Star Wars: Der Pfad des Lichts

Eine Ära geht zu Ende. Seit 2015, also mittlerweile 10 Jahren, hat sich Marvel der Mission verschrieben, die Lücken zwischen den Filmen „Star Wars – Eine neue Hoffnung“ und „Star Wars – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ mit Comics zu füllen. Zahlreiche Abenteuer ließen die Autoren Jason Aaron, Kieron Gillen und zuletzt Charles Soule die Rebellen nach der Schlacht von Yavin IV und später nach der Flucht von Hoth erleben. Jetzt also folgt der letzte Band. Ein würdiger Abschluss?

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #48-50 der Reihe „Star Wars (2020)“. Ursprünglich wurden die drei Comic-Heft-Ausgaben in den USA von Juli bis September 2024 veröffentlicht. Dieser deutsche Sammelband bei Panini folgte dann parallel im Softcover und im limitierten Hardcover im Juli 2025. Geschrieben wurden alle Comics von Charles Soule. Die Zeichnungen stammten von Jethro Morales (#48-49) und Madibek Musabekov (#50). Für die Farben sorgte konstant Rachelle Rosenberg.

Inhaltlich befinden wir uns mittlerweile nicht mehr weit vor der Handlung von „Episode VI“. Doch statt einen letzten Zusammenstoß mit dem Imperium zu inszenieren, lässt es Autor Charles Soule persönlich werden. Leia wird noch immer von Albträumen geplagt, weil sie das Gefühl hat, irgendwie für die Zerstörung von Alderaan verantwortlich zu sein. Außerdem vermisst sie Han – endlich mal – und fühlt sich vom ständigen Druck, Prinzessin und Generalin zu sein, irgendwie zerquetscht, wie sie Luke gesteht. Da kommt ihr eine Mission gerade richtig. 

Dafür kehrt Charles Soule nochmal zum Anfang zurück. In dem Comic „Star Wars – Prinzessin Leia“ von 2015 war Leia zusammen mit der X-Flügler-Pilot Evaan Verlaine, ebenfalls einer Exil-Alderaanerin, losgezogen, um aus Schuldgefühlen heraus Überlebende von Alderaan zu sammeln und ihnen eine neue Heimat zu geben. Diese hatten sie schließlich in einer „Flotte der Überlebenden“ gefunden, zu der Evaan fürderhin Kontakt hielt, um sie so gut wie möglich zu unterstützen. Dieser Kontakt ist nun abgebrochen – und Leia will herausfinden, was los ist. Dabei stößt sie nicht zuletzt auf eine bereits Totgeglaubte und ganz kurz wird es auch dramatisch, bevor alles einen Abschluss findet.

In der allerletzten Heftausgabe schließlich springt Soule in die Zukunft und lässt den gealterten Luke seinem Neffen und Padawan Ben Solo in der Jedi-Akademie auf Ossus eine Geschichte erzählen. Es geht darum, wie es der Rebellion kurz vor der Konfrontation auf Endor beinahe gelungen wäre, den Imperator zu töten. Doch der Zweck heiligt nicht alle Mittel, wie die „Moral von der Geschicht“ lautet, und so müssen es Luke, Leia und ihre Freunde doch ganz klassisch mit den Bösen aufnehmen, wie wir es seit 1983 aus der Spielfilmhandlung kennen.

Ich gebe zu, es ist enorm schwer, einerseits einen guten Abschluss für eine lang laufende Comic-Reihe zu finden, die andererseits eben nur den Übergang zum eigentlich dramatischen Finalkampf auf der großen Leinwand bieten soll. Trotzdem finde ich die Entscheidungen, die Charles Soule hier getroffen hat, auffällig schwach. Warum holt er so alte Kamellen aus der Versenkung? Nach der Flotte der Exil-Alderaaner hatte wirklich niemand mehr gefragt. Deren Geschichte war schon 2015 erzählt worden. Und auch die ohnehin sehr kurze Rückkehr einer gewissen Person wäre nicht nötig gewesen. Schließlich ist der Wir-killen-Palpatine-mit-Magie-Plot von Ausgabe #50 so mystisch und doch zugleich in seiner Geschlossenheit folgenlos, dass er praktisch ein Free-Comic-Book-Day-Special hätte sein können. 

Es stecken ein paar schöne Gedanken und Szenen in diesen Geschichten, das will ich gar nicht leugnen. Dennoch hätte ich mir irgendwie mehr Konzentration auf das „Hier und Jetzt“ kurz vor der Filmhandlung von „Episode VI“ gewünscht. Warum erleben wir nicht noch einmal die Rebellenflotte mit allen Nebenfiguren, von Admiral Ackbar über Mon Mothma bis Wedge Antilles in Aktion? Oder warum erzählt Soule nicht, wie Luke, Leia und Co nach Tatooine fliegen, um sich für die Rettung von Han in Position zu bringen. So einen Abschluss, der gleichzeitig ein Anschluss (in dem Fall an „Rogue One – A Star Wars Story“) ist, hat jüngst die Streaming-Serie „Andor“ ganz vortrefflich hinbekommen. So bleiben zwei Geschichten, die zwar nette Momente aufweisen, insgesamt aber nicht mal für sich genommen wirklich spannende Abenteuer darstellen.

Fazit: Vielleicht empfinde nur ich es so, aber ein wenig hat Autor Charles Soule in diesem Finale das Thema verfehlt. Statt sich auf das „Hier und Jetzt“ zu konzentrieren, auf den Versuch der Rebellion, mehr über den zweiten Todesstern in Erfahrung zu bringen, oder aber auf die Vorbereitungen zur Rettung von Han Solo, gräbt er eine alte Geschichte aus, holt unnütz eine Totgeglaubte zurück und setzt uns einen „Wir killen beinahe Palpatine“-Plot vor, dessen Scheitern schon auf Seite 1 feststeht. Der Comic hat schöne Moment, etwa zwischen Luke und Leia, aber insgesamt gehört dieser Abschlussband eher zu den schwächeren Ausgaben der lang laufenden „Star Wars“-Reihe bei Marvel.

Star Wars: Der Pfad des Lichts
Charles Soule, Madibek Musabekov, Rachelle Rosenberg
Panini Comics 2025
ISBN: 978-3-7416-4319-4
104 S., Softcover, deutsch
Preis: 15,00 EUR

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