von Frank Stein
Der vorliegende Softcover-Band enthält die ins Deutsche übersetzten Ausgaben #1-4 der (damit vollständigen) US-Mini-Serie „Star Wars: The High Republic Adventures – Echos of Fear“, die ursprünglich zwischen September 2024 und Januar 2025 veröffentlicht wurden. Hierzulande ist das Ganze im August 2025 bei Panini im Softcover erschienen. Geschrieben wurden alle Comics von George Mann. Die Zeichnungen in den Heften stammten von Vincenzo Federici, Giorgia Sposito, Juan Samu und Vincenzo Riccardi, für die Farben sorgten Michael Atiyeh, Vincenzo Riccardi, Francesco Segala und Gloria Martinelli.
Die Handlung schließt, wie gesagt, fast nahtlos an den Roman „Die Tränen der Namenlosen“ an, der ebenfalls von George Mann geschrieben wurde, und man könnte denken, hier wurden die Kapitel in Bilder gegossen, für die im ohnehin schon ausufernden Roman kein Platz mehr gewesen war. Denn endete der Roman mit der Erkenntnis, dass das uralte Volk der Tolemiten drei Stäbe mit machterfüllten Steinen geschaffen hatte, mit denen man die furchtbaren Namenlosen beherrschen kann – jene Kreaturen, die Nihil-Anführer Marchion Ro in seinem Feldzug gegen die Jedi als tödliche Waffe einsetzt –, so ist der mit dem Projekt betraute Jedi Reath Silas im vorliegenden Comic nun damit beschäftigt, eben einen jener Stäbe ausfindig zu machen. Ein kleiner inhaltlicher Sprung existiert hierbei, denn zumindest mir wurde nicht so ganz klar, woher er plötzlich weiß, welche Stäbe Marchion Ro besitzt und dass nur noch der Stab der Zeitalter irgendwo da draußen verborgen liegt. Es wäre schön gewesen, wenn Mann das eingangs nochmal kurz rekapituliert hätte.
Abgesehen davon folgt der Comic einem etwas kuriosen Ansatz, der andererseits gut zum Gelehrten und „Bücherwurm“ Reath Silas passt. Denn in drei Kapiteln schauen sich Reath und sein Mitstreiter, Padawan Amadeo Azzazzo, zunächst Holocrons an. Diese führen sie sukzessive immer näher an ihr Ziel, nämlich mehr über die sagenhaften Echo-Steine und dann auch den Stab der Zeitalter zu erfahren. Das beginnt mit einer uralten Sage über den machtgierigen Darth Ravi, die optisch berauschend von Vincenzo Riccardi in Szene gesetzt wird, inhaltlich aber wenig hergibt. Es geht weiter mit einem Bericht des Jedi Barnabas Vim (aus Phase II), der schon vor mehr als hundert Jahren den Echo-Steinen nachgeforscht hat und dabei auf einer geheimnisvollen Welt verschwand. Eine konkrete Spur ergibt sich dann in der dritten Geschichte, die von zwei Jedi handelt, die nach Vim gesucht haben. Erst im letzten Kapitel des Comics ziehen Reath, Amadeo und Reaths ehemaliger Meister Cohmac Vitus schließlich los, um eben jener Spur nachzugehen.
Man könnte diese im Grunde episodische, sehr langsame Herangehensweise als Wassertreten bezeichnen. Vor allem in Form von Einzelheften wäre ich vermutlich nicht mit jedem Rückblick-Plot ganz glücklich gewesen. Aber andererseits gefällt es mir hier im Sammelband-Format wiederum gut, denn es setzt praktisch die Vorgehensweise von Reath in Bilder um, sich im Jedi-Archiv durch alte Geschichten zu wühlen, um die entscheidenden Hinweise zu finden, die dann eine mögliche Expedition zum Erfolg führen. Insofern – und natürlich auch gerade im Hinblick auf das Finale – finde ich den Comic durchaus gelungen und für einen Band der „Abenteuer“-Reihe geradezu erstaunlich relevant.
Zur Optik will ich nicht viele Worte verlieren. Die Zeichnungen sind überwiegend mit sehr klarem Strich ausgeführt und bewegen sich für mich im ordentlichen Mittelmaß. Man kann jedoch kaum von einem aufregenden eigenständigen Stil der Künstler sprechen. Da hinkt „Star Wars“ deutlich hinter vielen Kollegen aus der Superhelden-Ecke hinterher. Eine Ausnahme bildet die Rückblick-Geschichte um Darth Ravi, die von Vincenzo Riccardi in einem bemerkenswert individuellen, psychedelisch anmutenden Stil umgesetzt wurde, in dem man sich als Leser regelrecht verlieren kann. Das ist selten künstlerisches „Star Wars“, das man sich viel öfter wünschen würde.
Eine Covergalerie am Schluss gibt es erneut nicht. Auch im vorliegenden Fall werden stattdessen die einzelnen Episoden innerhalb des Sammelbands von ihrem jeweiligen Cover voneinander abgetrennt, was die erzählerischen Cliffhanger und Einstiege betont.
Fazit: Der Comic „Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer 11 – Echos der Angst“ kann als legitime Fortsetzung des Romans „Die Tränen der Namenlosen“ bezeichnet werden, beide aus der Feder von George Mann. Die episodische Erzählweise mag manchen wie Seitenschinderei vorkommen, transportiert in meinen Augen aber zugleich treffend die Arbeitsweise des Jedi-Gelehrten Reath Silas, der erst lange recherchiert, bevor er sich auf eine Feldexkursion wagt, um die Früchte seiner Vorarbeit zu ernten. Obwohl in der „Abenteuer“-Reihe erschienen, ist dieser Comic erfreulich relevant, treibt er doch die Namenlosen-Handlung erneut spürbar voran. Daher gibt es von mir eine Lese-Empfehlung für alle Fans von „Die Hohe Republik“.
Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer 11 – Echos der Angst
Comic
Georg Mann,Vincenzo Federici, Vincenzo Riccardi u. a.
Panini Comics 2025
ISBN: 978-3-7416-4324-8
112 S., Softcover, deutsch
Preis: 16,00 EUR
bei amazon.de bestellen
