von Bernd Perplies
„Die Rückkehr der Dunklen Seite“ ist der sechste Roman der fortlaufenden Jugendbuchreihe von Jude Watson, und wäre dies hier eine TV-Serie (diesen Vergleich zog ich ja schon mehrfach), würde der Band gemeinsam mit dem Vorgängerbuch „Im Netz des Bösen“ einen Zweiteiler bilden.
Ferus Olin, dessen Kräfte sich mittlerweile denen eines Jedi annähern (learning-by-doing sozusagen) sitzt noch immer auf dem Planeten Samaria fest. Zwar hat er für Palpatine den Computervirus, der das öffentliche Leben lahm legte, ausgemerzt – und dabei gleichzeitig freundschaftlichen Kontakt zur hiesigen Rebellenzelle aufgenommen –, aber irgendwie macht Darth Vader, die mysteriöse rechte Hand des Imperators, keine Anstalten, Samaria zu verlassen. Sein neues Ziel scheint vielmehr, den Imperialen Berater Bog Dinivan an die Spitze der Regierung von Samaria zu setzen. Gleichzeitig gilt es zu verhindern, dass Samaria mit seinem Nachbarplaneten Rosha ein technologisches Bündnis eingeht – warum das für das Imperium von solcher Bedeutung ist, findet Ferus nur unter größten Schwierigkeiten heraus. Dass Vader ein misstrauisches Auge auf den neuen Günstling des Imperators geworfen hat, macht es für Ferus auch nicht eben leichter.
Große Schwierigkeiten hat sich übrigens auch dessen junger Freund Trever Flume eingehandelt, denn als auf dem Geheimversteck der letzten Jedi, einem toten Asteroiden inmitten eines Ionensturms, bekannt wird, dass eine wohlhabende Industrielle unter dem Namen Flame von Planet zu Planet reist, um Widerstandsgruppen gegen das Imperium zu vereinen, und als obendrein bekannt wird, dass sie auf dem Weg nach Samaria ist, beschließen die Gefährten Ferus’, dass einer von ihnen dorthin muss, um ihm davon Kunde zu bringen. Und obwohl er nicht in der näheren Auswahl für diesen Job war, klaut Trever eigenmächtig das einzige Raumschiff und macht sich auf den Weg. Eine Spritztour, die dramatische Wendungen für ihn bereithält.
„Die Rückkehr der Dunklen Seite“ ist innerhalb dieses Romans tatsächlich Programm. Nicht nur das Coverbild zeugt von der drohenden Dunkelheit, auch inhaltlich findet Jude Watson diesmal eine hervorragende Balance zwischen den notwendigen Erfolgen, die Helden in einer Jugendbuchreihe einfach haben müssen, und dem unvermeidlichen Triumph des Imperiums in jenen düsteren Tagen. Obwohl die Guten tapfer kämpfen, um ihre gerechte Sache durchzusetzen, können ihre Bemühungen letztlich nicht verhindern, dass die Dunkle Seite immer stärker wird. Und nicht zuletzt Ferus Olin muss sich fragen, ob der Zweck, den er anstrebt, wirklich die Mittel heiligt, die er als Agent für den Imperator einzusetzen gezwungen ist. Dieser grundsätzlich etwas pessimistischere Tonfall, den Jude Watson hier anschlägt, kommt der Reihe deutlich zugute. Leid, (Selbst)Zweifel und die sinistre Präsenz Darth Vaders heben spürbar das dramatische Niveau dieser rasant erzählten Reihe.
Zwei grundlegenden Kritikpunkte bleiben leider bestehen: Der Glossar am Ende des Romans ist eigentlich unnötig lang und der Preis ist für die Textmenge schlicht und ergreifend zu hoch.
Fazit: Die Zeiten, in denen ein Sieg über das Imperium noch leicht war, sind vorbei im sechsten Band der Jugendbuchreihe „Der letzte Jedi“ von Jude Watson. Der Imperator und seine Schergen konsolidieren ihre Macht über die Galaxis und ihre schier unendlichen Ressourcen machen den Kampf von Ferus Olin und seinen Getreuen zum schier auswegslosen Auflehnen gegen eine gnadenlose Maschinerie. 127 Seiten kurz, hat mir diese Episode aus den ersten Tagen der Rebellion gerade aufgrund der unerbittlichen Wendungen gegen Ende ausgesprochen gut gefallen.
Star Wars – Der letzte Jedi 6: Die Rückkehr der Dunklen Seite
Film/Serien-Roman
Jude Watson
Dino 2007
ISBN: 978-3-8332-1515-5
155 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95
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