Star Wars – Die Kostüme der klassischen Trilogie

Als der erste „Star Wars“-Film 1977 in die Kinos kam, setzte er gleich mehrfach Maßstäbe. Die Spezialeffekte waren von nie dagewesener Qualität, die Musik von John Williams breitete sich orchestral aus, wo ansonsten zunehmend synthetische Klänge zu hören waren. Die Raumschiffmodelle bestachen durch ihr tolles Design und die Kostüme und Requisiten ließen die Galaxis weit, weit entfernt auf eine Weise lebendig werden, die aus gewöhnlichen Kinogängern kreative Fans machte. Es sind schon einige Bücher zu diesem handwerklichen Teil der Saga erschienen, etwa „Dressing a Galaxy“ und „Sculpting a Galaxy“. Das vorliegende Buch schlägt in die gleiche Kerbe.

von Frank Stein

Man merkt, dass mit der Produktion von „Star Wars VII: The Force Awakens“ der Fokus des Franchises so langsam von den Prequels und Klonkriegen weg und zurück zur klassischen Trilogie verschoben wird. Erste Romane des neuen Expanded Universe beschäftigen sich mit dem Bösewicht Tarkin, den Sith-Lords Palpatine und Vader sowie dem „Erben der Macht“ Luke Skywalker. Die TV-Serie „Rebels“ leitet auf den Kampf zwischen Imperium und Rebellenallianz hin. Und mit „Star Wars – Die Kostüme der klassischen Trilogie“ liegt nun endlich die Classic-Version des schon seit Jahren existierenden Kostümbands zu den Prequels „Dressing a Galaxy“ vor. War jenes Buch noch vor allem ein opulentes Bilderwerk mit bloß kurzen Textpassagen, weiß das vorliegende in beiden Punkten zu begeistern.

Der großformatige Hardcoverband mit Schutzumschlag hat 226 schwere Hochglanzseiten und beschäftigt sich – der Titel legt es nahe – ausschließlich mit den Kostümen der klassischen Trilogie. Nach drei sehr persönlichen Vorworten der Kostümbildner John Mollo, Aggie Rodgers und Nilo Rodis-Jamero ist das Buch in drei große Kapitel eingeteilt, die den Filmen der klassischen Trilogie entsprechen: „Eine neue Hoffnung“, „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. Danach folgen noch ein paar Danksagungen und ein sehr umfangreicher Index, der hilft, Personen oder Kostüme schnell zu finden.

Der Inhalt stellt sich als fantastischer Ausflug in die Welt der Kostümherstellung dar, der jeden Fan, der selbst Kostüme baut oder schneidert oder zumindest daran Interesse hat, in Entzücken versetzen dürfte. Großformatige Bilder, die erstaunliche Details enthüllen – etwa Kontrollkästchen an Pilotenuniformen und Helmen oder den Medizinbeutel des Ewok-Schamanen Logray –, sorgen für Staunen und Ernüchterung in gleichem Maße. Vieles, was in den Filmen so toll aussieht, entpuppt sich in Wahrheit als eilig bemaltes Plastik. Es ist wohl der Kinomagie zu verdanken, dass die Kostüme dennoch so nachhaltig gewirkt haben. (Wobei man sagen muss, dass die Kostüme mit dem steigenden Budget der späteren beiden Filme noch mal an Qualität gewinnen.)

Neben vielen Fotos, für die Lucasfilm extra nach dreißig Jahren seine Archive öffnete, gibt es Konzeptzeichnungen und Filmbilder, außerdem natürlich eine erfreuliche Menge an erklärendem Text. Man merkt, dass der Autor Brandon Alinger regen Kontakt mit den Kostümbildnern von damals hatte, die gerne und anekdotenreich von ihrer Arbeit erzählen. So gewinnt das Buch zusätzlich, denn es ist nicht auf einen netten Bilderreigen beschränkt, sondern bietet zudem handfeste und nicht selten unbekannte Fakten zur Entstehung der „Star Wars“-Saga.

Die ganzen Entdeckungen aufzuzählen, die man selbst als langjähriger Fan in diesem Buch machen kann, würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Mir persönlich hat vor allem der Blick von oben ins Innenleben von R2-D2 gefallen, in dem zu Zeiten der klassischen Trilogie ja noch Schauspieler Kenny Baker steckte. Auch das Foto der Kinderdarsteller in Hoth-Kostümen, die im Hintergrund der Eisbasis-Szenen platziert wurden, um durch erzwungene Perspektive einen größeren Raum vorzugaukeln, ist witzig. Sturmtruppenrüstungen, Boba Fett (sehr ausführlich!), Kampfpilotenhelme, Bib Fortunas spitze Stiefel und natürlich Leias legendärer Metallbikini sind nur ein paar Beispiele der Dinge, über die man in diesem Buch mehr erfahren kann.

Ein winziger Wermutstropfen besteht: Aus irgendwelchen produktionstechnischen Gründen sind viele der Überschriften in den farbigen Seitenkästen leicht chaotisch angeordnet. Man kann zwar noch erkennen, was dort eigentlich stehen soll, aber die Abstände zwischen den Lettern sind völlig unregelmäßig, mal zu weit, mal so eng, dass die Buchstaben überlappen. Wie das passieren konnte … wer weiß? Glücklicherweise stört es bei der Lektüre des Buchs kaum.

Fazit: Kaum eine Filmproduktion wurde so ausführlich beleuchtet, wie die der drei klassischen „Star Wars“-Filme. „Star Wars – Die Kostüme der klassischen Trilogie“ fügt nun seinen Teil zum großen Mosaik hinzu, indem es einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen der Kostümherstellung wirft. Eine enorme Menge nie gesehener Fotos und ein ausführlicher, von Anekdoten der ursprünglichen Kostümbildner gespickter Text lassen das Ganze zu einem Leckerbissen für jeden Fan werden. Aber auch Kreative, die mehr über die Tricks und Tücken des Kostümbaus wissen wollen, sind hier an der richtigen Stelle. Kleinere Layoutfehler fallen angesichts des tollen Inhalts dieses Prunkbandes daher kaum ins Gewicht.


Star Wars – Die Kostüme der klassischen Trilogie
Sachbuch
Brandon Alinger
Panini Books 2014
ISBN: 978-3-8332-2905-3
226 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 49,90

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