Star Wars – Die Hohe Republik: Lexikon der Jedi, ihrer Verbündeten und Widersacher

2021 startete mit „Die Hohe Republik“ ein literarisches Großprojekt im „Star Wars“-Universum, das den Zweck verfolgte, für Fans (und Macher) eine ganz neue Ära, ca. 200 Jahre vor den Prequel-Filmen, zu erschließen. Zahlreiche Bücher und Comics sind mittlerweile in mehreren Wellen im Rahmen einer Phase I und Phase II erschienen. Aktuell läuft in den USA die Phase III, die auch hierzulande schon in den Startlöchern steht. Dass damit Unmengen neuer Helden und Schurken auftraten, ist klar. DK möchte für Überblick sorgen.

von Bernd Perplies

Sie wird als „Goldenes Zeitalter der Galaxis“ beschrieben: die Ära der Hohen Republik. Es herrscht weitgehend Frieden. Großprojekte zur Völkerverständigung, wie die Starlight-Raumstation, bestimmen das Tagesgeschehen. Und ein großer, prosperierender Jedi-Orden entsendet seine Mitglieder in alle Winkel der Republik, um zu helfen, wo Not am Mann ist, und um das Licht der Zivilisation auch an ferne Orte zu bringen. Doch dann kommt es zu einem Hyperraum-Unfall, der zahlreiche Welten in Mitleidenschaft zieht. Eine Armee skrupelloser Piraten, die sich die Nihil nennen und den galaktischen Rand für sich beanspruchen, enthüllt sich und fordert die Republik heraus. Und obendrein wird auch noch eine invasive Pflanzenspezies namens Drengir versehentlich geweckt und breitet sich wie ein Virus auf Planeten aus. Die Bühne für das Drama ist bereitet. (Und das war nur der Einstieg von Phase I.)

Neben einer kleinen Handvoll filmbekannter Berühmtheiten – darunter Yoda und Maz Kanata – treten eine Unmenge an  neuen Helden, Schurken und Bösewichten auf diese Bühne. Manche von ihnen hat man als Fan im Laufe der Monate so gut kennengelernt, dass man sie zu Zuruf innerlich einordnen kann, etwa Stellan Gios, Avar Kriss, Marchion Ro, Silandra Sho oder Marda Ro. Bei anderen muss man schon genauer nachdenken, wie vielleicht Bell Zettifar, Lourna Dee oder Affie Hollow. Wieder andere – Ru-Ru, Zeetar oder Arathab Fal – sagen selbst mir spontan gar nichts – und ich verfolge das Projekt sozusagen seit dem ersten Tag.

Hier schafft nun das Buch „Star Wars – Die Hohe Republik: Lexikon der Jedi, ihrer Verbündeten und Widersacher“ Abhilfe. Auf 200 vollfarbigen Seiten im handlichen Hardcover werden insgesamt über 275 Figuren vorgestellt. Dabei wurden diese zunächst nach Zugehörigkeit sortiert, also ob es sich um Jedi, Gegner der Jedi, offizielle Angehörige der Galaktischen Republik oder einfach Bürger handelt. Innerhalb dieser Kapitel sind die Macher dann leidlich chronologisch vorgegangen, was heißt, dass in der Regel Figuren der Phase II vor denen der Phase I präsentiert werden. Innerhalb der Phasen erfolgt dann noch einmal eine Einteilung nach empfundener Wichtigkeit. Die Abkehr von der alphabetischen Sortierung ist dabei etwas unpraktisch, wenn man schnell jemand finden will, wobei immerhin ein gutes Register am Schluss bei der Orientierung hilft.

Das Buch beginnt mit einigen hilfreichen Überblicksseiten. Auf ein Vorwort folgt eine Einleitung, die den Stand der Galaxis zu jener Zeit umreißt. In „Über das Buch“ wird uns die Handhabung erklärt. Sehr schön: Man bekommt sogar verraten, in welchem Werk des Projekts eine Figur jeweils erstmalig aufgetreten ist. Dabei fällt auf, dass sich zwar  vereinzelte Werke der 1. Welle der Phase III dort finden, aber auch bereits welche fehlen. Dessen muss man sich bewusst sein: Das Buch ist nicht komplett! Es behandelt im Wesentlichen Phase I und II von „Die Hohe Republik“ und bietet damit sozusagen einen Zwischenstand. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nach Abschluss von Phase III ein aktualisierter Band nachgeschoben wird. Wenn nicht, wäre das schon eine tragische Informationslücke.

