von Frank Stein
Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #5-8 der 12-teiligen Event-Serie „Die Schlacht von Jakku“. Ursprünglich wurden die vier Hefte in den USA unter dem Titel „The Battle of Jakku: Republic Under Siege“ zwischen November und Dezember 2024 veröffentlicht. Dieser deutsche Sammelband bei Panini folgte dann parallel im Softcover und im limitierten Hardcover im August 2025. Geschrieben wurden alle Comics von Alex Segura. Die Zeichnungen stammten von Stefano Raffaele und Jethro Morales. Für die Farben sorgten Alex Sinclair und Jim Campbell.
Die am Ende des Teasers gestellte Frage war natürlich rein rhetorischer Natur. In einer Comic-Trilogie – und das Event wurde in drei Handlungsblöcken inszeniert – wird der Antagonist natürlich nicht schon am Ende von Teil 2 besiegt. Dabei, das muss man schon so sagen, hat es Moff Adelhard diesmal wirklich nicht leicht. Zwar hat er den Anoat-Sektor nach wie vor fest im Griff, doch an Bord seines Flaggschiffs treiben sich derweil die Verräter(innen) herum, die ihre ganz eigenen Pläne haben. Nicht zuletzt mit der Vertreterin der Akolythen des Jenseits, Reyna Oskure, hat er sich eine ganz schöne Schlange auf die Brücke seines Sternenzerstörers geholt.
Immerhin zeigt seine neue Strategie Wirkung. Angeheuerte Kopfgeldjäger töten potenzielle politische Akteure und Agenten der Neuen Republik und bereiten der Führung – im Wesentlichen in Gestalt von Mon Mothma und Leia – damit ganz schöne Kopfschmerzen. Dennoch zögern die Damen, gegen Adelhard vorzugehen, weil ihre neue Flotte noch klein ist und an anderen Schauplätzen gebunden. Da bedarf es der Entschlossenheit eines Luke Skywalkers, um Bewegung in die verfahrene Lage zu bringen. Der allerdings verschwendet seine Zeit auf der Suche nach einem Jedi-Artefakt, das am Ende nur eine Ablenkung gewesen sein soll, um ihn aus dem Konflikt herauszuhalten. Beinahe schon wütend darüber drängt er zur Konfrontation mit Adelhard – und erlebt eine Überraschung …
Alex Segura setzt fort, was er in Teil 1 begonnen hat. In sehr vielen kurzen Szenen und mit sehr vielen Figuren versucht er die verworrene Zeit kurz nach dem Fall das Imperiums nachzuempfinden, was auf der einen Seite gut gelingt, auf der anderen aber auch ein wenig frustriert. Gut gelingt es ihm, weil man auch als Leser manchmal so viel Kopfschmerzen wie Leia empfindet. Es passiert so viel an so vielen Fronten, dass einem mitunter die Orientierung abhanden kommt. Das passt durchaus zur Situation der Neuen Republik. Trotzdem ist das auch eine Erzählschwäche, denn viele Szenen wirken gehetzt und man hat das Gefühl, es fehlt ihnen ein wenig an Einbindung ins große Ganze. Andere dagegen entpuppen sich als reine Platzverschwendung, sieht man von eingeschobenen Action-Sequenzen ab. Ich schaue hier in Richtung von Lukes Artefaktjagd, die trotz eines netten (aber überflüssigen) Cameos am Ende sinnlos war und daher eigentlich nur Platz verbraucht hat, der an anderer Stelle besser zu nutzen gewesen wäre.
Beispielsweise hätte man die Pläne der anderen Imperialen noch etwas deutlicher herausarbeiten können. Hier wird Vieles nur angedeutet, was vermutlich damit zusammenhängt, dass es in Chuck Wendigs „Nachspiel“-Romantrilogie schon breiter erzählt worden ist. Aber wer diese Romane nicht kennt (oder wieder vergessen hat), der sieht Figuren wie Admiral Sloane oder Berater Rax einfach zu selten und versteht auch nicht ganz, was für Probleme sie mit Moff Adelhard haben (abgesehen davon, dass er sein eigenes Süppchen kochen will). Auch Han Solo und Chewie vermisst man nach wie vor, erneut ist das wohl Wendigs Romanen geschuldet.
Dennoch: Ich mag die Stoßrichtung des 12-Teilers, und das schließt auch diesen zweiten Sammelband mit ein. Die Neue Republik kämpft um die Kontrolle über die Galaxis, imperiale Reste streiten sich um das weitere Vorgehen, die Unterwelt versucht aus all dem Kapital zu schlagen. Das ist eine extrem spannende Zeit, und es macht Spaß, sich lesend darin zu bewegen.
Visuell bleiben meine Vorbehalte leider bestehen. Die Cover, diesmal von Taurin Clarke, versprühen einmal mehr sehr viel Atmosphäre. Der Comic selbst leidet immer wieder unter verzogenen Gesichtszügen. Das trifft vor allem Reyna Oskura, die fast durch die Bank furchtbar aussieht. Es geht durchaus anders, wie die Raumkampfsequenzen beweisen, die wirklich atmosphärisch wirken. Und auch Helden wie Leia und Lando sind oft gut getroffen. Alles in allem herrscht eine gewisse Uneinigkeit vor, so als hätte Hauptillustrator Stefano Raffaele mal mehr, mal weniger Zeit und Lust gehabt, an dem Comic zu arbeiten.
Eine Covergalerie am Schluss gibt es nicht, dafür werden die einzelnen Episoden innerhalb des Sammelbands von ihrem jeweiligen schicken Cover voneinander abgetrennt, eine Lösung, die mir gefällt, weil man so auch die Schluss- und Anfangspunkte der Einzelhefte besser würdigen kann.
Fazit: „Unter Belagerung“ setzt das Comic-Event „Die Schlacht von Jakku“ fort. Anders als im Vorwort behauptet, wird hier jedoch kein echter „zweiter Teil“ einer Trilogie erzählt. Es werden einfach alle Handlungsstränge fortgesetzt, gern in kurzen Szenen mit ziemlich viel, oft nur oberflächlich charakterisiertem Personal. Dabei passiert zwar eine Menge, aber unterm Strich bewegt sich wenig. Adelhard kämpft mit internen Intrigen, die übrigen Imperialen wenden sich von ihm ab, die Neue Republik scheint überfordert von ihrer Verpflichtung gegenüber der Galaxis zu sein. Eine spannende Zeit, zu der Alex Segura auch ein paar hübsche Mosaiksteine hinzufügt. Etwas fokussierter erzählt wäre der Comic jedoch noch besser gewesen. (Oder anders gesagt: Mit deutlich mehr Erzählraum wäre „Die Schlacht von Jakku“ eine schicke Romantrilogie geworden.)
Star Wars – Die Schlacht von Jakku: Unter Belagerung
Comic
Alex Segura, Stefano Raffaele, Alex Sinclair u. a.
Panini Comics 2025
ISBN: 978-3-7416-4320-0
104 S., Softcover, deutsch
Preis: 15,00 EUR
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