von Bernd Perplies
Im ersten Band der Jugendromanreihe, „Auf verlorenem Posten“ hatte Obi-Wan im Exil auf Tatooine erfahren, dass sich auf dem Planeten Bellassa der ehemalige Padawan Ferus Olin als Rebell gegen das Imperium versuchte und dabei in die Klemme geraten war. Also war Kenobi losgeflogen, um dem Mit-Jedi zu helfen. Tatsächlich war es ihm mithilfe von Olin und dem eigensinnigen, jugendlichen Dieb Trever gelungen, die Pläne des finsteren Inquisitors Malorum zu durchkreuzen und von Bellassa zu fliehen – allerdings mit Kopfgeldjäger Boba Fett im Nacken.
„Düstere Vorboten“ schließt unmittelbar an diesen Handlungsstrang an. Obi-Wan, Olin und Trever haben sich auf dem Raumhafen Red Twins versteckt, doch Fett, unterstützt von der lebenden Geschützplattform D’harhan, ist ihnen auf den Fersen. Mit knapper Not können sie dem Kopfgeldjägerteam erneut entkommen, doch ihr Fluchtvehikel erweist sich als nur bedingt raumtauglich, sodass sie mit dem letzten Tropfen Treibstoff im Tank die nahe Welt Acherin erreichen, wo ein Bekannter von Obi-Wan, Garen Muln, in einer der letzten Schlachten der Klonkriege gekämpft hatte.
Leider gelangt man vom Regen in die Traufe: Acherin wird vom Imperium angegriffen und die Imperialen sind nicht auf Gefangene aus. Zwischen Jägergefechten und planetarem Bombardement erfahren die Flüchtlinge von der Kampfpilotin Raina und dem Anführer der Verteidiger von Acherin, Commander Toma, dass sich Muln auf Ilum versteckt hält, der geheimen Sakralwelt der Jedi, auf der jeder Schüler sein Lichtschwert anfertigt. Nach erneuter Flucht müssen sich die Wege der Gefährten trennen. Olin will nach Ilum, um neben Garen Muln vielleicht weitere Jedi, die sich versteckt haben, zu finden. Obi-Wan muss jedoch nach Polis Massa, wo der Inquisitor Malorum sich für die Gerüchte um die Geburt eines ganz bestimmten Zwillingspaares interessiert...
Wer zwei oder drei Romane von Jude Watson gelesen hat, weiß, was ihn mit „Düstere Vorboten“ erwartet. Entsprechend seiner Zielgruppe ist die Geschichte nicht eben in einem literarisch herausfordernden Stil verfasst. Stattdessen entwickelt sich das Abenteuer rasant, ja beinahe atemlos, man fühlt sich ein bisschen an die „Clone Wars“-Zeichentrickserie erinnert (nicht unbedingt, weil die Story und ihre Charaktere so übertrieben gezeichnet wären, sondern weil ständig Action angesagt ist). Schießerei und Flucht und wieder Schießerei und wieder Flucht; erst nach knapp der Hälfte des mit 133 Seiten (plus ca. 20 Seiten Glossar) recht kurzen Buches setzt so etwas wie eine tatsächliche Fortentwicklung des reihenumspannenden Handlungsbogens ein.
Alte Kenner der „Jedi-Quest“-Buchreihe werden sich freuen, dass Watson ihrem selbst entworfenen Romanuniversum und seinen Figuren treu bleibt. So wird mit Ferus Olim einen Padawan und Mitschüler Anakin Skywalkers von einst ein Comeback als erwachsener Mann gegönnt. Auch Namen wie Siri Tachi und Garen Muln hat man schon einmal gehört. Einmal mehr wird auf diese Weise die dichte Verknüpfung des Expanded Universe betont, trotzdem wirkt es sich nicht störend auf die Handlung aus. Man muss die Romane, auf die indirekt verwiesen wird, nicht kennen, um Obi-Wans neue Abenteuer zu verstehen – aber möglicherweise macht die Lektüre danach noch mehr Spaß.
Fazit: „Düstere Vorboten“ schließt als Fortsetzung direkt an Band 1 der neuen „Star Wars“-Jugendromanreihe „Der letzte Jedi“ von Jude Watson an. Die Handlung konzentriert sich etwas zu lange auf die reine Flucht der Helden vor den Schurken (erst Kopfgeldjägern, dann Imperialen), bevor neue Entwicklungen einsetzen. Ansonsten ist das Buch ein rasch gelesenes Abenteuer, das vor allem Kennern der „Jedi Quest“-Reihe das eine oder andere Aha-Erlebnis verspricht. Für junge Fans und Komplettisten zu empfehlen, alle anderen sollten auf den Post-Klonkriegsroman „Dark Lord – The Rise of Darth Vader“ von James Luceno warten.
Star Wars - Der letzte Jedi 2: Düstere Vorboten
Film/Serien-Roman
Jude Watson
Dino 2005
ISBN: 3-8332-1275-6
155 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95
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