Informativ ist der vierseitige Zeitstrahl, der im Anschluss daran die Ereignisse aus den Phasen „Die Suche der Jedi“ und „Das Licht der Jedi“ zusammenfasst.

Danach geht es mit den Einträgen los. Hier schlägt das Buch deutlich andere Wege ein als bisher gewohnt. Bisher war es in Figuren-Lexika meist so, dass alle Einträge genau gleich lang waren. Jeder Charakter bekam eine Seite mit Porträt und Beschreibung, egal ob Luke Skywalker oder Max Reebo. Hier nun erhalten beispielsweise in der Rubrik „Die Jedi“ Charaktere wie Porter Engle und Vildar Mac eine Doppelseite, andere wie Gella Nattai oder Rooper Nitani eine Seite, wieder andere wie Kevmo Zink und Zallah Macri eine halbe Seite und am Schluss stehen jeweils die Nebenfiguren wie Coron Solstus oder Lee Harro, die sich mit einer Viertelseite bescheiden müssen. Dann kommt es zum „Phasenwechsel“ und es geht wieder mit Doppelseiten los, namentlich Yoda, Keeve Trennis, Stellan Gios etc., wobei das auch nicht ganz stimmt, denn dazwischen liegen zwei Einzelseiten von Leebon und Ady Sun’Zee und auch im weiteren Verlauf gibt es mal Blöcke mit Halb- oder Viertelseitern, denen dann wieder Ganzseiter folgen.

Es herrscht gefühlt ein ziemliches Durcheinander vor. Dazu kommt, dass man sich darüber streiten kann, wer nun eigentlich wie wichtig ist. Warum bekommt beispielsweise der Held eines Comics, Vildar Mac, einen Zweiseiter, aber die zwei Jedi-Hauptfiguren des zentralen Phase-II-Welle-1-Romans „Pfad der Täuschung“, Kevmo Zink und Zallah Marci nur eine halbe Seite?

Vom Aufbau her sind die Einträge alle weitgehend gleich. Ein Datenblock verrät Pronomen (ja, das muss in modernen Zeiten so sein), Spezies, Größe, Zugehörigkeit und erstes Auftreten. Dazu kommt ein Textblock und ein Bild. Bei doppelseitigen Einträgen sind die Texte auch mal ein wenig länger und zwei bis drei Bilder zieren jede Seite. Manchmal kommt auch noch ein prägnantes Zitat der Person dazu.

Die Optik der Illustrationen ist sehr unterschiedlich in Stil und Qualität. Das kommt beinahe zwangsläufig. In Lexika mit Filmfiguren konnte man auf Fotos aller Schauspieler im Kostüm zurückgreifen. LEGO-Lexika konnten 3D-Renderbilder nutzen. Hier nun wurde verwendet, was vorhanden war: mal ein Comic-Bild, mal ein Roman-Cover, mal eine Werbe-Illustration, die anfangs von zahlreichen Figuren angefertigt wurde. In manchen Fällen schien es leider nichts davon zu geben. Hier wurden leidlich unfertig wirkende Schwarz-Weiß-Zeichnungen eingefügt, etwa von Enya Keen oder Ravna Abronsa. Und bei den kleineren Einträgen (ab einer halben Seite, gehäuft jedoch bei den Viertelseitern) wurde das Charakterbild auch mal schlicht weggelassen. Das ist extrem schade, denn hier wäre eine schöne Chance gewesen, mit überschaubarem finanziellen Aufwand Informationslücken zu schließen.

Das alphabetische Register schließt den Band ab.

Fazit: Nicht, dass man mich falsch versteht: „Star Wars – Die Hohe Republik: Lexikon der Jedi, ihrer Verbündeten und Widersacher“ ist ein wunderbares Buch, um zu blättern und sich die vielen Charaktere in Erinnerung zu rufen, mit denen man zahlreiche Lesestunden verbracht hat (oder noch verbringen will). Allerdings ist das Buch nicht so gut, wie es sein könnte. Die Sortierung ist zumindest gewöhnungsbedürftig, die unterschiedlich langen Einträge mögen diskussionswürdig sein. Regelrecht schade ist es jedoch, dass manche Einträge mit unfertig wirkenden oder fehlenden Illustrationen auskommen mussten.

Star Wars – Die Hohe Republik: Lexikon der Jedi, ihrer Verbündeten und Widersacher
Sachbuch
Amy Richau, Megan Crouse
Dorling Kindersley 2024
ISBN: 978-3-8310-4809-0
200 S., Hardcover, deutsch
Preis: 19,95 EUR

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