Star Wars: Die Verbindung zur Macht

Prinzessin Leia, Luke, Lando, Chewie, Lobot und Amilyn Holdo stecken in der Klemme. Auf der Suche nach Treibstoff für die Rebellenflotte sind sie im Niemandsraum gestrandet. Von dort nach Hause zu kommen, gilt als praktisch unmöglich. Das gilt natürlich nicht für Helden, die pünktlich für „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ auf der großen Leinwand erwartet werden! Dennoch gibt es einige Herausforderungen zu meistern, vor allem für Luke, dessen Verbindung zur Macht irgendwie unstet und in ständiger Bewegung ist.

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #31-36 der Reihe „Star Wars (2020)“. Ursprünglich wurden die sechs hier gesammelten „Star Wars“-Comic-Hefte zwischen Februar und Juli 2023 in den USA auf Englisch veröffentlicht. Dieser deutsche Sammelband folgte dann im März 2024 – wie immer parallel auch als limitierter Hardcoverband. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Charles Soule, illustriert wurden sie von Andrés Genolet (#31), Madibek Musabekov (#32-25) und Andrea Di Vito (#36), die Kolorierung besorgte weiterhin Rachelle Rosenberg.

Die Handlung der sechs Hefte ist grob dreigeteilt. Zu Beginn befinden wir uns noch im Niemandsraum, wohin es unsere Helden auf der Suche nach dem Kezarat-Treibstoffkonvoi im letzten Comic verschlagen hatte. Den Konvoi haben sie gefunden, doch ist er mittlerweile eine Kolonie der hier Gestrandeten. Deren Anführer, Captain Blythe, wirkt anfangs noch ziemlich furchterregend, stellt sich dann aber als halbwegs vernünftig heraus. Er bietet Luke, Leia und den anderen ein neues Leben an – doch die setzen natürlich alles daran, in ihre Heimatgalaxis zurückzukehren. Schließlich wartet die Rebellenallianz auf sie.

Ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass unseren Helden die Rückkehr gelingt. Zuhause steht Luke vor der nächsten Herausforderung. Sein gefundenes goldenes Lichtschwert hat Schaden genommen. Es wird Zeit für ihn, eine eigene Waffe zu konstruieren, die vielleicht wichtigste Prüfung für einen jungen Jedi. Dazu muss er sich auf die Suche nach einem Kyberkristall machen. Seine Suche führt ihn auf den Kristallplaneten Christophsis, der Kennern aus „The Clone Wars“ bekannt sein dürfte. Dort hat Luke mehr als nur eine denkwürdige Begegnung: mit einer rachsüchtigen Fallanassi, einem kristallflüsternden Pantoraner, einem ominösen Sith-Kult und sogar einem altbekannten Jedi-Meister. Endlich wird hier auch erklärt, wenngleich etwas mit der Brechstange, warum Luke nie nach Dagobah zurückgekehrt ist, obwohl er es locker hätte tun können.

Am Ende steht noch ein Irrsinnseinsatz für die Pilotenasse der Rebellenallianz, die einen weiteren Nadelstichangriff mit Signalwirkung gegen das Imperium führen wollen. Dieser ist flott erzählt, aber trotz der eigentlich absurden Aktion nur bedingt spannend. Immerhin wissen wir, wer auf jeden Fall überleben wird. Schön immerhin: Hier lernen sich Lando und Nien Nunb kennen, die im Kampf um Endor und den zweiten Todesstern ein dynamisches Duo hinter dem Steuer des Millennium Falken geben dürfen.

Alle drei Teile haben hohen Unterhaltungswert. Mir gefällt, wie die Erwartungen der Leser im Niemandsraum ein wenig hintertrieben werden. Auch dass Lando und Amilyn Holdo ihre Beziehung vertiefen, hat etwas. Hier bekommen zwei Nebenfiguren mehr „Screentime“ und geben sich gegenseitig Kraft und Halt, zumal sich Lando durch Amilyn langsam vom wenig vertrauenswürdigen Schurken zum angehenden Helden wandelt. Für die globale Handlung spannend ist vor allem der Mittelteil, der sich um Lukes Lichtschwertbau dreht. Die Episode steht zwar isoliert für sich, bietet aber mit Dr. Cuata eine interessante und sehr schräge Nebenfigur und macht durch das Auftreten des Kults neugierig, ob da noch etwas nachkommen wird. (Ich gehe anhand der Inszenierung davon aus.)

Ein bisschen vermisse ich die Droiden R2-D2 und C-3PO, die in letzter Zeit kaum zu sehen waren. Außerdem ärgert mich weiterhin, dass der Suche nach Han Solo überhaupt kein Raum geschenkt wird. Es wird nicht mal ein Grund dafür genannt. Solo ist schlichtweg kein Thema. Es scheint den Protagonisten einfach aktuell nicht wichtig zu sein, ihren Freund aus den Klauen von Jabba zu retten – was höchst befremdlich wirkt …

Visuell gibt es wenig zu meckern. André Genolet bleibt etwas gröber im Strich und gerade in Panorama-Shots fehlt es auch merklich an Details. Madibek Musabekov überzeugt wie immer mit feiner Linienführung, was Raumschiffen wie Charakteren zugute kommt. Manchmal grinsen seine die Figuren in Nahaufnahme aber, als hätten sie ein Brett vor den Kopf geschlagen bekommen. Am besten trifft in meinen Augen Andrea di Vito die Figuren. Der Detailgrad ist sehr erfreulich, die Mimik – gerade von Nien Nunb – ist hervorragend getroffen und Drama und Action werden gut eingefangen. Zu Rachelle Rosenberg muss man nichts mehr sagen: Die Kolorierung trägt wie immer erstklassig zur Atmosphäre bei.

Fazit: „Die Verbindung zur Macht“ erzählt in drei Episoden das Schicksal der Rebellen zwischen „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ weiter. Das liest sich rundweg unterhaltsam, auch gefallen mir die Vorverweise auf „Episode VI“, etwa wenn Luke seinen grünen Kyberkristall findet und Lando Nien Nunb kennenlernt. Der mangelnde Enthusiasmus bei der Suche nach Han Solo bleibt ein unerklärter Schwachpunkt der Reihe.

Star Wars: Die Verbindung zur Macht
Charles Soule, Madibek Musabekov, Andrés Genolet, u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3795-7
136 S., Softcover, deutsch
Preis: 18,00 EUR

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