aufgehoben ist, hält mich davon ab, den Comic uneingeschränkt zu empfehlen.
Star Wars Essentials 8: Das letzte Kommando
Comic
Mike Baron, Edvin Biukovic, Eric Shanower
Panini 2009
ISBN: 978-3866078680
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95
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