Jeder „Star Wars“-Fan kennt Alderaan, jenen friedfertigen, aber glücklosen Planeten, der in „Eine neue Hoffnung“ von Grand Moff Tarkin und seinem Todesstern „zu Demonstrationszwecken“ in Stücke zerblasen wurde, während Prinzessin Leia Organa, die vom Imperium gefangen gehaltene Tochter von Senator Bail Organa, dem rebellischen Repräsentanten dieser grünen Welt, zum Zuschauen gezwungen wurde. Der Anblick sollte ihren Willen brechen (was leider nicht geklappt hat, wie wir wissen).

„Meister der Täuschung“ führt uns auf ein Alderaan kurz nach dem Ende der Klonkriege. Noch ist alles gut dort, und die kindliche Leia kann behütet aufwachsen. Doch die Anwesenheit des Imperiums beginnt langsam ihren Schatten über die Idylle zu werfen. Spione und Verräter unterwandern die offene Gesellschaft und drohen nicht nur Bail Organas heimliche Sympathien mit frühen Widerstandnestern gegen Palpatines Regime ans Tageslicht zu bringen, sondern vor allem die Identität eines kleinen Mädchens zu verraten, das möglicherweise bewandert in der Macht ist. Um dies zu verhindern, reist Ferus Olin im Auftrag von Obi-Wan Kenobi, aber getarnt als imperialer Inquisitor, nach Alderaan – doch auch Darth Vader ist auf dem Weg dorthin.

Alderaan ist zwar der Hauptschauplatz des neunten Bandes von Jude Watsons Jugendbuchreihe, aber auch die anderen offene Handlungsstränge werden locker weitergeführt. So spüren die Untergrundkämpfer Astri Oddo und Clive Flax der ominösen Flame nach, einer Frau mit enormen Ressourcen aber fragwürdigem Lebenslauf, die einzelne Rebellenzellen in ihrer Organisation Moonstrike zusammenführen will. Der Junge Trever und der Jedi Ry-Gaul versuchen unterdessen, die Wissenschaftlerin Linna Naltree zu retten, die für die skrupellose Jenna Zan Arbor im Auftrage Vaders fragwürdige Forschungen betreiben muss. Und Obi-Wans Kumpel Dex muss mit seinen Rebellenkollegen fliehen, als Imperiale ihr Versteck auf Coruscant ausheben.

„Business as usual“ möchte man sagen. Leute werfen befreit, Leute werden gefangen genommen, es drohen Verrat und Intrigen, niemandem ist zu trauen (bis auf Watsons eingeschworener Protagonisten-Gemeinschaft). Objektiv betrachtet passiert nicht viel Dramatisches, doch für den Fan sind es die Details, die zählen und den Roman zu einem kurzweiligen Vergnügen werden lassen. Zum einen erhält der Roman durch seinen Schauplatz Alderaan und Bail Organa ein gewisses filmisches Flair. Zum anderen nimmt die Ferus-Vader-Connection eine spannende Wende. Und auch wenn der Imperator am Ende ziemlich dumm dasteht – sowas geht wohl nur in einer Kindergeschichte –, gehört diese Episode der Romanreihe eindeutig zu den interessanteren.

Fazit: Wir nähern uns dem Finale der Romanreihe „Der letzte Jedi“ und „Meister der Täuschung“ bereitet in gewissem Maße die Bühne. Das gelingt im vorliegenden Band mit einer guten Mischung aus alderaanischem Lokalkolorit, Filmanspielungen (vor allem auf „Die Rache der Sith“) und dem Ende zustrebenden Handlungssträngen. Ich bin gespannt, wie sich das Mysterium um Flame lüftet, wie die Ferus-Vader-Connection aufgelöst wird und auf welche Weise die Romanreihe zu einem Abschluss gebracht wird.