Star Wars - Der letzte Jedi 3: Unterwelt

Das Imperium beherrscht die Galaxis. Der Jedi-Rat ist zerschlagen und die Jedi fast völlig ausgelöscht. Diese düstere Prämisse liegt der Jugendbuchreihe „Der letzte Jedi“ von Autorin Jude Watson zugrunde, die den Leser auf eine Odyssee von Welt zu Welt führt auf der Suche nach verstreuten Überbleibseln des einst so mächtigen Ordens der Hüter des Friedens und der Freiheit. „Unterwelt“ ist der dritte Band der Reihe und lässt uns in die dunklen Tiefen von Coruscant hinabsteigen.

von Bernd Perplies

Wir erinnern uns: In seinem Exil auf Tatooine hatte Obi-Wan Kenobi erfahren, dass er nicht der letzte Jedi in der Galaxis ist – wie er zeitweise befürchtet hatte –, sondern dass noch mindestens ein weiterer Darth Vaders Vernichtungsfeldzug entgangen sein könnte: Ferus Olin, ein ehemaliger Mitschüler im Jedi-Tempel. Der Beschützer Luke Skywalkers war nach Belassa aufgebrochen, um Olin zu finden und nach einigen Abenteuern war er mit ihm und dem jungen Straßendieb Trever von dort vor den Schergen des Imperiums wieder geflohen.

Im Folgenden waren die drei von Planet zu Planet gehetzt, dabei zunächst verfolgt von einem jugendlichen Boba Fett, dann zur Abwechslung mal wieder vom Imperium, und schließlich hatten sie auf einem Asteroidenbrocken inmitten eines galaktischen Nebels ein Versteck für alle verbliebenden Lichtschwertschwinger eingerichtet – eine Keimzelle für eine spätere Rebellion. Während Obi-Wan nach Polis Massa zurückgekehrt war, um Beweise für die Geburt der Skywalker-Zwillinge zu vernichten, hatte Ferus Olin auf der Jedi-Sakralwelt Ilum den alten Jedi-Meister Garen Muln gerettet.

In Band 3 haben sich die Wege der beiden Jedi-Freunde getrennt. Obi-Wan ist nach Tatooine zurückgekehrt, derweil es sich Ferus Olin zur Aufgabe gemacht hat, alle im Verborgenen noch lebenden Jedis zu finden und um sich zu scharen. Fy-Tor-Ana ist sein nächstes Ziel, eine Jedi, die im ehemaligen Tempel in imperialem Gewahrsam sein soll. Doch die Infiltration klappt nicht ganz wie geplant und Ferus stellt fest, das er Hilfe braucht: von Dexter Jettster, einem alten Kumpel von Obi-Wan. Der vierarmige Dinerbesitzer hält sich im Untergrund von Coruscant versteckt und mit seiner Hilfe nimmt Ferus eine neue Spur auf, die bis hinab zur Planetenoberfläche in den Tiefen der Hauptwelt des Imperiums führt.

Jude Watson ist mit „Unterwelt“ ein kleines Wagnis eingegangen, indem sie mit Obi-Wan den einzigen namhaften Protagonisten des „Star Wars“-Universums aus ihrer Reihe entfernte. Damit liegt es nun allein an den zwei No-Names Ferus Olin und Trever Flume, die Leser bei der Stange zu halten. Cameos, etwa von Dexter oder dem Dunklen Lord der Sith persönlich, verbinden dabei den Roman mit dem übrigen Expanded Universe. Alles übrige muss das Setting selbst machen.

Das klappt mal gut, mal nicht so gut. Die Handlungsstruktur gefällt mir beispielsweise diesmal recht gut. Einem längeren Infiltrationseinsatz in den Jedi-Tempel folgt die kurze Suche nach Dexter Jettster, an die sich der Abstieg zu den untersten Ebenen des Stadtplanets und eine finale Actioneinlage anschließen. Bedauerlich ist dabei nur der recht lakonische Schreibstil von Watson, der dem geringen Seitenumfang der Reihe für eher junge Leser geschuldet ist. Viele Wunder, welche der schillernde Stadtplanet Coruscant aufweist, fallen hierbei der rasch vorangetriebenen Handlung zum Opfer. So gewinnen vielleicht die Helden der Geschichte zunehmend an Kontur, die Welt, durch die sie sich bewegen, bleibt indes in vergleichsweise groben Strichen gezeichnet.

Es spricht zwar auf den ersten Blick nicht unbedingt für den Roman, doch man sollte „Unterwelt“ eigentlich nicht als einzelnes Buch betrachten. Denn als gänzlich eigenständige Geschichte taugt die mit 131 Seiten doch überschaubare Handlung aufgrund der zahlreichen Rückverweise und des Cliffhangers am Schluss nur bedingt. In gewisser Weise handelt es sich vielmehr um ein langes Kapitel der zusammengenommen durchaus netten Geschichte namens „Der letzte Jedi“ – wobei ich (ganz nebenbei) langsam den Verdacht hege, dass der Titel falsch übersetzt wurde und eigentlich „Die letzten Jedi“ heißen müsste (das englische „The Last Jedi“ lässt beide Varianten zu). Denn mit Fy-Tor-Ana lernen wir ja auch hier ein weiteres Mitglied der Machtanwender kennen, das Order 66 bislang entgangen ist. (Der Rückumschlag zollt diesem Umstand Achtung, indem der abgedruckte Slogan der Reihe tatsächlich fragt: Wer sind die letzten Jedi?)

Fazit: Relativ gesehen gefällt mir „Unterwelt“ von den drei bisherigen Bänden der Reihe „Der letzte Jedi“ am besten. Die Handlung folgt am gradlinigsten einem Faden und springt nicht so arg (und von der Länge her unausgewogen) wie etwa in „Düstere Vorboten“. Alles in allem würde ich mir dennoch wüschen, dass Jude Watson nicht immer so hastig erzählen würde. Das gibt zwar die Möglichkeit, viele Verknüpfungspunkte zum Expanded Universe einzubauen, doch die Geschichte springt mitunter regelrecht von Schauplatz zu Schauplatz – selbst hier. Junge Leser dürften dennoch ihren Spaß an den Abenteuern von Ferus Olin und Trever haben (wenn sie denn nicht enttäuscht sind von dem Mangel an bekannten Helden, Schurken und Nebencharakteren...)


Star Wars – Der letzte Jedi 3: Unterwelt
Film/Serien-Roman
Jude Watson
Dino 2006
ISBN: 3-8332-1357-4
155 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95

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