Star Wars – Die letzten Jedi: Die Kobalt-Staffel

Wo zum Teufel waren eigentlich diese Bomber aus „Die letzten Jedi“ während der Schlacht um die Starkiller-Basis in „Das Erwachen der Macht“? Das mag sich mancher Fan nachträglich gefragt haben. Doch was natürlich produktionstechnische Gründe hat – J. J. Abrams hatte halt keine Bomber für den Widerstand auf dem Schirm –, wird nun auch inhaltlich erklärt: In dem Roman, der sich der neuen Heldin aus „Episode XIII“ widmet: Rose Tico.

von Frank Stein

In dem Film „Die letzten Jedi“ gab es eine Menge neu zu entdecken. Unter anderem eine ganze Riege neuer Protagonistinnen, etwa die violetthaarige Vizeadmiral Holdo oder die aufmüpfige Lieutenant Connix. Der wichtigste Neuzugang war jedoch die graue Technikermaus Rose Tico, deren Schwester Paige, eine Kanonierin, gleich zu Beginn des Films in einer heroischen Aktion das Zeitliche segnet und die sich dann mehr schlecht als recht als Fangirl an den vermeintlichen Helden Finn heftet, um mit ihm die vor der Ersten Ordnung flüchtende Widerstandsflotte zu retten. Doch obwohl sie diese Operation schmerzlich schiefgeht, spielt sich Rose mit ihrer herzensguten, leicht verpeilten Art in die Herzen der Zuschauer, als kleines Licht des Widerstands, das über sich hinauszuwachsen bereit ist, um die Galaxis ein klein wenig besser zu machen.

Der Roman „Die Kobalt-Staffel“ nun ist das unmittelbare Prequel zu „Die letzten Jedi“ – zumindest was Roses Leben angeht. Wir lernen sie und ihre Schwester Paige als Teil einer Bombercrew kennen, die Missionen für den Widerstand übernimmt. Bei einem Aufklärungseinsatz, für den Technik-Ass Rose extra eine Emissions-Tarnvorrichtung gebaut hat (das große Ding auch während des ganzen Kinofilms später), treffen die Schwestern auf Flüchtlinge vom Planeten Atterra Bravo, der – wie sie kurz darauf erfahren – kurz davor steht, im Würgegriff der Ersten Ordnung zu ersticken. Um dem aufkeimenden Widerstand zu helfen, autorisiert General Leia Organa eine Reihe Versorgungsflüge. Doch natürlich läuft nicht alles so glatt, wie sich alle wünschen.

Der kurze Roman – er hat nur 253 Seiten – aus der Feder von Autorin Elizabeth Wein richtet sich eindeutig an eine junge, weibliche Leserschaft, die sich mit den Sorgen und Nöten der beiden Protagonistinnen Rose und Paige identifizieren können. Beide Schwestern mussten aus ihrer Heimat fliehen und sehnen sich nach einem neuen Zuhause. Darüber hinaus geht es um ihren unbedingten Zusammenhalt, der in Roses Fall schon fast eine Abhängigkeit von ihrer Schwester ist, aus der sie sich im Laufe des Romans langsam lösen wird, um mit zunehmendem Mut und Selbstbewusstsein ihren eigenen Weg zu finden. (Gerade noch rechtzeitig, möchte man sagen, wenn man weiß, dass Paige fünf Minuten nach der letzten Romanseite sterben wird.) Diese fundamentale Unsicherheit in der Welt, gepaart mit dem Wunsch, diese aber zu einem besseren Ort zu machen, ist sicher etwas, das bei jungen Lesern ankommt.

Der Fan-Veteran älteren Semesters erhält im Wesentlichen eine Abfolge von Bombereinsätzen, während denen es auch durchaus knallt, gepaart mit vielen ruhigen Charakterszenen, in denen es um Rose und Paige geht, ohne dass wir deswegen tief in ihre Vergangenheit eintauchen würden. Man erfährt im Wesentlichen, was den Film später unterfüttern soll. Dass ihr zweigeteiltes Amulett eine wichtiger Erinnerung und ein Symbol für ihre verlorene Heimat ist. Dass beide Schwestern Farthiere lieben – diese großen Fellreittiere von der Vergnügungswelt Canto Bight. Dass Rose ihre Schwester liebt und technisch äußerst begabt ist.

Das Abenteuer selbst folgt der zuletzt sehr häufig bemühten Routine: ein völlig abgelegener und bislang unbekannter Planet hat Sorgen. Die Protagonisten kümmern sich darum. Aber im Grunde spielt es kaum eine Rolle für die große Saga oder die Galaxis an sich. Vom Gefühl her hat man eher eine TV-Episode vor sich, als eine Geschichte von Leindwandgröße. Was schade ist, denn so bleiben all diese Romane unter den Möglichkeiten, die ein Autor auf dem Papier und ohne Budgetbegrenzung hat. Man kann sie lesen, um ein paar Schnipsel zur jeweiligen Titelfigur zu erfahren und um ein paar Lücken rund um die Kinofilme zu schließen. Aber man verpasst jetzt keine großartige Story, wenn man diese Bücher links liegen lässt. Das gilt bedauerlicherweise auch für „Die Kobalt-Staffel“.

Ein hübscher Bonus sind einige gelungene Illustrationen von Phil Noto, die den Roman zieren.

Fazit: „Die Kobald-Staffel“ erzählt in Form eines kleinen Abenteuers die unmittelbare Geschichte der Schwestern Rose und Paige Tico vor „Die letzten Jedi“. Das bereits aus dem Film bekannte Bild der Schwestern wird vertieft, aber nur geringfügig ergänzt. Fans älteren Semsters ist die Geschicht vermutlich etwas zu oberflächlich und zu wenig relevant. Jüngere Leser und vor allem Mädchen, die Rose ins Herz geschlossen haben, dürften an dem Abenteuer der Schwestern dagegen ihre Freude haben.

Star Wars – Die letzten Jedi: Die Kobalt-Staffel
Film/Serien-Roman
Elizabeth Wein
Panini Books 2018
ISBN: 978-3-8332-3635-8
253 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 13,00

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